Abenteuer bei den Öko-Freaks

Abenteuer bei den Öko-Freaks
Bei Firmenbesuchen will Robert Rogner Managern zeigen, was sie von Pionieren lernen können.

Kundentermine, Kalkulationen, Geschäftsessen und dann noch zwei interne Meetings bevor es zum Flughafen geht: Im täglichen Geschäft bleibt oft keine Zeit, um in Beziehungen zu Mitarbeitern, Lieferanten oder Kollegen zu investieren. Gewirtschaftet wird längst über die Region hinaus, die Beziehungen werden immer anonymer. Nur wenigen Firmenchefs gelingt es, die Kontakte trotzdem zu pflegen. Und sie werden gesellschaftlich oft schnell ins esoterische Eck gestellt. Schließlich sind es in der Leistungsgesellschaft letztlich die Zahlen, die über Erfolg und Misserfolg eines Managers entscheiden.

„Ständig höre ich von Unternehmern und Managern, dass sie gerne so handeln würden wie beispielsweise Josef Zotter, der seine Lieferanten noch kennt und nicht über anonyme Börsen einkauft. Aber in ihrem eigenen Geschäft sei das ja leider nicht möglich“, erzählt Robert Rogner, der gerade seine Gesellschaft für Beziehungsethik ins Leben gerufen hat. Er meint, dass dieses Festhalten an Dogmen das Hauptproblem vieler Entscheidungsträger ist. „Sie spüren, dass etwas fehlt und es so nicht weiter gehen kann, wissen aber nicht wie sie es ändern sollen.“

Mit seiner neu gegründeten Gesellschaft will er Unternehmern Mut machen, neue Wege abseits des Mainstreams zu gehen. Für sein Vorhaben hat er vor einem Monat alle Funktionen in der familieneigenen Rogner Holding zurückgelegt, die vor allem für ihre Hundertwasser-Therme Bad Blumau in der Nähe von Fürstenfeld bekannt ist.

Patentrezept? Gibt’s nicht

Konkret bietet die Gesellschaft für Beziehungsethik zweitägige Besuche beim Schokoladehersteller Zotter, bei Sonnentor-Gründer Gutmann, dem Finanzrebellen und Schuhfabrikanten Heini Staudinger und im Kloster Gut Aich an. Vorträge und Powerpoint-Präsentationen stehen aber nicht am Programm. Die Teilnehmer – maximal zwölf Unternehmer – bekommen einen Blick hinter die Kulissen und lernen die „Ökofreaks“ dahinter kennen. Diskussionen über die Umsetzbarkeit im eigenen Unternehmen sind vorhersehbar und erwünscht. Rogner: „Es geht genau darum, sich außerhalb der eigenen Tretmühlen auszutauschen, Potenziale zu erkennen und ihre Umsetzbarkeit zu diskutieren.“

Seiner Meinung nach würden sich viele Unternehmer von Consultingfirmen verunsichern lassen. Und irgendwann die Eigenverantwortung ausschalten, in dem sie tun, was ihnen die Berater empfehlen. Pauschallösungen gäbe es aber keine, schon gar nicht von Beratern, die die Firma nur von außen kennen und ihr ein Patentrezept überstülpen wollen. Rogner: „Man muss das zu tun, was für einen passt und auch wieder aufs Bauchgefühl hören.“ So gesehen sei das Angebot wohl auch so etwas wie ein Abenteuerurlaub für Unternehmer und Manager.

„Es geht genau darum, sich außerhalb der eigenen Tretmühlen auszutauschen, Potenziale zu erkennen und ihre Umsetzbarkeit zu diskutieren.“

Geld verdienen will der Kärntner mit seiner neuen Firma übrigens nicht. Er sei finanziell unabhängig, betont er. Die Gewinne werden in Projekte investiert. Was ihm da vorschwebt? Rogner: „Ein großes Thema bei Klein- und Mittelbetrieben ist derzeit die Finanzierungsproblematik. Eine gemeinschaftliche Lösung und Alternative zu den Banken könnte ich mir gut vorstellen.“

Schluss mit Mainstream

Die Gesellschaft für Beziehungsethik (www.beziehungsethik.org) organisiert für Unternehmer 2-tägige Besuche bei alternativen Unternehmern. Erster Termin: 21.–22. 11 bei Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann. Teilnahmekosten: 1800 Euro

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