Jungen Migranten soll Lehre schmackhaft gemacht werden

Jungen Migranten soll Lehre schmackhaft gemacht werden
Ein steigender Ausländeranteil bei Schulabbruch und Arbeitslosigkeit verlangt nach neuen Maßnahmen bei der Integration Jugendlicher.

Die Statistiken zeigen klar: Jugendarbeitslosigkeit in Österreich ist zunehmend ein Integrationsproblem– speziell in Wien. Dort betrug der Anteil der Arbeitslosen unter 25 Jahre ohne Pflichtschulabschluss im Vorjahr fast 62 Prozent. Dazu kommen jährlich 10.000 Schulabbrecher‚ die weder beim AMS noch in einem Betrieb eine Lehre beginnen. Jenen „Drop-Outs“ widmet die Politik nun verstärkt ihre Aufmerksamkeit.

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz will mit der Initiative „Zusammen:Österreich – Deine Chance“ Migranten die Lehre näherbringen. Diese sind nämlich bei der Lehrausbildung und in berufsbildenden Mittleren Schulen mit einem Anteil von 34,7 Prozent deutlich unterrepräsentiert. „Migranten ist die Möglichkeit der Lehre noch viel zu wenig bekannt“, glaubt Kurz. Im Rahmen der Initiative touren Lehrlinge aus unterschiedlichen Unternehmen als „Integrationsbotschafter“ durch Schulen, um für die Lehre zu werben. „Junge Menschen sollen mit realistischen Vorbildern in den Arbeitsmarkt geholt werden“, so Kurz.

Unterstützt wird die vom Integrationsfonds koordinierte Initiative von großen Lehrlingsausbildnern wie Spar, Rewe, Siemens, McDonald’s, AUA und Porr. „Wir haben Lehrlinge aus 27 Nationen und 13 Glaubensgemeinschafen, es geht nicht darum, woher jemand kommt“, sagt Jörg Schielin, Direktor der Spar-Akademie. Rewe-Boss Frank Hensel hat Personal aus 80 Ländern: „Migration ist bei uns Alltag, ich bin selbst ein Migrant.“

Motivation

Imagekampagnen allein nützen wenig, wenn es den Jugendlichen an schulischen Grundkenntnissen oder der nötigen Motivation fehlt. Hier versuchen etwa Jugendcoaches Schwächen schon in den Schulen aufzuspüren und gegenzusteuern. Auch die überbetrieblichen Lehrlingsausbildner gehen neue Wege in Sachen Motivation.

So kooperiert das Bildungsinstitut ibis acam mit dem Wiener Volleyballclub hotVolleys. „Jugendliche sollen Bewegung wieder positiv erleben“, sagt ibis-acam-Chef Rafael Montibeller. Jugendliche mit Migrationshintergrund hätten oft Misserfolgserlebnisse und daher Ängste, in die Erwachsenen-Berufswelt einzutreten, so Montibeller. Ibis acam bildet derzeit 775 Lehrlinge aus und plädiert für eine stärkere Verzahnung von überbetrieblicher und betrieblicher Ausbildung.

Die steigende Jugendarbeitslosigkeit, vor allem in Südeuropa, hält die Europäische Union auf Trab: Am Donnerstag diskutieren die Sozialminister in Luxemburg darüber; auch beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs Ende kommender Woche in Brüssel steht das Thema auf der Agenda ganz weit oben.

Die EU-Kommission hat die Mitgliedsstaaten am Mittwoch aufgefordert, das Tempo zu verschärfen und die Ankündigungen der vergangenen Monate rasch umzusetzen. So sollen etwa jene sechs Milliarden Euro an EU-Geldern, die von 2014 bis 2020 für den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit eingeplant sind, schon in den Jahren 2014 und 2015 ausbezahlt werden.

Auch die im Februar beschlossene „Jugendgarantie“ soll noch einmal nachgebessert werden: „Dass Unter-25-Jährige binnen drei Monaten ein Job oder eine Ausbildungsstelle vermittelt wird, war bislang nur eine Empfehlung“, sagt ein Sprecher der Kommission. „Wir wollen, dass es eine Verpflichtung wird. Wenn junge Menschen direkt nach der Schule arbeitslos werden und keine Ausbildung machen, entfernen sie sich leicht von der Gesellschaft.“

Mittel erhöhen

Im EU-Budget 2014–2020, das noch verhandelt wird, sollen nach Plan der Kommission mindestens 25 Prozent des Kohäsionsfonds bzw. 80 Milliarden in den Europäischen Sozialfonds fließen. Dort soll ein Fixbetrag für Initiativen gegen die Jugendarbeitslosigkeit zweckgewidmet werden.

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