Investor: "Wir verlieren die Kontrolle über unsere Unternehmen"

46-220011826
Der geplante Dachfonds soll Start- und Scale-ups unterstützen, aber keine KMU, kritisiert Fachmann Rudolf Kinsky.

Vor Kurzem hat Wirtschaftsstaatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP) ihre Pläne für einen Dachfonds für risikoreichere Wachstumsfinanzierungen vorgestellt. Demnach sollen in einem Topf 300 bis 500 Millionen Euro, davon 100 Millionen vom Staat, zur Verfügung stehen. Die Mittel sollen dann über spezialisierte Venture Capital-Fonds in einzelne Jungunternehmen fließen.

Doch Rudolf Kinsky ist skeptisch. Er ist seit 30 Jahren in dem Beteiligungsgeschäft tätig und ist seit 2007 mit Kinsky Capital Management auch in Österreich vertreten. Der geplante Dachfonds soll sich auf Start-ups und Scale-ups (Expansionsphase) konzentrieren. „Wir haben nur rund 20 Venture Capital-Fonds im Land mit einem Fondsvolumen von insgesamt zwei Milliarden Euro. Das ist nichts.“ 

Aber auch an Private Equity-Fonds, die sich an bereits etablierten Unternehmen zwecks deren Wachstum beteiligen, mangle es im Land. Dabei wären all diese Beteiligungsfonds das Rückgrat einer Wirtschaft. „Vor allem für Klein- und Mittelunternehmen“, sagt Kinsky, der auch als Mitglied der Wirtschaftsorganisation Senat der Wirtschaft spricht.

Ausverkauf

Die Folge: Die heimischen Unternehmen werden ins Ausland verkauft oder es beteiligen sich ausländische Fonds. Als Beispiel nennt er die Wiener Neustädter Uhl-Gruppe. Das vor 60 Jahren gegründete Familienunternehmen hat die norwegische FSN Capital als Partner gewonnen. „Wir verlieren die Kontrolle über unsere Unternehmen im Land“, warnt Kinsky im KURIER-Gespräch. „Es ist volkswirtschaftlich ein Wahnsinn, Innovationen nicht zu finanzieren.“ 

Dabei gebe es genug Mittel im Land und er verweist dabei auf die hohen Sparguthaben. Hinzu komme eine gewisse Furcht vor solchen Beteiligungen. „Weil sie sich nicht drüber trauen, investieren viele lieber in Immobilien“, stellt Kinsky fest.

Um dies zu entschärfen, wünscht sich der Fachmann eine staatliche Ausfallgarantie von 35 bis 40 Prozent, was auch das Rating des Fonds verbessern würde. Er würde für die Garantie eine marktgerechte Gebühr an die Republik zahlen und die beihilfenrechtliche Zustimmung der EU ermöglichen. Im übrigen Vorjahr hätten von weltweit 150 Dachfonds nur zwei negativ abgeschlossen. „Die Risiken sind so stark gestreut, es kann eigentlich nichts passieren. Dass die Haftung jemals schlagend wird, kann eigentlich nicht passieren“, sagt Kinsky.

Damit der Dachfonds Erfolg haben könne, müsste es auch eine Pensionsreform geben. Nach derzeitiger Gesetzeslage dürften – im Gegensatz zu Ländern wie Dänemark, Schweden oder die Schweiz – Pensionskassen nicht in ein solches Vehikel investieren.

Darüber hinaus wünscht Kinsky eine Änderung der steuerlichen Behandlung von Investoren, die Investoren derzeit benachteiligen würde, etwa wenn Fondsgewinne laufend statt endbesteuert werden. „Ohne Reformen bleibt der Standort im internationalen Fonds-Wettbewerb chancenlos“, meint Kinsky abschließend.

Kommentare