IV-Präsident Kapsch: "Runter mit den Steuern"
Der Generationswechsel in der Industriellenvereinigung (IV) ist vollzogen: Mit nur einer einzigen Gegenstimme wurde am Donnerstag der Wiener Technologie-Unternehmer Georg Kapsch (53) wie erwartet zum neuen Präsidenten und Nachfolger von Veit Sorger (70) gewählt.
"Es wird schwer werden, sich zu unterscheiden, wenn jemand so gut war wie mein Vorgänger", streute Kapsch Sorger zum Abschied Rosen. Einen wesentlichen Unterschied werde es aber doch geben, gab sich der neue Präsident kämpferisch: "Die IV muss viel mehr in eine offensivere Haltung gehen."
Als sein erstes zentrales Thema greift Kapsch gleich das Allzeit-Lieblingsthema der Industrie-Lobby auf: Das Steuersystem. "Um das Wachstum anzukurbeln, brauchen wir ein neues Steuersystem für Österreich, das eine Reduktion der hohen Steuer- und Abgabenquote vorsieht", fordert Kapsch. Ziel sei eine steuerliche Entlastung von Unternehmen und auch Arbeitnehmern, um den Privatkonsum zu steigern.
Nähere Details zum IV-Steuersystem wollte er nicht verraten. Diese werden in ein neues Grundsatzprogramm der IV einfließen, das bis zum Herbst vorliegen soll. Wachstum könne auch nur dann erreicht werden, ergänzte Kapsch, wenn es "weniger staatliche Reglementierungen gibt". Dies betreffe nicht nur Österreich, sondern auch die Bürokratie innerhalb der Europäischen Union.
Fiskalpakt
Gleichzeitig outete sich Kapsch aber als Befürworter des geplanten EU-Fiskalpaktes, der jede Menge an Regulatorien vorsieht. "Wir brauchen eine Fiskalunion, sonst werden wir uns im internationalen Wettbewerb nicht durchsetzen können." Er habe seine Meinung zur EU zuletzt geändert, so Kapsch. "Ein freier Verbund funktioniert doch nicht. Wir brauchen einheitliche Budgetrichtlinien. Europa muss noch stärker zusammenrücken." Gefragt nach seiner Meinung zur Zukunft der Staatsholding ÖIAG hielt sich Kapsch zurück. Es gäbe es einen Präsidiumsbeschluss, die ÖIAG beizubehalten. Man müsse aber genau analysieren, welche Aufgaben der Staat für Grundversorgung und Aufrechterhaltung der Infrastruktur erfüllen müsse.
Liberal
Georg Kapsch, verheiratet und Vater von zwei Söhnen, gehört selbst keiner Partei an, gilt aber als gesellschaftspolitisch liberaler als sein Vorgänger Sorger. In den 1990er-Jahren engagierte sich der Maserati-Fahrer für das Liberale Forum (LIF) von Heide Schmid. Später kämpfte er als einer von sechs "Rebellen" für mehr Gerechtigkeit bei den Wirtschaftskammer-Zwangsbeiträgen. Die Kammer gewann den Rechtsstreit. "Diese Sache ist derzeit nicht mehr prioritär", sagt Kapsch heute.
Zu den drei stellvertretenden IV-Präsidenten wurden Hubert Bertsch (Vorarlberg), Otmar Petschnig (Kärnten) und Peter Untersperger (Oberösterreich) gewählt.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund
Kommentare