Vom "neidischen" Grafikkarten-Pionier...
Begonnen hat alles vor 30 Jahren. Der gebürtige Taiwanese Jen-Hsun (engl. Jensen) Huang gründete gemeinsam mit Curtis Priem und Chris Malachowsky Nvidia in einer lokalen Filialen der Burgerkette Denny's. Der Kaffee sei billig gewesen und es sei ruhiger gewesen als zu Hause, erläuterte Huang später. Die Firma sollte ursprünglich NVision heißen, der Name war aber schon vergeben, deshalb wurde es Nvidia - in Anlehnung an das lateinische Wort für Neid (invidia, Anm.) – die Konkurrenz sollte vor Neid erblassen.
Nvidia schaffte mit seinen Grafikkarten-Chips (GPU) für eine bessere Bildauflösung bei Computerspielen den internationalen Durchbruch. Bald gingen Silicon-Valley-Investoren wie Sequoia Capital an Bord. Tüftler Huang wandte sich kniffligeren Informatikproblemen zu, die von leistungsstarken Mikrochips gelöst werden sollten. „Computergrafik ist einer der komplexesten Bereiche der Informatik“, sagte der studierte Elektrotechniker einmal, „man muss alles verstehen“.
Wie kein Zweiter in der Branche verstand es Huang, dass seine Chips auch für große Rechenleistungen eingesetzt werden können und damit Anwendungen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) erst ermöglichen – als Herzstück von virtuellen Assistenten, Bitcoin-Transaktionen oder selbstfahrenden Autos.
... zum KI-Chip-Kaiser
Der Hype um KI beschert einen Nachfrageboom wie noch nie und machte das Unternehmen zum Börseliebling. Zu Beginn des KI-Booms Anfang 2023 hatte die Aktie des Konzerns noch rund 150 Dollar gekostet. Allein in diesem Jahr sprang der Kurs von rund 500 auf über 1.220 Dollar hoch.
Inzwischen kommt Nvidia-Technik nicht mehr nur beim Training, sondern auch beim Betrieb von KI-Anwendungen zum Einsatz. Darin steckt potenziell ein noch stabileres Geschäft. Denn das Anlernen braucht zwar eine gewaltige Rechenleistung, ist jedoch nur einmal pro KI-Modell nötig. Huang geht aber davon aus, dass KI künftig alle möglichen Inhalte generieren wird, die heute aus Datenbanken abgerufen werden.
Er ist überzeugt, dass in der Zukunft die meisten Inhalte nicht mehr vorgefertigt aus Speichern abgerufen werden, sondern dass KI-Software sie ausgehend von der aktuellen Situation frisch erzeugen werde. So werde man sich zum Beispiel mit Gebäudetechnik per Chatbot unterhalten können, anstelle irgendwo Daten einzusehen.
115 Milliarden Dollar schwer und wohltätig
Mit einem geschätzten Vermögen von 115 Milliarden Dollar stieg der Visionär in der Bloomberg-Rangliste der reichsten Menschen der Welt auf Platz 12 auf. Dabei soll ihm Geld gar nicht so wichtig sein, beschreiben ihn Wegbegleiter. Ganz im Gegenteil: Im Auftreten frönt der Lederjacken-Mann gerne dem Understatement und bevorzugt Streetfood-Lokale statt noblen Restaurants.
Geschütztes Privatleben
Über sein Privatleben verrät Huang, der ein begeisterter Videogamer und Baseball-Spieler (siehe Foto) ist, wenig. Mit seiner Ehefrau Lori Mills, die er bereits an der Oregon State University kennenlernte, wo er Elektrotechnik studierte, hat er zwei Söhne, die ebenfalls in der Technologiebranche beschäftigt sind. Sohn Jenson Jun. soll unbestätigten Medienberichten zufolge bei Google arbeiten, Sohn Lucas bei Facebook.
Wie Bill Gates tritt auch Huang als "Big Spender" in Erscheinung. Seine "Jenson und Lori Huang Foundation" finanziert zahlreiche Projekte im Bereich Wohltätigkeit, Gesundheit und vor allem Aus- und Weiterbildung im Bereich Technologie. An der Standford University wurde für 30 Mio. Dollar ein eigenes "Jenson Huang School of Engineering Center" eingerichtet.
Huang, der 2021 vom US-Magazin Time zu einem der 100 einflussreichsten Personen der Welt gewählt wurde, hat jedenfalls noch lange nicht vor, beruflich leiser zu treten. Sein Motto: „Man muss laufen, nicht gehen“.
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