Jedes vierte Paar Ski nur geliehen

Der Skiverleih samt Rundum-Service und Internet-Vorbestellung boomen. Am Berg ist das ein gutes Geschäft.

Am Berg sind wir längst vom Verkäufer zum Dienstleister geworden", stellt Reinhard Alber, Sportartikelhändler und Skiverleiher am Arlberg, fest. Die Sportler wollen ihre Bretteln nicht mehr ins Skigebiet karren und dann täglich zum Lift schleppen. Der Verleih und die Vermietung von Depotplätzen direkt an der Talstation boomen. Die Händler trocknen und desinfizieren die Schuhe über Nacht, die Ski werden wieder auf Vordermann gebracht. Bei Alber arbeiten bereits zehn Mitarbeiter im Service-Geschäft. Zudem kurbeln seine 1500 Paar Leihski den Verkauf an. "Die Leute testen vier, fünf Modelle, bevor sie eigene Bretteln kaufen."

Bereits vier von zehn Skifahrern wedeln mit Leihskiern über die Pisten, jeder Zehnte hat die Bretteln per Mausklick im Web reserviert. "Die Internetvorbestellungen explodieren, die jährlichen Zuwachsraten liegen bei hundert Prozent", beobachtet Holger Schwarting, Vorstand von Sport 2000. Mehr als 300 Standorte betreiben die rund 200 Sport-2000-Mitglieder österreichweit. "Zum Glück sind unsere Händler vor allem im Westen des Landes", atmet Schwarting auf. Denn die oft grünen Wiesen in Ostösterreich haben die Bretteln dort zu wahren Ladenhütern verkommen lassen. Schwarting: "In Ostösterreich liegt das Geschäft ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau."

In den besten Zeiten wurden jährlich weltweit  acht Millionen Paar Ski verkauft, jetzt sind es 3,3 Millionen. Hersteller versuchen mit Innovationen auf Kurs zu bleiben, die sie derzeit bei der Sportartikelmesse ISPO präsentieren. So startet Head mit neuen Rocker-Skiern in die Saison 2012/’13. Die Bretteln der Era-3.0-Technologie sollen ruhiger fahren und einen schnelleren Kantengriff haben. Die dazupassenden Schuhe soll man leichter anziehen und damit auch eleganter zum Après-Ski tänzeln können.

Tourenski

Die Konkurrenz schläft nicht. "Die Innovationen der anderen Hersteller gehen in eine ähnliche Richtung. Für Laien sind die Unterschiede kaum nachvollziehbar", bremst ein Händler, der gerade die Innovationen von Fischer-Ski getestet hat, die Erwartungen.  Jährlich werden in Österreich 320.000 Paar Ski verkauft. Als "Hoffnungsanker für den Winter" sieht Hervis-Einkäufer Franz Milicevic den Tourenski. Der Markt wachse "um acht bis zehn Prozent". Naturgemäß spielt gerade bei Tourenskiern die Musik hauptsächlich im schneereichen Westen. Und man muss die Kirche im Dorf lassen: Der Weltmarkt wird auf gerade einmal 340.000 Paar geschätzt. Auch dieser Hype wird irgendwann vorbei sein. So wie jener bei Helmen. Die Verkaufszahlen sind binnen drei Jahren um 50 Prozent eingebrochen.

ISPO 2012: Per Regler von Tiefschnee auf Piste schalten
Die Sportartikelindustrie zeigt seit Sonntag bei der Sportartikelmesse ISPO in München was nächsten Winter angesagt ist. 2300 Aussteller präsentieren vier Tage die  Trends – allerdings nur einem Fachpublikum. Die ISPO gilt als Startschuss für die Bestellungen für die kommende Wintersaison. Nur ausgewählte Händler haben die hier präsentierten Innovationen schon vorab gesehen.
Aus Österreich sind unter anderem Head, Fischer, Eisbär und Northland angereist. Die Ski-Industrie hat vor allem Verfeinerungen der Rocker-Technologie im Gepäck. Diese "macht es auch dem Normalverbraucher leicht, im Tiefschnee zu fahren", meint Atomic-Chef Wolfgang Mayrhofer. Und zwar, weil sich die Ski wegen ihren aufgebogenen Enden leichter drehen lassen. Auf der harten Piste waren Rocker aber bisher eher unruhig unterwegs.

Der oberösterreichische Hersteller Fischer glaubt, mit seinem Hybrid-Ski die Lösung gefunden zu haben. Durch Verschieben eines Reglers am Ski wird der Einzug am Ski und damit der Radius geändert. Man kann also quasi von Tiefschnee- auf harte Pistenverhältnisse  umschalten, wird auf der ISPO versprochen.  In eine ähnliche Richtung gehen die Innovationen der Konkurrenten.

In die gesamte Sportartikelmarkt zieht verstärkt das digitale Zeitalter ein: Apps mit Trainingsprotokollen, Laufrouten und Kalorienverbrauch sollen – geht es nach der Industrie – bald zur Standardausstattung gehören.

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