Inside Zalando: Was der Modehändler alles plant

Mode von Zalando: Im Vorjahr haben sie 20 Millionen Menschen bestellt
Um näher am Kunden zu sein, kooperiert der Online-Riese mit Google - und mit stationären Händlern.

Der Onlinehandel wächst, mit ihm seine großen Spieler wie Zalando. Acht Jahre nach der Firmengründung versendet der Onlinehändler mehr als 55 Millionen Pakete im Jahr. Dennoch bleibt den Mitarbeitern keine Zeit zum Zurücklehnen. Zalando-Mitarbeiter analysieren in der Endlosschleife, was wann wo gekauft wird, was nächste Saison zum Renner wird und wie die Kunden ticken.

Vor ein paar Tagen hat Zalando projectmuze.com vorgestellt, ein Gemeinschaftsprojekt mit der Suchmaschine Google. Wer auf der Website angibt, wie alt er ist, welche Kunst er mag oder ob er lieber Jazz oder Soul hört, bekommt ein auf ihn zugeschnittenes Styling vorgeschlagen. Zugegeben, es handelt sich um "ein Experiment", wie selbst die Verantwortlichen sagen. Dennoch zeigt es, in welche Richtung der größte Onlinehändler Europas denkt: In Richtung künstliche Intelligenz, in der Maschinen die Präferenzen der Kunden voraussagen.

600 Modeexperten

Ein halbes Jahr lang haben Techniker die Datenbank mit dem Wissen von 600 Mode-Experten gefüttert und dafür gesorgt, dass die Software auch die Daten des Google Fashion Reports zu Rate zieht. Was das System vorschlägt, ist schrill – und nirgends erhältlich. Noch. Modemacher träumen davon, nicht mehr massenweise zu produzieren, sondern jedem sein persönlich designtes Teil zu liefern. Unter anderem will Adidas bald vom Kunden persönlich entworfene Turnschuhe aus dem 3-D-Drucker auf den Markt bringen.

Zalando will währenddessen näher an seine Kunden heranrücken. Mitunter bis an deren Haustüre. In Wien hat der Online-Riese im Frühjahr testweise Retourwaren an der Haustüre abgeholt. Ein kostenloses Service – vorerst. "Wir haben gesehen, dass Kunden dafür auch bezahlen würden", sagt Jan Bartels, bei Zalando für Logistik-Fragen zuständig. Jetzt überlegt sich ein Team "verschiedene Spielarten". Die Palette reicht von fixen Abholtarifen bis zu Abo-Modellen.

Blick zum Händler ums Eck

Geht es nach den Vorstellungen der Zalando-Manager, könnte ihr Unternehmen schon bald Zugriff auf die Warenbestände von Händlern in Einkaufsstraßen haben. Wer bei Zalando Turnschuhe bestellt, kann sie am Heimweg in einem Geschäft abholen. Ein Service, von dem sich stationäre Händler ein Zusatzgeschäft versprechen – vielleicht kauft der Kunde ja auch gleich ein neues Funktionsshirt, wenn er schon im Geschäft ist. Was theoretisch gut klingt, scheitert in der Realität aber an der Angleichung der Warenwirtschaftssysteme. Deshalb hat Zalando zwei Spezialunternehmen für die Angleichung von Warenwirtschaftssystemen übernommen. Dennoch prallen Welten aufeinander. "Wir haben ganz weltfremd bei Händlern angerufen und nach den IT-Verantwortlichen gefragt", erzählt ein Zalando-Mitarbeiter. "So jemanden gibt es in den kleineren Firmen aber gar nicht. Das ist auch für uns ein Lernprozess." Bei Zalando arbeiten allein im Technik-Hub 700 Techniker.

Zalando hat übrigens auch keine Scheu, die eigenen Marken über die größten Konkurrenten zu verkaufen: Die hauseigenen Kreationen werden künftig auch vom größten Versandhändler der Welt, Amazon, von britischen Konkurrenten Asos oder von Tmall, einer Tochter des chinesischen Alibaba-Konzerns, vertrieben.

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