Wie sich die Krise auf die Immobilienbranche auswirkt

Wie sich die Krise auf die Immobilienbranche auswirkt
Mieter von Geschäftslokalen, die behördlich geschlossen wurden, können die Miete reduzieren.

Hotels sind geschlossen, ebenso viele Geschäfte. Was bedeutet der Stillstand für die Immobilienwirtschaft, für Makler, Hausverwalter und Bauträger sowie ihre Mitarbeiter? Die Hausverwaltung laufe ordentlich weiter, das ist laut einem Sprecher von EHL Immobilien sichergestellt. „Es gehe jetzt darum, einen Notbetrieb bei den Verwaltungen zu etablieren“, ergänzt Anton Holzapfel, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI). Allerdings finden keine Besichtigungstermine mehr statt. „Wir hatten am Montag den letzten Besichtigungstermin, mit allen Vorsichtsmaßnahmen“, erzählt Eugen Otto, Geschäftsführer von Otto Immobilien.

Erste Stimmungsberichte

Wie sich die Krise auf die Immobilienbranche auswirkt

Wohnungsübergaben, falls jemand dringend eine neue Wohnung beziehen muss, finden noch statt. Fraglich sei es, so Holzapfel, ob die damit verbundenen, notwendigen Umzugsleistungen durchführbar sind – hier gebe es offene Fragen. Die Anfragen punkto Mietzinsminderungen von Geschäftslokal-Mietern häufen sich, berichten die Experten. Viele Kunden wollen einfach reden. Die Frage, die momentan beschäftigt: Müssen Mieter, deren Geschäfte laut behördlicher Anordnung nicht offen sein können, Miete bezahlen? Es wird gesetzliche Möglichkeiten zur teilweisen bis gänzlichen Mietzinsminderung geben, ist zu hören. Das konkrete Ausmaß hängt vom Einzelfall ab. „Die Eigentümer werden die Belastung mittragen müssen“, schätzt Eugen Otto die Situation ein.

Geschlossene Geschäfte

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Allerdings tue sich ein Zinshausbesitzer, der etliche Wohnungen und lediglich ein oder zwei Geschäftslokale besitzt, leichter, als jemand, bei dem das Verhältnis umgekehrt ausfällt. Auswirkungen gibt es auch punkto Neuanmietungen: Bereits jetzt gibt es Retailer, die ihre Expansion gestoppt haben. Eine Einschätzung, welche wirtschaftliche Folgen die Situation für die Immobilienwirtschaft haben wird, sei laut Anton Holzapfel für niemanden seriös machbar. „Ich glaube, dass Einzelhandel und Hotellerie stärker betroffen sind als Wohnen und Büro“, so Otto. Airbnb werde weniger attraktiv, Gäste würden Hotels vorziehen. Weil die Aktienmärkte aktuell Rückschläge erleiden, ist Eugen Otto überzeugt, dass das Interesse von Investoren an Immobilien steigen wird – was positive Effekte für den Markt hätte.

Wie Immobilienfirmen jetzt arbeiten

Mitarbeiter von Immobilienbetrieben nützen die Zeit, um Daten zu pflegen – etwas, wofür sonst kaum Zeit bleibt. "Das Marketing arbeitet zu 98 Prozent, man bereitet sich auf neue Projekte vor", sagt Eugen Otto. "In der Research-Abteilung ist Business as usual, die Personalabteilung hat alle Hände voll zu tun." Im Bereich der Bauträger ist noch keine einheitliche Linie erkennbar, ein Teil der Baustellen wurde geschlossen, ein Teil arbeitet jedoch weiter.

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