"Jetzt müssen wir harte Bretter bohren"

Gute Exportchancen sieht ÖWM-Chef Klinger vor allem in Asien und auch in Amerika
Es droht die Aufsplitterung der Weinwirtschaft in Interessensgruppen. ÖWM-Chef Klinger will gegensteuern.

30 Jahre nach dem Weinskandal steht die heimische Weinwirtschaft wieder vor einer großen Herausforderung. "Jetzt müssen wir harte Bretter bohren", lautet die Botschaft vom Geschäftsführer der Österreich Weinmarketing, Wilhelm Klinger.

Ein Problem ist, dass die Weinwirtschaft auseinanderdriftet. Erfolgreiche Winzer haben sich in Verbänden organisiert und eigene Verkaufsstrategien wie die Bezeichnung "Erste Lage" entwickelt. Dazu gehört etwa der Verein Österreichische Traditionsweingüter mit prominenten Mitgliedern wie Bründlmayr und Nigl oder die Steirischen Terroir und Klassik Weingüter (STK). Dort sind etwa die Weingüter Sattlerhof und Tement aktiv.

"Die Spitzenwinzer haben viel getan für die heimische Weinwirtschaft. Aber es ist wichtig, dass sie sich nicht separieren, sondern die Weinbaupolitik dominieren, weil sie erfolgreich und somit Vorbilder sind", betont Klinger. Er möchte, dass sich die Spitzenwinzer noch stärker in den nach dem Weingesetz 1999 gegründeten Branchenverbänden engagieren. "Dort muss die Innovation stattfinden." Ansonsten wird die Schere zwischen den international erfolgreichen Produzenten und dem Rest weiter aufgehen.

Wobei, so Klinger, eine stärkere Einbindung der besten Winzer natürlich nicht nur eine Bringschuld der Prominenten, sondern auch eine Holschuld des Rests der Branche ist. Der ÖWM-Geschäftsführer nennt Deutschland als schlechtes Beispiel für eine Zersplitterung der Wein-Branche. "Dort kennt sich niemand mehr aus."

Ein gemeinsame und effektive Marketingstrategie ist notwendig, weil der Wein-Absatz im Inland kaum mehr gesteigert werden kann. Es gibt in Österreich mittlerweile rund 1500 Winzer, die im Durchschnitt jährlich jeweils mehr als 30.000 Liter abfüllen. Exportsteigerungen von etwa sieben Prozent pro Jahr sind derzeit aber nur in Asien und Amerika möglich. Um in Übersee Erfolg zu haben, bedarf es eines beträchtlichen persönlichen Einsatzes vor Ort.

Auch in der heimischen Sektwirtschaft ist nicht alles paletti. Dort ist die Situation ähnlich wie beim Wein. Die sehr erfolgreichen Produzenten von Winzersekt sind im Sektkomitee formell nicht adäquat vertreten.

Handlungsbedarf sieht Klinger auch bei den Natural Wines. Die Weinherstellung nach dem Vorbild archäischer Produktionsmethoden hat zur Folge, dass die Weine kein sortentypisches Geschmacksbild entwickeln. "Die fallen bei der Prüfnummern-Verkostung durch", so Klinger. Das hat zur Folge, das weder eine rot-weiß-rote Banderole angebracht, noch ein Weinbaugebiet auf der Flasche angegeben werden darf. "Das ist ein unbefriedigender Zustand."

Ein weiterer Trend ist biologischer Weinbau. Elf Prozent der Weinbaufläche werden bereits biologisch bewirtschaftet. "Ökologisierung ist ein wichtiges Thema", weiß Klinger. "Das wird von den Kunden nachgefragt." Auch die Weingüter Bründlmayer und Tement setzen neuerdings auf bio. Die Herstellung von Bio-Weinen ist wegen des Verzichts auf Pflanzenschutzmittel deutlich aufwendiger als im konventionellen Weinbau. Die Mehrarbeit muss bezahlt werden. Die Bio-Branche wird streng kontrolliert.

Klinger hält auch die Weiterentwicklung des Zertifizierungsprogramms für den nachhaltigen Weinbau für wichtig.

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