Jagertee für Londoner Pubs
Beim Einkauf hatte es Harold Burstein, seit 2008 Eigentümer von Stroh Rum, schon leichter. "Der Preis für Weindestillat hat sich binnen acht Monaten verdoppelt, das Destillat für Inländer-Rum ist auch wieder teurer geworden", seufzt er. Bei Cognac-Destillaten seien "die Preise in Europa explodiert, weil die Asiaten den halben Markt leerkaufen", meint Burstein. In Summe hätten höheren Beschaffungskosten seine Preiserhöhungen vom vergangenen Jahr längst aufgefressen.
Stroh hat im vergangenen Jahr vier Millionen Liter Spirituosen in Klagenfurt abgefüllt. Neben den hauseigenen Marken Stroh, Mautner und Bouchet wird auch für andere abgefüllt – etwa für Schlumberger die Marken Gurktaler und Rossbacher.
Herzstück des Unternehmens ist freilich Stroh Rum mit einem mengenmäßigen Anteil von 40 Prozent. Drei Viertel der Produktion gehen ins Ausland. Der Verkauf von Hochprozentigem ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In Schweden wird Stroh etwa ausschließlich in der Gastronomie verkauft. Die Erklärung ist einfach. Burstein: "Wir haben keine Listung im Monopolunternehmen, das Alkohol verkauft." In Finnland wird Stroh dagegen zu 90 Prozent im Handel verkauft, denn das finnische Monopolunternehmen hat den Stroh Rum gelistet.
Speziell ist auch die Gastronomie in Großbritannien. Im Gegensatz zu Österreich sind die Pubs fest in Händen großer Ketten. Burstein arbeitet mit einer Kette mit 800 Pubs zusammen. Nach einem Probelauf in zehn Testpubs sei er nun in der ganzen Kette vertreten. Bei den Lokalbesitzern gebe es ein ständiges Kommen und Gehen. "Allein in London gehen täglich 30 Pubs pleite", schätzt der Stroh-Chef, für den Großbritannien einer der größten Exportmärkte ist.
Im Vorjahr wurde eine Million Liter Jagertee von Stroh auf Ski-Hütten und bei Punschständen verkauft. Mit Plagiaten muss sich der Inländer-Rum nur noch vereinzelt herumschlagen.
Jagertee
Nach jahrelangem Lobbying der Österreicher wurden Inländer-Rum und Jagertee 2008 von der Europäischen Kommission als "geografische Angabe" geschützt. Das heißt, dass diese nur noch von österreichischen Herstellern produziert werden dürfen. Mitbewerber aus Deutschland haben sich in der Folge vom Markt verabschiedet, mit Südtiroler Produzenten wird aber noch prozessiert.
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