Jeder fünfte Flüchtling arbeitet in der Gastronomie

Jeder fünfte Flüchtling arbeitet in der Gastronomie
Studie der Uni Wien: Fehlende formale Ausbildungsnachweise erschweren den Arbeitsmarktzugang. Kammern gefordert.

Nur wenige Asylberechtigte schaffen in Österreich den Einstieg auf dem Niveau oder dem Umfeld, in dem sie früher tätig waren. Trotz guter Ausbildung müssen daher viele in eher niedrigqualifizierten oder schlecht bezahlten Branchen arbeiten. Dies geht aus einer Studie von Soziologen der Universität Wien hervor. Es wurden 1000 Flüchtlinge interviewt, die zwischen 2013 und 2017 nach Österreich gekommen sind.

Die meisten dieser neuen Flüchtlinge arbeiten demnach im Dienstleistungssektor (33 Prozent) oder in der Gastronomie (24 Prozent). Nur elf Prozent sind im Handel, neun Prozent in der Industrie tätig. Zum Vergleich: Österreichische Staatsbürger arbeiten nur zu fünf Prozent in der Gastronomie und zu 16 Prozent in der Industrie.

Nachweise fehlen

Das Problem: Flüchtlinge könnten ihre Qualifikationen oft nicht formal nachweisen, weil dies in ihren Herkunftsländern zuvor nicht erforderlich war. „Der österreichische Arbeitsmarkt ist im europäischen Vergleich extrem professionalisiert. Man braucht praktisch für jeden Beruf ein Zertifikat“, so Studienautor Bernhard Kittel. Er appelliert an die Kammern, hier aktiv zu werden und unnötige Bürokratie abzubauen.

Wenig Jobs über AMS

Ihre Jobs fanden die Flüchtlinge zum Großteil über Freunde aus Österreich (37 Prozent)  oder demselben Herkunftsland (17 Prozent), nur 15 Prozent über das AMS.Österreicher finden hingegen zu 43 Prozent einen Job über das AMS. Mehr als die Hälfte der Befragten wollte möglichst sofort eine Arbeit in Österreich aufnehmen, 21 Prozent innerhalb eines Jahres.

Jeder fünfte Flüchtling arbeitet in der Gastronomie

Statt Wertekurse soll Engagement bei NGOs gefördert werden, so die Studienautoren

 Soziale Integration

Zwischen Arbeitsmarktzugang und sozialer und kultureller Integration bestehe ein enger, wechselseitiger Zusammenhang, betonen die Studienautoren. Statt Wertekursen solle zivilgesellschaftliches Engagement von NGOs, privaten Nachbarschaftsinitiativen sowie lokalen Aktionen in Betrieben und Gemeinden gefördert werden. "Gerade die Kontakte zwischen Einheimischen und Geflüchteten, die durch das Engagement von NGOs gefördert werden, sind entscheidend für die Integration."

 

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