Japanische Rakuten will auch ins Bankgeschäft
Der japanische Internet-Konzern Rakuten hat in Österreich noch viel vor. Vor einem Jahr startete der drittgrößte Internethändler der Welt mit seinem Marktplatz-Konzept in Österreich. 2015 sollen weitere Geschäftsfelder hinzukommen, verrät Rakuten-Österreich-Chef Dieter Kindl dem KURIER. Geplant ist sowohl der Start von "TV on Demand" als auch der Einstieg ins Bankgeschäft. Die Japaner sind die größte Online-Bank in ihrem Land und haben bereits in Luxemburg und Deutschland eine Banklizenz gelöst. Welche Services in Österreich angeboten werden sollen, will Kindl noch nicht verraten. Auch die Expansion des Kommunikations-Dienstes Viber, eine Alternative zu Skype und Whatsapp, soll in Europa forciert werden. Viber wurde im Februar des Jahres um 900 Millionen Dollar von Rakuten erworben und hat 300 Millionen Nutzer weltweit.
KMU-Fokus
Rund 700 Klein- und Mittelbetriebe (KMU) haben bereits unter dem Rakuten-Dach ihre Zelte aufgeschlagen, bis Jahresende sollen weitere 100 dazukommen. "Das Potenzial ist noch riesengroß, wir suchen vor allem kleinere Nischenanbieter, die ihre Produkte international verkaufen wollen", erläutert Kindl. Als Beispiele nennt er den Bereich "Do-it-Yourself" in Haus und Garten sowie Nahrungs- und Genussmittel. "In Deutschland gibt es eine große Nachfrage nach österreichischem Wein", weiß Kindl. Insgesamt würden 80 Prozent aller Verkäufe von österreichischen Shops ins Ausland gehen.
Als bewusstes Gegenkonzept zu Amazon verkauft Rakuten selbst nichts, sondern vermietet fixfertige Webshops im globalen Shoppingcenter. Die monatliche Gebühr beträgt 39 Euro, die Verkaufsprovisionen liegen zwischen 5 und 9 Prozent. Rakuten übernimmt das Abrechnungs- und Transaktionsmanagement sowie das Zahlungsausfallsrisiko. Der Versand muss von den Händlern selbst organisiert werden.
Amazon-Frust
Erklärtes Ziel von Rakuten ist es, Marktführer Amazon vom globalen Thron zu stoßen. "In fünf Jahren sind wir größer als Amazon", kündigte Konzernchef Hiroshi Mikitani bereits vor zwei Jahren an und treibt seither die internationale Expansion voran. Doch das KMU-Geschäft ist ein mühsames, musste auch Kindl feststellen: "Ich merke hier eine gewisse Trägheit, wenn es um Umsetzung neuer Ideen geht". Der Frust vieler Händler über die rigiden Geschäftsbedingungen bei Amazon sei aber durchaus hilfreich: "Wir treten nicht mit unseren Händlern in Konkurrenz". Anders als Amazon hat Rakuten in Österreich eine eigene Gesellschaft gegründet und beschäftigt derzeit 18 Mitarbeiter.
Post-Plagiat
Verärgert zeigt sich Kindl über das von der österreichischen Post geplante eCommerce-Portal für KMU. Das Business-Konzept lese sich, als sei es von Rakuten abgekupfert, einzelne Begriffe seien fast wortwörtlich übernommen worden. Zuvor habe die Post Kooperationsgespräche mit Rakuten überraschend abgebrochen. "Ich bin gespannt, welchen Mehrwert die Post den Händlern bieten wird", meint Kindl, einem lokalen Österreich-Portal ohne internationaler Anbindung gibt er wenig Chancen.
Bestellen wird bei Amazon in Zukunft teurer: Am Dienstag hat der Online-Händler auf seiner Homepage bekanntgegeben, dass der Mindestbestellwert für den Erlass der Lieferkosten auf 29 Euro erhöht wurde. Davor reichte ein Einkauf im Wert von 20 Euro.
Die Versandkosten selbst ändern sich nicht. Von der Regelung ausgenommen sind wie bisher Bücher, Hörbücher und Kalender. Produkte aus diesen Kategorien kann man auch unter 29 Euro versandkostenfrei bestellen. Auch Prime-Kunden müssen für die Lieferung weiterhin nichts zahlen.
Tricksen möglich
Mit einem Trick können auch "normale" Kunden die Versandkosten umgehen: Bestellt man zusätzlich zu dem gewünschten Produkt ein Buch, wird das Paket kostenlos verschickt - auch wenn der Bestellwert unter 29 Euro liegt.
Ursprünglich hatte der Mindestbestellwert sogar mal bei 45 Euro gelegen. Im Februar 2002 hatte Amazon auf den Wert von 20 Euro gesenkt.
Eine Begründung für den jetzigen Schritt lieferte Amazon nicht. Allerdings hatte das US-Unternehmen im zweiten Quartal wegen hoher Investitionen in Service und Produkte unterm Strich 126 Millionen Dollar (94 Millionen Euro) verloren. Im Vorjahr hatte das Minus noch sieben Millionen Dollar betragen. Für das laufende Quartal rechnet das Management sogar mit einem operativen Verlust von bis zu 810 Millionen Dollar.
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