Kärcher-Chef: "China zeigt mehr Respekt"
Der deutsche Reinigungsgerätespezialist erzielte im Vorjahr einen Umsatz von erstmals mehr als zwei Milliarden Euro. Im KURIER-Interview erzählt Konzernchef Hartmut Jenner, warum er trotz Produktpiraterie ein Freund Asiens ist, der stationäre Handel noch lange nicht tot ist und warum das poppige Gelb einem faden Anthrazit weichen musste.
KURIER: Kärcher ist seit 50 Jahren in Österreich präsent. Was feiern Sie am meisten?
Hartmut Jenner: Mich freut, dass ‚kärchern‘ im Wörterbuch steht und dass 90 Prozent der Österreicher unsere Marke kennen. Wirtschaftlich gesehen sind wir im Vorjahr zweistellig gewachsen und haben einen neuen Rekordumsatz von 67 Millionen Euro gemacht. Und das in einem etablierten Bestandsmarkt.
Sie sagten einmal, Sie haben selbst 20 Putzmaschinen zu Hause. Welche benutzen Sie denn am häufigsten?
Ich habe sogar 22 Geräte zu Hause. Natürlich greife ich am häufigsten zum Hochdruckreiniger, aber auch der Fensterputzer ist oft im Einsatz und natürlich meine Kehrmaschine für den Hof.
Kärcher ist global aufgestellt. Wo sehen Sie die größten Wachstumschancen?
2013 ist der Markt für Reinigungstechnik weltweit nur um ein bis zwei Prozent gewachsen. Wir hoffen, dass 2014 ein besseres Jahr wird. Ich glaube, dass Asien ganz stark werden wird.
Sie haben ein Werk in China, aber durch die vielen Plagiate und anschließenden Rechtsstreitereien auch ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Land. Warum investieren Sie trotzdem?
Ich bin ein Freund von Asien. Zwiespältig war nicht ich zu China, sondern die Chinesen zu unseren Produkten. Wir hatten immer wieder Plagiate in Asien, aber wir haben im Vorjahr als erstes Unternehmen einen Rechtsfall vor einem Provinzgericht in China gewonnen. (Der Kopierer musste hohe Kompensationszahlungen leisten, Anm.) Das hat in China Wirkung gezeigt.
Ihre Geräte werden jetzt nicht mehr abgekupfert?
Es ist nicht so, dass wir nicht kopiert werden, aber die Chinesen haben mehr Respekt. Da hat sich ein Wandel vollzogen. Es gibt immer mehr chinesische Hersteller, die wollen selbst nicht kopiert werden. Die Gesetzgebung und deren Umsetzung hat sich deutlich verbessert. Wir haben daher unser Engagement ausgeweitet.
Sie haben im Vorjahr ein Werk in Brasilien eröffnet. Sind für heuer weitere Produktionen geplant?
Wir haben im Vorjahr 120 neue Produkte auf den Markt gebracht. Mehr Geräte bedeutet auch mehr Kapazität. Wir werden aber vor allem bestehende Standorte ausbauen, z.B. in Rumänien.
Lust auf weitere Übernahmen?
Unser Markt ist stark fragmentiert und wir sind schon so groß, dass das Kartellrecht größere Übernahmen gar nicht erlauben würde.
Sie forcieren im Vertrieb den klassischen stationären Handel. Ist das angesichts des boomenden Online-Handels noch zeitgemäß?
Wir wollen unsere Kärchercenter, also die Verkaufs- und Servicestützpunkte, von derzeit 400 auf 1000 mehr als verdoppeln. Auch in Österreich sollen zu den bestehenden elf Standorten noch weitere dazukommen. Ich glaube, wer keine gute Beratung hat, wird langfristig Probleme bekommen. Am Ende des Tages entscheidet nicht der Preis, sondern das richtige Produkt. Und wir wollen nicht, dass unsere Händler im Internet preislich unterboten werden.
Für Aufsehen sorgte im Vorjahr ihre Farbumstellung. Sie haben ihre knallige gelbe Farbe im Gewerbe-Bereich auf langweiliges Anthrazit umgestellt. Warum?
Das hatte ganz sachliche Gründe. Es gab Ausschreibungen von Hotels, die wollten keine gelben Farben haben. Im Hotelgang mussten Geräte eine gedeckte Farbe haben. Außerdem wird im ständigen gewerblichen Einsatz ein gelbes Gerät leicht schmutzig und wirkt dann nicht mehr so sauber wie ein dunkles. Das ist schade bei einem Gerät, dass eigentlich reinigen soll. Wir wollten aber auch Privat- und Gewerbebereich optisch unterscheiden. Die Kunden haben auf den Farbwechsel eigentlich ganz positiv reagiert.
Für Privatkunden bleibt Kärcher wie gewohnt gelb?
Ja, so ist es. 90 Prozent unserer Geräte bleiben auch weiterhin gelb.
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