Jeder 2. Arbeitslose älter als 45

Jeder 2. Arbeitslose älter als 45
2013 wird die Arbeitslosigkeit steigen. Experten sprechen von einem erhöhten Jobrisiko für Ältere.

Die lahmende Konjunktur in Europa wird über den Winter auch den österreichischen Arbeitsmarkt auf längere Zeit einfrieren. Nach einer aktuellen Prognose des Forschungsinstituts Synthesis im Auftrag des AMS dürfte im kommenden Jahr die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt um weitere 10.800 auf insgesamt 273.100 ansteigen. Für das laufende Jahr wird ein Plus von 15.600 Personen erwartet.

Die Nachfrage der Betriebe werde nicht ausreichen, um das vor allem durch die "Europäisierung" steigende Arbeitskräftepotenzial aufzunehmen, heißt es sinngemäß in der neuen Prognose, die dem KURIER vorliegt. Soll heißen: Durch den verstärkten Zuzug aus dem europäischen Ausland wurden zuletzt zwar zusätzliche Arbeitsplätze – vor allem im Tourismus und Handel – geschaffen, aber auch bestehende verdrängt.

Wenig verwunderlich, dass die Hälfte des Zuwachses an Arbeitslosen Personen betreffen wird, die höchstens einen Pflichtschulabschluss vorweisen können. Hier ist der Verdrängungseffekt am stärksten. Schon eher bemerkenswert ist, dass laut Prognose schon 47 Prozent der Betroffenen älter als 45 Jahre sein werden, sich also im letzten Drittel ihres Berufslebens befinden. "In dieser Hinsicht wird es im kommenden Jahr keine Entspannung geben", heißt es in der Prognose.

Demografie

Die demografische Entwicklung, also das Nachrücken von geburtenstarken Jahrgängen in diese Altersgruppe, sei für die steigende Betroffenheit ein wichtiger Grund, aber längst nicht der einzige, erläutert Synthesis-Experte Wolfgang Alteneder: "Ältere Arbeitnehmer haben generell ein erhöhtes Arbeitslosenrisiko." Die Ursachen dafür seien unter anderem gesundheitliche Beeinträchtigungen, Burn-out, geringere Flexibilität oder höheres Gehalt. Wenn Betriebe Personalkosten sparen müssen, hätten ältere Mitarbeiter oft die schlechteren Karten.

Der erschwerte Zugang zur Invaliditätspension werde ebenfalls zu einem Anstieg der Arbeitslosen führen, glaubt Alteneder.

Für das AMS wird die zunehmend älter werdende Klientel zur großen Herausforderung, denn die Re-Integration in den Arbeitsmarkt ist für diese Zielgruppe wegen fehlender Arbeitsplätze besonders schwierig. Einer vor Kurzem durchgeführten Umfrage der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) zu Folge bekam nur jeder dritte Arbeitslose über 45 Jahre vom AMS ein für ihn passendes Jobangebot. Fast die Hälfte gab ferner an, keine passenden Qualifizierungsangebote zur Verbesserung ihrer Jobchancen erhalten zu haben.

"Die AMS-Betreuer brauchen mehr Zeit und Möglichkeiten, um individuellere Lösungen für die Arbeitssuchenden zu finden. Dazu braucht es aber mehr Mittel und Personal", sagt AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer. Die AK fordert daher eine neue Schwerpunktsetzung in der Arbeitsmarktpolitik.

In Spanien hat jeder vierte Erwerbstätige keinen Job

Alarmierende Zahlen kommen aus Spanien. Dort ist jeder vierte Erwerbstägige ohne Job. Die Arbeitslosenquote stieg im dritten Quartal auf einen Rekordwert von 25,02 Prozent. Nur in Griechenland gibt es eine höhere Arbeitslosigkeit. Experten befürchten, dass sich die Beschäftigungslage angesichts der anhaltenden Rezession und der Sparpolitik der Regierung weiter verschärft. Derzeit hat in jedem zehnten spanischen Haushalt kein Haushaltsmitglied einen Job.

Nach einer Studie der Europäischen Behörde Eurofound mit Sitz in Dublin führt die steigende Jugendarbeitslosigkeit in Europa nicht nur zu vermehrten sozialen Problemen, sondern auch zu finanziellen. Eurofound schätzt den wirtschaftlichen Verlust durch junge Menschen, die weder eine Arbeit haben noch in Ausbildung sind, auf rund 153 Milliarden Euro für das Jahr 2011.

In diesem Jahr waren EU-weit nur 33,6 Prozent der 15- bis 29-Jährigen in einer Beschäftigung – der niedrigste Wert, der je gemessen wurde. EU-weit sind derzeit 14 Millionen junge Menschen arbeitslos und ohne Ausbildung, wobei die Krisenländer Spanien, Italien und Griechenland, aber auch Polen, Bulgarien und Ungarn am stärksten betroffen sind.

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