Investitionen in Europa stark eingebrochen

Das meiste Geld floss in Entwicklungs- oder Schwellenländer, allen voran China und Brasilien.

Investoren sitzen derzeit lieber auf ihrem Geld als es auszugeben. Nach dreijähriger Wachstumsphase sind die weltweiten Direktinvestitionen im Vorjahr um 18 Prozent eingebrochen, geht aus dem aktuellen Investmentreport der UN-Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCDAT) hervor.

Investitionen in Europa stark eingebrochen
Überraschend stark war der Rückgang in Europa mit 42 Prozent, wobei vor allem gesättigte Märkte wie Österreich oder Deutschland deutlich weniger ausländische Investoren anlocken konnten. In Österreich betrug das Minus 44 Prozent, in Deutschland sogar 87 Prozent (siehe Grafik). Mehr als die Hälfte der globalen Auslandsinvestitionen flossen in Entwicklungs- oder Schwellenländer, allen voran China und Brasilien. „China ist nicht nur Empfänger, sondern auch schon der drittgrößte Investor nach den USA und Japan“, erläutert UNCDAT-Projektverantwortliche Elisabeth Türk. Als Gründe für den Einbruch nennt sie die politische Unsicherheit in der Eurozone sowie einen zunehmenden Protektionismus in einzelnen Ländern, etwa durch strengere Regulierung.

Doppelzählungen

Für Aufregung sorgt UNCDAT mit einer Neuberechnung der Wertschöpfungskette des Welthandels. Sie rechnet dabei die sogenannten Doppelzählungen heraus, also importierte Vorleistungen eines Produktes, das wiederum exportiert wird (z. B. fremde Bauteile einer Maschine). Ohne diese Doppelzählungen fällt die Wertschöpfung durch den Außenhandel um 28 Prozent geringer aus. „Der Welthandel wächst und wächst, aber die Wertschöpfung im Inland wird nicht größer, weil wir mehr zählen als wir sollten“, analysiert Türk. Sie plädiert dafür, die importierte Vorleistung künftig aus der Wertschöpfung herauszurechnen. So könne die nationale Wertschöpfung, etwa die Schaffung von Arbeitsplätzen, genauer berechnet werden. Auch das europäische Statistikamt Eurostat überlegt eine solche Neuberechnung.

In Österreich lassen nicht nur ausländische Investoren aus, auch heimische Firmen stehen auf der Bremse. Für die nächsten zwölf Monate haben 52 Prozent der Betriebe Investitionen gar nicht mehr angedacht oder gestrichen, geht aus einer Umfrage der Wirtschaftskammer hervor. Nur 13 Prozent der befragten Firmenchefs rechnen derzeit mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage.

Auch die Auslandsinvestments heimischer Unternehmen stagnieren. Der Schwerpunkt liegt nach wie vor in Zentral-, Ost- und Südosteuropa, wohin im Vorjahr 42 Prozent der Gelder flossen.

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