Industrieflaute trifft Leiharbeitsbranche

Industrieflaute trifft Leiharbeitsbranche
Steirische MPS Personalservice pleite, bis zu 200 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

Die größte Insolvenz des bisherigen Jahres ist zugleich auch eine größten Pleiten in der heimischen Leiharbeitsbranche: Die steirische MPS Personalservice aus Hart bei Graz beantragte am Dienstag ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Das Unternehmen mit knapp 800 Beschäftigten an zehn Standorten in Österreich sowie einer Tochter in Osteuropa ist mit knapp sieben Millionen Euro überschuldet. Als Hauptgrund für die Pleite nennt Firmenchef Markus Fröhlich die anhaltend flaue Industriekonjunktur sowie „erhebliche Mehrkosten“ aufgrund der seit Jahresbeginn verschärften Rahmenbedingungen für die Zeitarbeit. Der Sanierungsplan sieht eine Fortführung des Unternehmens sowie den Einstieg eines Investors vor. Zuvor sollen mehrere Standorte geschlossen und bis zu 200 Mitarbeiter abgebaut werden. „Wegen der schwachen Industrie-Nachfrage werden wir unsere Filiale in Linz und Wiener Neudorf schließen“, kündigt Fröhlich gegenüber dem KURIER an. Aus dem Geschäft in Ungarn will er sich zurückziehen.

Übernahme

Die Finanzierung der Fortführung soll zunächst über Factoring laufen, bis zum Herbst will Fröhlich den Einstieg eines strategischen Partners „aus der Branche“ fixieren. Namen will er keinen verraten, Branchengerüchten zufolge dürfte Trenkwalder MPS übernehmen. Trenkwalder will „zum jetzigen Zeitpunkt“ keine Auskunft über eine mögliche Übernahme des Mitbewerbers geben.

Erich Pichorner, Manpower-Chef und Sprecher der Personaldienstleister in der Wirtschaftskammer, sieht seine Branche bereits seit Jänner in einer Abwärtsspirale. Im Mai ist Zahl der arbeitslosen Leiharbeiter um sieben Prozent auf 27.000 gestiegen, während die Beschäftigung ebenfalls um sieben Prozent auf 79.000 zurückging. Die flaue Konjunktur und der späte Frühlingsbeginn in der Baubranche seien dafür aber nicht die einzigen Gründe, so Pichorner. „Die Überlassung von ausländischen Arbeitskräften hat massiv zugenommen und in der Branche zu einem enormen Kostendruck geführt“, erzählt der Branchensprecher. Vor allem ungarische und polnische Zeitarbeitsfirmen würden in den heimischen Markt drängen, „quer durch alle Branchen“. Zu den 10.000 legalen ausländischen Leiharbeitern kämen doppelt so viele illegale, vermutet Pichorner eine Zunahme an Schwarzarbeit.

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