Inflation, US-Zölle, Rezession: Metallindustrie im Teufelskreis

Firmenchef hinter zwei Kabeltrommeln.
Vor Beginn der Lohnverhandlungen weist Fachverband auf schwierige Lage hin. Alle müssten jetzt an einem Strang ziehen.

Zusammenfassung

  • Österreichs Metallindustrie leidet unter Produktionsrückgang, Exporteinbrüchen und stark gestiegenen Kosten, insbesondere durch Inflation und US-Zölle.
  • Der Fachverband fordert politische Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung, Zurückhaltung bei Lohn- und Pensionssteigerungen sowie eine Senkung öffentlicher Ausgaben.
  • Vor den Lohnverhandlungen zeigt sich der Verband trotz schwieriger Lage optimistisch, betont aber die Notwendigkeit, Lohnsteigerungen unter dem Inflationswert zu halten.

Die metalltechnische Industrie ist für 6,1 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts verantwortlich, beschäftigt über 130.000 Personen und bezeichnet sich als die stärkste Branche des Landes. Im internationalen Vergleich ist hingegen nicht viel von dieser Stärke zu sehen. In drei Jahren habe man fast 22 Prozent des Produktionswertes verloren, sagt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI) bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Exporte eingebrochen, Kosten explodiert

In den vergangenen 20 Jahren hat Österreichs Metallindustrie ihren Exportwert um 115 Prozent gesteigert. Gleichzeitig hat sie aber auch 21 Prozent ihres Marktanteils verloren. Die vergangenen drei Jahre seien besonders schwierig gewesen. 10.000 Arbeitsplätze mussten abgebaut werden. Die Exporte in die USA seien alleine im ersten Quartal 2025 um 36 Prozent eingebrochen. Die US-Zollpolitik wirkt sich auf die meisten Metallunternehmen bereits negativ aus.

Die Kosten im Inland seien unterdessen explodiert. Energiekosten, Lohnstückkosten, durch die Inflation gestiegene Rohstoffpreise seien zu beklagen. Die Kostensteigerungen können nur zu einem geringen Teil an Kunden auf den Weltmärkten weitergegeben werden, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht zusätzlich zu schwächen. "Zusammengefasst kann ich nicht viel Rosiges sagen", meint Knill.

Zurückhaltung bei Pensionen und Löhnen gefordert

Die Branche stecke in einem Teufelskreis, den es zu durchbrechen gelte. In erster Linie sei hier die Politik gefragt. "Bei der Standortpolitik müsste man eine deutliche Reaktion zeigen", so Knill. "Die Inflationsbekämpfung muss oberste Priorität haben." Daneben sollten öffentliche Ausgaben zurückgefahren werden, Gebühren dürften nicht weiter erhöht werden. Aber auch bei Pensions- und Lohnerhöhungen sei Zurückhaltung gefragt, sagt Knill: "Wir müssen an einem Strang ziehen, um die Inflation zu reduzieren. Nur dann können wir die Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen."

Vor Lohnverhandlungen herrscht Optimismus

In wenigen Tagen, am 22. September, beginnen die Kollektivvertragsverhandlungen in der metalltechnischen Industrie. Es geht um einen Lohnabschluss für die kommenden zwei Jahre. "Die schwierige Ausgangssituation ist Gewerkschaften und Arbeitgebern bewusst. Wir haben auch in der Vergangenheit bewiesen, dass wir neue Lösungen finden können. Auch heuer gehe ich davon aus", zeigt sich Knill zuversichtlich. Löhne sollten laut dem Verbandsobmann nicht über den Inflationswert erhöht werden.

Österreich bekleide bereits eine Topposition, was Lohnsteigerungen in den vergangenen fünf Jahren anbelange, mit einem Plus von 28,1 Prozent. Im Euroraum seien die Löhne dagegen nur um 16,4 Prozent gestiegen. "Das bedeutet einen großen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Das Lohniveau muss etwas mehr in Richtung unserer Mitbewerber gehen", so Knill. Er hebt Deutschland und Italien hervor. Dort befände sich im metalltechnischen Bereich die größte Konkurrenz.

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