Jeder dritte Bankjob auf der Kippe

Selbst ist der Bankkunde: Viele suchen die Filialen erst gar nicht mehr auf, sondern erledigen ihre Bankgeschäft zu Hause am PC oder am Smartphone.
Fusionen und Filialschließungen könnten in Österreich mehr als 25.000 Arbeitsplätze kosten.

In der Bank Austria läuten die Alarmglocken. Sollte die italienische Konzernmutter UniCredit tatsächlich das Privatkundengeschäft an die Bawag abtreten, dürften erneut zahlreiche Jobs verloren gehen. Wie viele genau, wagen derzeit nicht einmal die Personalvertreter abzuschätzen. Die Gewerkschaft kündigt schon jetzt Widerstand an. "Die Bank-Austria-Betriebsräte haben unsere 1000-prozentige Unterstützung", sagt GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian.

Eine Fusion der Privatkundensparten hätte "massive Auswirkungen" auf die Belegschaft. Viele Mitarbeiter seien verunsichert. Jobabbau ist bei der Bank Austria längst "Tagesgeschäft", binnen zwei Jahren wurde der Personalstand in Österreich von mehr als 10.000 auf nunmehr 9375 gedrückt.

Flurbereinigung

Die Bank Austria ist kein Einzelfall. Die heimische Bankenbranche befindet sich in der größten Strukturbereinigung seit Jahrzehnten. WIFO-Bankenexperte Franz Hahn schätzt, dass durch Fusionen, Auslagerungen und Filialschließungen in den nächsten vier bis fünf Jahren mehr als ein Drittel des Personalstands reduziert werden könnte. Das wären bei einem aktuellen Beschäftigtenstand von 75.000 mehr als 25.000 Arbeitsplätze. Der Abbau müsse nicht immer durch Kündigungen erfolgen, auch freiwillige Abgänge fielen darunter. Scheibchenweise gingen dadurch in den vergangenen fünf Jahren in der Branche bereits 4000 Stellen verloren.

Die heimischen Großbanken hätten wegen der Erfolge in Osteuropa Strukturanpassungen im Inland lange Zeit verschleppt, so Hahn. Jetzt, wo die Erträge einbrechen, hätten die Institute ein Kostenproblem und seien gezwungen, "ihre optimale Größe zu finden". Die Personalkosten machen rund die Hälfte der operativen Kosten einer Bank aus.

Gehalts-Altlasten

Ein hausgemachtes Problem sieht Hahn auch in den großzügigen Gehaltsabschlüssen inklusive fetter Bonifikationen, die noch in den Blütezeiten ausverhandelt wurden. "Der Personalaufwand ist in den österreichischen Banken besonders hoch." Dazu kommen "extrem hohe Pensionsverpflichtungen", die noch über Jahre eine fixe Belastung für die Bilanzen darstellen würden und nicht einfach wegverhandelbar seien.

Laut Bankenverband dürften in den nächsten zehn Jahren 30 bis 50 Prozent aller Bankfilialen in Österreich zusperren. Dazu kommen Auslagerungen ganzer Tätigkeiten wie Kreditabwicklung oder Risikomanagement, das vermehrt das Kerngeschäft der Banken betrifft. Um den erwarteten Stellenabbau abzufedern, fordert die Gewerkschaft arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie die Einrichtung einer eigenen Branchenstiftung.

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