Inder machen Ex-RZB-Manager zum Hypo-Österreich-Chef

Sanjeev Kanoria (li.), Eigentümer der Hypo Alpe-Adria-Bank AG und Vorstandsvorsitzender Martin Czurda
Die neuen Eigentümer der Hypo-Tochter in Österreich wollen die Bank zum Brückenkopf zwischen der EU und Indien machen.

Ende der 1990er-Jahre hat Martin Czurda, damals Chef des Bereichs internationale Finanzierungen der Raiffeisen Zentralbank (RZB), der indischen Unternehmerfamilie Kanoria einen Drei-Millionen-Dollar-Kredit gewährt. Nun machte ihn Sanjeev Kanoria zum Chef der soeben von seiner Anadi-Gruppe erworbenen Hypo Österreich.

„Herr Kanoria hat nie vergessen, dass die RZB damals diese Finanzierung gewährte. Wir waren die erste Bank in Europa, die die indische Familie groß finanzierte“, erklärt Czurda. Vertrauen sei im Umgang mit indischen Geschäftsleuten das Wichtigste. Deswegen hätten sie wohl keinen Headhunter beschäftigt, um einen Chef für die Hypo Österreich zu suchen.

Erst seit Donnerstagmittag ist die Anadi-Gruppe des gebürtigen indischen Arztes, Sanjeev Kanoria, Eigentümerin der kleinen Österreich-Tochter der Hypo- Alpe-Adria-Bank: 14 Filialen in Kärnten, eine in Wien, eine in Salzburg, 450 Mitarbeiter und drei Milliarden Euro Geschäftsvolumen.

Mit den Skandalen der Hypo Alpe-Adria habe die Österreich-Tochter rein gar nichts mehr zu tun, betont Czurda. Alle schlechten Kredite sind bei der Hypo Alpe-Adria geblieben, nur 600 Millionen Euro der vom Land Kärnten garantierten Anleihen haben die Inder mitübernommen.

„Jetzt wird die Bank in ein ruhigeres Fahrwasser gesteuert. Wir wollen wachsen, aber langsam und mit wenig Risiko“, betonte Kanoria nach der Vertragsunterzeichnung in Wien. Der Name soll demnächst geändert werden. Hypo werde die Bank sicher nicht mehr heißen. Im Hypo-Verband allerdings werde sie verbleiben, ebenso wie in der österreichischen Einlagensicherung.

Loyale Kunden

65,5 Millionen Euro hat die Anadi-Gruppe, die Privatkliniken in Großbritannien betreibt, für die Hypo Österreich bezahlt. Interessant sei die Bank für die indische Unternehmerfamilie vor allem, weil sie eine starke Basis mit loyalen Kunden habe. Deren Spareinlagen seien wichtig für die Bank. „Es gibt viele Banken in Europa zu kaufen. Die meisten aber sind Investmentbanken ohne Kundeneinlagen. Diese Banken sind vor allem in Krisen gefährdet“, sagt Czurda.

Die Hypo Österreich will sich neben dem regionalen Einlagen- und Kreditgeschäft auf die Finanzierung von Unternehmen, die aus Indien kommen oder in Indien investieren, konzentrieren. „Wir haben das Know-how im Umgang mit indischen Geschäftsleuten“, betont Czurda. Ausbauen will er auch das Internet-Banking.

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