Kärnten: Weniger Gästebetten und trotzdem mehr Gäste

Zahl der Kärnten-Urlauber steigt, aber sie bleiben kürzer
Viele Vermieter haben in den vergangenen Jahren aufgegeben, dafür kommen immer mehr Zweitwohnsitze dazu.

Weniger Gästebetten und gleichzeitig mehr Gäste – was nach einer Quadratur des Kreises klingt, ist für Christian Kresse, Chef der Kärnten Werbung, Alltag. „Kärnten verliert jedes Jahr zwischen 2000 und 3000 Betten“, sagt er. „Im Zeitraum 2000 bis 2018 ist die Zahl der Gästebetten um 41.000 auf zuletzt knapp 121.000 gesunken.“

Zweitwohnsitze

Die Gründe sind schnell erklärt: Viele Junge ziehen weg, Privatpensionen sperren zu, große Hotels werden mangels Nachfolger verkauft und letztlich umgebaut – zu Appartementhäusern. Großinvestoren für solche Projekte entlang der Seen gäbe es genug, heißt es. Schließlich würden sich viele Alternativen zu den überhitzen Märkten in Wien oder Salzburg suchen. In den vergangenen Jahren sind laut Statistik 20.000 Zweitwohnsitzbetten in Kärnten dazu gekommen – laut den letzten verfügbaren Zahlen gibt es aktuell bereits 70.000.

Ärgernis

Aus Sicht vieler Touristiker sind diese neu errichteten Zweitwohnsitze ein Ärgernis. Viele stehen bis auf ein paar Wochen im Jahr leer, manche werden über Airbnb vermietet – und so nicht als Wohnraum genutzt. Die Immobilienpreise werden weiter angeheizt. „Dazu kommt, dass die Wohnungen ja nicht nur von den Eigentümern, sondern meist auch von deren Freunden genutzt werden. Oft sind das Gäste, die sich früher im 4-Stern-Hotel eingemietet haben“, sagt Kresse am Rande des ÖHV-Kongresses, der diese Woche in Villach über die Bühne geht. Zwar sei die Zahl der Betten in der 4- und 5-Stern-Hotellerie in Kärnten seit 2000 um knapp 4000 auf 23.700 gestiegen. Dieses Plus könne aber nicht den Wegfall der Privatzimmer kompensieren (Minus 66 Prozent auf 9400 Betten).

Mehr Qualität

Aus Sicht von Gregor Hoch, Ehrenpräsident der ÖHV, darf man den Wegfall von Betten aber nicht nur verteufeln. „Oft geht das ja mit Investitionen in die Qualität einher, die Zimmer werden einfach größer, hochwertiger“, sagt der Hotelier aus Oberlech. Das Problem mit den Zweitwohnsitzen sei zumindest in Lech einigermaßen im Griff. Hoch: „Seit der letzten Wahl gibt es keine Widmungen mehr.“

Dass kleine Pensionen aufhören und damit Kapazitäten vom Markt kommen, ist laut Hoch in allen Bundesländern zu sehen – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Laut Hoch muss man das Thema österreichweit und aus der Vogelperspektive ansehen: „Es gibt zu viele Betten in Österreich, die dann auch das Preisniveau zusammenhauen.“

Aus Sicht von Martin Domenig von der Tourismusberatung Kohl muss man überhaupt branchenübergreifender denken. In Villach sitzen neuerdings Vertreter der Industrie (laut Bürgermeister Günther Albl arbeiten 7000 Bewohner in der Region in der Industrie) und der Tourismus-Branche an einem Tisch, um den Standort weiter zu entwickeln.

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