Italienische Firmen zieht es nach Kärnten
Austria statt Italia lautet die Devise für immer mehr italienische Unternehmen. Weil die Wirtschaft seit Monaten in der Rezession feststeckt und die ebenso ambitionierten wie umstrittenen Arbeitsmarktreformen der Regierung Renzi nicht vom Fleck kommen, denken viele Betriebe über Alternativen im Ausland nach. "Die Lage im Inland ist vielen Firmen zu unsicher, daher finden die Investitionen vor allem im Ausland statt", sagt René Siegl, Geschäftsführer der österreichische Ansiedelungsagentur Austria Business Agency (ABA).
Der nördliche Nachbar kommt da gerade Recht. Die ABA verzeichnete heuer bereits 521 Anfragen aus Italien, mehr als doppelt so viele als das ganze Jahr 2011. 26 Firmen haben heuer bereits einen Standort in Österreich gegründet, doppelt so viele wie im Vorjahr.
Die meisten davon ließen sich in Kärnten nieder. So auch der italienische Kunststoffverarbeiter Hiper Cast, der im Sommer seine Zelte in der Bezirksstadt Hermagor aufschlug. Ab 2015 sollen hier Kunststofffolien produziert werden. Mehr als zehn Millionen Euro will das Unternehmen in den kommenden Jahren investieren und 50 neue Arbeitsplätze schaffen. Der angepeilte Umsatz liegt bei 30 bis 35 Mio. Euro. Auch ein Teil der Forschung und Entwicklung soll in Hermagor erfolgen. "Kärnten hat uns von Anfang an sehr gut gefallen, da es im Zentrum Europas liegt", sagt Geschäftsführer Carlo Ulivi, der aus der Toskana stammt.
Ausschlaggebend für den österreichischen Standort waren vor allem "die geringen bürokratischen Hürden, die Rechtssicherheit sowie steuerlich vorteilhafte Rahmenbedingungen". Zudem eigne sich Kärnten ideal als Expansionsstandort und Brückenkopf für den österreichischen und den deutschen Markt einerseits sowie die Länder Ost- und Südosteuropas andererseits. In Klagenfurt siedelte sich das IT-Unternehmen xAutomata aus Verona an. Die auf Callcenter-Lösungen für Banken spezialisierte Firma beschäftigt 15 Mitarbeiter und will auch in Forschung und Entwicklung investieren. Ein erstes Forschungsprojekt mit der Universität Klagenfurt ist bereits gestartet.
146 Arbeitsplätze
In Summe haben die italienischen Firmen heuer schon 146 Arbeitsplätze in Österreich geschaffen. Neben der schwierigen wirtschaftlichen Lage und der überbordenden Bürokratie in Italien nennen die Unternehmen auch die gute Qualifikation österreichischer Arbeitskräfte als Motiv für die Ansiedelung, erläutert Gerlinde Gahleitner, bei der ABA zuständig für Italien. Die Anfragen kämen aus allen Branchen, zunehmend auch von produzierenden Unternehmen. Für das Gesamtjahr 2014 rechnet die ABA mit rund 40 Ansiedelungen aus Italien. Damit sind die Italiener heuer die zweitstärkste Investorengruppe nach den Deutschen. Deutschland stellte zum Halbjahr mit 31 (2013: 30) neuen Ansiedelungen 27 Prozent aller Projekte.
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