Wohntraum Wintergarten
Beim Frühstück die ersten Sonnenstrahlen genießen oder abends bei einem Glas Wein den Sternenhimmel betrachten: Ein Wintergarten bringt mehr Wohnkomfort und Lebensqualität.
Zumindest, wenn er professionell geplant und gebaut wird. Im Idealfall wird ein Wintergarten schon beim Hausbau eingeplant. Die Realität sieht jedoch anders aus. "90 Prozent unserer Aufträge sind Zu- und Umbauten", sagt Herbert Aron, Geschäftsführer von Solarbau Wintergärten & Sonnenhäuser.
Er setzt auf das Open-House-Konzept: Statt einen klassischen Anbau zu machen, werden ganze Außenmauern entfernt und durch großzügige Glasfronten ersetzt. Die Grenzen zwischen Wintergarten und Wohnhaus verschwinden. Dank Hightech-Verglasung, neuer Verbundmaterialien und moderner Klimatechnik wird der Wintergarten zum vollwertigen Wohnraum, den man das ganze Jahr über nützen kann. Dafür muss man jedoch mit Kosten von rund 2500 Euro pro Quadratmeter rechnen.
"Der schönste Raum"
"Wenn keine Fehler bei Planung, Produktion und Montage gemacht werden, ist der Frühling-Sommer-Herbst-Winter-Garten der schönste Raum im Haus. Aber er ist auch der komplizierteste. Fehler wirken sich auf das ganze Haus aus: Überhitzung, Kondenswasser und unerwünschte Luftbewegungen können die Folge sein. Daher ist es besonders wichtig, dass man zu einem Fachmann geht und mehrere Angebote vergleicht", so Aron.
Gefragter ist nach wie vor das klassische Modell. "Auch wir bauen mehr Wintergärten, die thermisch abgetrennt sind, als echte Sonnenhäuser", so Aron. Zwei Varianten stehen zur Auswahl: Der klimatisierte und warme Wintergarten, den man das ganze Jahr über als Wohnraum nutzen kann und der kalte Wintergarten, in dem man sich von März bis Oktober aufhalten und ansonsten die Pflanzen überwintern kann.
Sommergarten
Sommergarten nennt Wolfram Beck, Geschäftsführer des Unternehmens Sonne am Haus – Wintergartenparadies die nicht beheizte Variante. "Der Trend geht seit ein paar Jahren weg vom bewohnten hin zum temporär nutzbaren Zubau. Diese Form ist um ein Drittel billiger. Außerdem brauchen die meisten keinen zusätzlichen Wohnraum, sondern wollen ganz einfach die Terrasse auch an kühleren Tagen nutzen können", beobachtet Beck. Rund 1500 Euro pro Quadratmeter muss man für einen Sommergarten und 2000 Euro für einen richtigen Wintergarten einplanen.
"In der Regel dauert es vier bis sechs Monate von der Idee bis zur Fertigstellung. In acht bis zehn Wochen produzieren wir die einzelnen Elemente, auf der Baustelle sind wir im Idealfall in zwei bis drei Tagen fertig", so Beck. Die Bauarbeiten am Sonnenhaus von Herbert Aron sind in rund zwei Wochen erledigt. "Die meisten wohnen während der Bauzeit im Haus. Da werden einfach Trennwände aufgestellt."
Nicht nur Geschmackssache
Welche Materialien verwendet werden, ist nicht nur Geschmackssache. Holz sorgt zwar für ein gemütliches Raumklima, muss aber alle drei bis vier Jahre gestrichen werden. Aluminium ist formstabil, erlaubt eine schlanke Konstruktion, ist wetterbeständig und muss kaum gepflegt werden. "Daher wird Holz im Außenbereich sehr oft mit Aluminium ummantelt. Manchmal sind aus statischen Gründen auch Stahl-Verbindungen notwendig", erklärt Aron.
Kunststoff ist weniger stabil und eignet sich daher nur für kleine Wintergärten. Das wichtigste Material ist natürlich Glas. Sonnenschutzglas verhindert Überhitzung, Sicherheitsverglasungen machen Einbrechern das Leben schwer, Gläser mit Selbstreinigungseffekt sind vor allem für das Wintergarten-Dach praktisch.
Ausrichtung
Wer zwischen mehreren Himmelsrichtungen wählen kann, sollte sich die Ausrichtung des Wintergartens gut überlegen: Nach Norden orientiert, fängt der Raum die ersten und letzten Sonnenstrahlen des Tages ein. Es bleibt auch im Sommer angenehm kühl. Nach Osten ausgerichtet, wird er von der Morgensonne gewärmt und ist ein idealer Platz zum Frühstücken. Ein nach Westen gewandter Wintergarten wird von der späten Mittags- und Abendsonne gewärmt. Hier kann man bei einem Glas Wein die Abenddämmerung und später den Sternenhimmel genießen. Südseitig bekommt man am meisten Licht, aber auch die größte Hitze ab. Die richtige Beschattung und Belüftung sind hier besonders wichtig. "Wir verwenden für jede schräge Fläche spezielles Sonnenschutzglas. Es reflektiert einen Teil der Strahlen und so dringt nicht so viel Hitze ins Innere", erklärt Aron.
Ganz ohne Beschattung geht es trotzdem nicht. Egal ob Rollladen oder Markise – den Sonnenschutz sollte man von Anfang an mitdenken und die entsprechenden Befestigungskonstruktionen einplanen. Den schönsten Schatten liefern natürlich große Pflanzen.
Professionelle Reinigung
Damit man den Blick in den Garten ungetrübt genießen kann, müssen die Scheiben von Zeit zu Zeit geputzt werden. "Wir arbeiten mit Reinigungsfirmen zusammen, die das einmal pro Jahr erledigen. Für 800 bis 900 Euro kann man das Glas versiegeln lassen, dann bleibt es länger sauber. Nur für die Reinigung muss man – je nach Aufwand – mit 150 bis 200 Euro rechen", sagt Beck. "In Deutschland wird dieses Service schon mehr genutzt. Hier wollen viele das Geld nicht ausgeben, aber auch in Österreich werden immer öfter Profis mit der Reinigung beauftragt." Schließlich will man den Wintergarten in Ruhe genießen.
Buchtipp
Informationen zur Planung und Bepflanzung mit vielen Beispielen.
Lutz Köhler, Maria Sansoni-Köchel: Wintergärten. Das Praxisbuch.
blv-Verlag, € 25,70
Planungshilfe für Einsteiger
Checkliste: Über diese Fragen sollten Sie sich Gedanken machen
Wie ist die baurechtliche Situation: Müssen bestimmte Abstände eingehalten werden? Gibt es besondere Auflagen?
Wie wird das Fundament gestaltet ?
In welche Himmelsrichtung soll der Wintergarten ausgerichtet sein?
Soll der Wintergarten nur für ein paar Monate oder das ganze Jahr über als vollwertiger Wohnraum genützt werden?
Wie soll der Raum grundsätzlich genützt werden (Wohnzimmer, Esszimmer, Hobbyraum, Lesezimmer, etc.)?
Welche Materialien (Holz, Aluminium, Stahl, Kunststoff) sollen zum Einsatz kommen?
Welches Glas (Wärmeschutz, Sicherheit, Selbstreinigung, etc.) wird verwendet?
Soll der Wintergarten durch eine Tür vom Haus abgetrennt oder Teil des Gebäudes sein?
Welche Art der Beschattung (Innen oder außen, Rollo oder Markise, etc.) ist sinnvoll?
Wie soll der Raum be- und entlüftet werden?
Wie soll der Fußboden gestaltet werden (Fliesen, Parkett, etc.)?
Gibt es Sonderwünsche (Fußbodenheizung, besondere Beleuchtung, etc.) bei der Ausstattung?
Welche Form soll das Dach haben?
Soll der Einbruchschutz mit zusätzlichen Maßnahmen erhöht werden?
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