Abkehr von der Fernbeziehung

Umziehen für einen Job? Kommt für immer weniger Manager in Frage – vor allem nicht zwischen 30 und 40
In ihren 30ern sind Manager am wenigsten mobil – Firmen kreieren Angebote.

Gute Jobaussichten in Indien, Taiwan und Japan. Ein Job in New York, Rio, Tokio? Kommt immer weniger infrage.

Die Mobilität der Führungskräfte hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Ebenso ist die Bereitschaft, sich räumlich von der Familie zu trennen, gesunken. Das ist das Ergebnis des Manager-Barometers von Odgers Berndtson, an dem 1800 Führungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnahmen.

Nur mehr 54,6 Prozent der Manager sind heute bereit, für ihren nächsten Job in die Nähe des neuen Arbeitgebers zu ziehen. Vor zwei Jahren war das noch für 64 Prozent selbstverständlich. Für den Job auf das Familienleben zu verzichten. Eine Fernbeziehung zu führen, kommt sogar nur noch für 38 Prozent der Manager in Frage. Ihre Bereitschaft zu pendeln lag mit 45 Prozent vor zwei Jahren noch deutlich höher.

Privates wird wichtiger

"Die abnehmende Mobilität der Manager beobachten wir seit Jahren, und zwar über alle Branchen, Altersklassen und Hierarchieebenen hinweg", sagt Gabriele Stahl, Partner bei Odgers Berndtson und Leiterin der Studie. "Das Privatleben wird wichtiger – ob mit oder ohne Kinder", so die Beraterin.

Vor allem Frauen tun sich mit dem Familienleben auf Distanz schwer. Nur 31 Prozent der weiblichen Führungskräfte sind dazu bereit, eine räumliche Trennung von ihrem Lebenspartner bzw. ihrer Familie in Kauf zu nehmen. Mit nur 33 Prozent Zustimmung ebenso ablehnend reagieren jüngere Manager auf Aufstiegsofferte abseits des Wohnortes. Die Bereitschaft zu pendeln steigt jedoch wieder mit zunehmendem Alter: Immerhin 51 Prozent der vor 1965 geborenen Babyboomer würde für den nächsten Karriereschritt eine Fernbeziehung führen.

"Manager zwischen 30 und 40 Jahren, bei denen beide Partner berufstätig sind und die Kinderbetreuung mit hohem Aufwand organisiert ist, sind verständlicherweise immobil", kommentiert Gabriele Stahl und warnt: "Die Arbeitgeber müssen flexibler darauf reagieren, sonst gehen ihnen über kurz oder lang die Talente aus."

Angebote von Unternehmen, die sich bereits mit der Problematik befassen, beinhalten neben Home Offices und der Möglichkeit, in virtuellen Teams zu arbeiten, etwa auch die Eröffnung neuer Büros oder eine Verlagerung des Unternehmenssitzes, etwa von der Großstadt in die Provinz bzw. umgekehrt. Einige Konzerne sind sogar dazu übergegangen, auch dem Lebenspartner eines Kandidaten, den sie unbedingt engagieren wollen, ein attraktives Jobangebot zu unterbreiten.

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