Jeder fünfte Arbeitslose hat eine Einstellzusage
Der zu Jahresbeginn heftige Wintereinbruch fror das Baugeschehen in den alpinen Regionen Österreichs weitgehend ein – und hinterließ deutliche Spuren in der Arbeitslosenstatistik.
Die Anzahl der beim AMS registrierten Bauarbeiter stieg Ende Jänner binnen Monatsfrist gleich um 10.000 auf 65.000 Personen. Das sind 15 Prozent aller Arbeitslosen. Die Bauwirtschaft trug damit mit Abstand am meisten zur Gesamtarbeitslosigkeit im Jänner bei.
Per Monatsende waren insgesamt 367.979 Arbeitslose beim AMS vorgemerkt, um drei Prozent weniger als vor einem Jahr. Inklusive der Schulungsteilnehmer waren rund 433.000 Menschen auf Jobsuche (siehe Grafik unten).
Bau leidet, Tourismus profitiert
Während die Baubranche unter den Wetterkapriolen litt, kamen sie dem Wintertourismus zugute. Der Jänner war in den Skigebieten gut gebucht, der Tourismus verzeichnete mit fünf Prozent einen überdurchschnittlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich. Ebenfalls positiv entwickelten sich die Industrie, das Gesundheits- und Sozialwesen, die Arbeitskräfteüberlassung sowie der Handel.
83.000 „Geparkte“
Bei Weitem nicht alle Arbeitslose müssen sich einen neuen Job suchen. 83.709 Vorgemerkte, das sind 22,7 Prozent aller Jänner-Arbeitslosen (exkl. Schulungen), haben eine Wiedereinstellzusage des Arbeitgebers in der Tasche, sind also nur für kurze Zeit beim AMS „zwischengeparkt“. In den offiziellen Arbeitsmarktdaten wird diese Zahl seit Längerem nicht mehr extra ausgewiesen, auch weil die langjährige Praxis des Kündigens und Wiedereinstellens teuer und daher umstritten ist.
Laut einer WIFO-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich verursachte diese Praxis im Jahresschnitt 2017 einen Prozentpunkt der Arbeitslosenquote und ein Achtel der Gesamtarbeitslosigkeit. Bei den Beschäftigungsaufnahmen waren 14 Prozent Wiederaufnahmen nach Abmeldungen desselben Arbeitgebers. Für den Staat entstanden dadurch Kosten von 432 Mio. Euro. Die Studie empfiehlt eine bessere Lastenverteilung in der Arbeitslosenversicherung. Je nach Kündigungsverhalten sollten Betriebe mehr oder weniger zur Finanzierung beitragen.
Arbeitslosigkeit geht weiter zurück
Winterbauoffensive
Die Wirtschaftskammer verweist darauf, dass kein Betrieb seine Mitarbeiter leichtfertig kündige, aber witterungsbedingt gebe es vor allem in der Baubranche oft keine andere Möglichkeit. In der Steiermark versucht die Landesregierung mit einer regionalen „Winterbauoffensive“ die auftragsarmen Wintermonate zu beleben. Mit einem Förderbudget von 900.000 Euro werden Bauvorhaben oder die Weiterbildung von Baubeschäftigten in den Wintermonaten unterstützt. Offenbar mit Erfolg. Die Steiermark verzeichnete im Jänner mit 8,4 Prozent den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Auch im Tourismus wird ob des Fachkräftemangels an Modellen zur Ganzjahresbeschäftigung gefeilt. So tun sich in Kärnten die ersten Winter- und Sommerbetriebe zusammen, um gemeinsam Ganzjahrespersonal anzuwerben.
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