Jackson Hole bis Davos: Die wichtigsten Treffen der Wirtschaftselite

Jackson Hole bis Davos: Die wichtigsten Treffen der Wirtschaftselite
Ab Donnerstag treffen sich die Notenbanker zu ihrem jährlichen Meeting. Aber wie einflussreich sind solche Zirkel der Mächtigen eigentlich?

In Jackson Hole, hoch in den Rocky Mountains im US-Bundesstaat Wyoming, versammeln sich am kommenden Wochenende wieder die wichtigsten Notenbankchefs der Welt zu ihrem alljährlichen Treffen. Für Spannung ist gesorgt: So informell und entspannt das Meeting im pittoresken Bergdorf angelegt ist, so brisant ist derzeit die geopolitische Lage mit ihren Auswirkungen auf die globale Geldpolitik.

Als wären die Themen Inflationsbekämpfung und Rezession nicht schon Diskussionsstoff genug, lassen die BRICS-Staaten bei ihrem Treffen mit dem Plan einer gemeinsamen Währung aufhorchen. Gerät da ein geordnetes System gerade in Schieflage? Gespannt warten die Märkte auf die Reden von US-Notenbankchef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde am Freitag.

Das Nobenbanker-Treffen in Jackson Hole ist nur einer von mehreren Elitezirkel der Mächtigen. Der KURIER nahm die  wichtigsten Wirtschaftsforen und ihre Bedeutung unter die Lupe:

JACKSON HOLE

Die Notenbanker-Konferenz findet seit 1982 jedes Jahr Ende August in den US-Bergen statt. Warum ausgerechnet in Jackson Hole, geht auf das Hobby des damaligen US-Notenbank-Chefs Paul Volcker, einem begeisterten Fliegenfischer, zurück. Jedes Jahr treffen sich dort rund 100 Notenbanker üblicherweise in legerer Kleidung, um sich über wichtige Themen der Geldpolitik auszutauschen.

Die Bedeutung der Notenbanken zur Stabilisierung der Weltwirtschaft hat nicht zuletzt durch den Ukraine-Krieg und die Folgen stark zugenommen. Mit konkreten Beschlüssen ist aber nicht zu rechnen.

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BILDERBERG-KONFERENZ

Um den exklusiven Debattierklub, über den wenig nach außen dringt, ranken sich seit jeher Verschwörungstheorien. Der Name geht auf die erste Konferenz 1954 im Hotel de Bilderberg Oosterbeek zurück. Prinz Bernhard der Niederlande hob das erste Transatlantik-Treffen mit elf US-Amerikanern und 50 Westeuropäern aus der Taufe.

Im Kalten Krieg ging es den Bilderbergern vor allem darum, möglichen antiamerikanischen Einflüssen entgegenzuwirken. Diskutiert wird stets über wichtige Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz, aber auch geopolitische Herausforderungen wie Migration oder Kriege.

Mehr dazu: Experte: Was es mit den Bilderbergtreffen auf sich hat

Zuletzt fand das Bilderberg-Treffen im Mai 2023 in Lissabon statt. Geladen waren ausgewählte Gäste aus der Politik und Wirtschaft. Ein Thema heuer war die Künstliche Intelligenz (KI). Laut aut einem Bericht bei CNBC war ChatGPT-Gründer Sam Altman ebenso dabei wie Microsoft-Chef Satya Nadella, der frühere Google-CEO Eric Schmidt oder  Palantir-Chef Alex Karp.

Zu den politischen Schwergewichten bei der Konferenz, bei der es um den Ukraine-Krieg ging, zählten Ex-US-Außenminister Henry Kissinger, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. Aus Österreich nahm Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) an der Konferenz teil, was zu einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ führte. In der Beantwortung des Außenministeriums wurde das Treffen als "privat organisierte Zusammenkunft" bezeichnet.

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Diplomatisches Treffen anl. der Bilderberg-Konferenz im Mai 2023 in Lissabon

MONT PELERIN SOCIETY

Auf den liberalen Vordenker Friedrich August von Hayek geht die Gründung des wirtschaftsliberalen Thinktanks "Mont Pèlerin Society" zurück. Der Name stammt vom Gründungsort  am Mont Pèlerin bei Montreux. Es handelt sich um eine lose assoziierte Vereinigung von einflussreichen Personen ähnlicher ideologischer Ausrichtung.

Laut Lobbypedia.de, dem Portal von Lobbycontrol, setzt sich die Gesellschaft gegen eine Schwächung des politischen Liberalismus ein und hat dafür mehrere Hauptprobleme identifiziert: Die Ausweitung des Wohlfahrtstaates, die Macht von Gewerkschaften und Monopolen sowie die ständige Inflationsgefahr.

Heuer findet das Treffen der Gesellschaft Ende Oktober in Bretton Woods/USA statt.

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WELTWIRTSCHAFTSFORUM (WEF)

Das World Economic Forum (WEF) Davos wurde vom deutschen Ökonomen Klaus Schwab  1971 ins Leben gerufen, um europäischen Konzernchefs Managementkonzepte aus den USA näher zu bringen. Das Kongresszentrum im nahe gelegenen Davos eignete sich als Austragungsort und blieb es bis heute.

Das jährliche Happening in Davos ist mit mehr als 2.000 Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, darunter rund 50 Staats- und Regierungschefs, die mit Abstand größte und hochkarätigste Wirtschaftskonferenz der Welt. Proteste von Globalisierungsgegnern sind inzwischen fixer Bestandteil der Veranstaltung, die zuletzt an Bedeutung eingebüßt hat.

Zu den bekanntesten Gästen zählten heuer der deutsche Kanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Aus Österreich nahmen Außenminister Alexander Schallenberg und Wirtschaftsminister Martin Kocher (beide ÖVP) teil.

Mehr dazu: Weltwirtschaftsforum: Heiße Luft im kalten Davos?

EUROPÄISCHES FORUM ALPBACH

Historisch gesehen war das Forum im tirolerischen Alpbach sogar ein Vorläufer des weltwirtschaftlich bedeutenderen Davos-Treffens. Nach dem Krieg wollten Otto Molden (1918-2002), Sohn des Presse-Verlegers Ernst Molden und der Land-der-Berge-Texterin Paula von Preradović, sowie Philosophie-Professor Simon Moser (1901-1988) wahlweise ein Intellektuellen-Forum oder eine Seminarwoche am Berg gründen.Geworden ist es beides. Ein Forum mit viel Charme und Offenheit.

Seit 2020 ist Banker Andreas Treichl Präsident des Europäischen Forums Alpbach (EFA). Er richtete das Forum noch europäischer aus. Heuer findet der Event unter dem Motto "Bold Europe" noch bis 2. September statt . Vier Themenschwerpunkte stehen im Mittelpunkt: Der Klimawandel, die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Sicherheit Europas in einer multipolaren Welt sowie Demokratie.

Seinen aufgeschlossenen Charakter verdankt Alpbach rund 600  jungen Stipendiaten aus mehr als 90 Ländern, die an breit gefächerten Workshops teilnehmen. Unter dem Motto "EFA World for Women" wird auch auf die verstärkte Präsenz von Frauen großer Wert gelegt.

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EUROPEAN ROUND TABLE  (ERT)

Ein in der Öffentlichkeit wenig bekanntes Treffen ist der European Round Table of Industry (ERT). Die Brüsseler ERT-Runde wurde von Ex-EU-Kommissionspräsident Jacques Delors initiert und umfasst rund 50 Spitzenmanager europäischer Konzerne (von BASF bis Siemens, von L'Oreal bis MOL). Aktueller Vorsitzender ist Vodafone-Chef Jean-Francois Van Boxmeer.

Ziele des Forums sind das Entwickeln langfristiger wirtschaftsfreundlicher Strategien und die Organisation von Treffen mit Mitgliedern der EU-Kommission, einzelnen Kommissaren oder dem Kommissionspräsidenten, um die Richtung des Integrationsprozesses innerhalb der EU zu gestalten. Europäische Großbauprojekte wie der Eurotunnel gehen auf Initiative des ERT zurück.

G-7 UND G-20

Die Treffen der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Wirtschaftsmächte samt den erstarkten Schwellenländer China, Indien und Brasilien könnten durchaus das Weltwirtschaftsgeschehen beeinflussen, tun es aber nicht mehr. Einzig nach der Finanzkrise 2009 fanden sie kurze Zeit zu gemeinsamen Lösungen zur Stabilisierung der Märkte. Seither dient das Treffen mehr der Kontaktpflege. Die Interessen der einzelnen Staaten bzw. Regionen sind zu unterschiedlich.

Der G7-Gruppe gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA an. Außerdem ist die Europäische Union bei allen Treffen dabei. Das bisher letzte fand im Mai in Japan statt. Im Mittelpunkt stand die Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland, andere Themen rückten in den Hintergrund. 

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BRICS-TREFFEN

Wie weit die Weltwirtschaft auseinanderdriftet, zeigt derzeit das BRICS-Treffen in Johannesburg/Südafrika. Obwohl höchst unterschiedlich, wollen die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wirtschaftliche enger zusammenrücken und diskutierten am Gipfel über die  Möglichkeit einer eigenen Währung.

Seit ihrer Gründung 2009 sieht sich die BRICS-Staatengruppe als Verbund aufstrebender Staaten und Wirtschaften. Ihr Gewicht ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Heute leben mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung in den fünf Ländern. Sie tragen mittlerweile stärker zum globalen Bruttoinlandsprodukt bei als die etablierten G7 Industrieländer.

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Mehr dazu: BRICS: Treffen sich vier Freunde ohne Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte in einer Video-Botschaft, dass Russland den nächsten Gipfel ausrichten wolle

 

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