Wenn die Wände die Bewohner gesünder machen

Wenn die Wände die Bewohner gesünder machen
Die Vermeidung von Schadstoffen in Innenräumen ist heute selbstverständlich. Nun versucht man, durch spezielle Putze und Wandfarben das Wohlbefinden zu verbessern.

Immer mehr Dinge können mehr, als sie eigentlich müssten: Mobiltelefone machen Fotos, Autos parken allein ein – und Wandfarben stärken unser Immunsystem. Zumindest die Ionit-Wandcreme soll eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben und die Leistungsfähigkeit steigern.

Seit knapp einem Jahr ist das Produkt in Österreich erhältlich "Mit unserer Wandcreme ist es uns gelungen, eine natürliche Beschichtung zu entwickeln, die selbstständig und dauerhaft Luftionen – also positiv oder negativ geladene Luftteilchen – generiert und dadurch messbare, gesundheitsfördernde Eigenschaften zeigt", so Jürgen Lorenz, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Ionit Healthcare GmbH.

Tatsächlich belegen mehrere wissenschaftliche Studien die positiven Effekte von Luftionen (siehe Kasten). "Es gibt zwar noch keine Langzeitstudien, aber eine erhöhte Luftionen-Konzentration scheint wirklich eine positive Wirkung zu haben", meint auch der Gerichtssachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen, Peter Tappler.

Derzeit ist die Wandcreme in 27 Farben bei ausgewählten Apotheken und Raumausstattern erhältlich. Ein Tiegel reicht für 12,5 Quadratmeter und kostet 180 Euro. Auftragen kann man das Produkt mit dem Ionit-Creme-Handschuh oder einer handelsüblichen Lammfellrolle.

Wer lieber bei klassischen Produkten bleibt, sollte darauf achten, dass die Wandfarbe durchlässig und offenporig ist. "Latexfarben, Lacke und manche Tapeten sind so dicht, dass keine Absorption und Desorption stattfinden kann. Das ist natürlich nicht so gut für das Raumklima. In Österreich werden solche Farben nicht sehr oft verwendet. Wer sich dafür entscheidet, muss zumindest sehr gut lüften", so Tappler.

Doch nicht nur der Anstrich beeinflusst das Raumklima: "Oft wird aus falscher Sparsamkeit zu wenig oder gar kein Putz verwendet. Ein Fehler – denn vor allem in Häusern mit Lüftungsanlagen braucht man Putze, die Feuchtigkeit gut speichern können", betont Tappler. Im Winter ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent ideal (im Sommer darf sie auch höher sein): Zu trockene Raumluft ist stärker mit Feinstaub belastet, zu hohe Luftfeuchtigkeit kann zu Schimmelbildung führen.

Ideal ist Lehmputz oder der klassische Kalkputz. Der kann auch große Wassermengen aufnehmen und bei niedriger Luftfeuchtigkeit wieder an den Innenraum abgeben. Mittlerweile gibt es auch spezielle Klimaputze, die durch ihre Mikroporenstruktur für eine besonders rasche Wasserdampfaufnahme und -abgabe sorgen und so eine gute Feuchtigkeitsregulierung ermöglichen. "Besonders in Räumen, in denen viel Feuchtigkeit entsteht wie Küche oder Badezimmer, sollten solche kapillaraktiven Putze und Farben zum Einsatz kommen", sagt Emanuel Mairinger, Bauphysiker bei "BauXund Forschung und Beratung", einem auf Umwelt- und Gesundheitsthemen im Baubereich spezialisierten Technischen Büro.

Die Oberflächengestaltung ist also nicht nur eine Frage der Optik: Man sollte sich gut überlegen, welche Produkte an die Wand kommen – sie ist schließlich die größte Fläche im Raum.

Was sind LuftIOnen und wie wirken Sie?

Wenn die Wände die Bewohner gesünder machen

Hans Peter Hutter, Umweltmediziner und Oberarzt am Institut für Umwelthygiene der medizinischen Universität Wien, führt immer wieder Studien zum Thema Raumluft durch. Er erklärt, wie sich der Ionengehalt auf das Raumklima auswirkt:

"Nachdem in den vergangenen Jahren Wert darauf gelegt wurde, die Schadstoffe in den eigenen vier Wänden weitgehend zu minimieren, liegt mittlerweile das Hauptaugenmerk darauf, die guten Bestandteile der Raumluft zu erhalten und zu erhöhen. Neben Raumklima-Faktoren wie Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit ist auch der Ionengehalt im Raum für ein optimales Raumklima verantwortlich.

In der Natur entstehen Luftionen – also positiv und negativ geladene Luftteilchen – zum Beispiel bei Gewittern oder in der Nähe von Wasserfällen. Während die Luftionenkonzentration in der Natur bis zu einigen Tausend Ionen pro Kubikzentimeter betragen kann, besteht in Innenräumen mit manchmal nur ein paar Hundert Ionen pro Kubikmeter ein auffälliger Mangel an diesen Teilchen.

In einem weltweit erstmalig durchgeführten Experiment mit gesunden Versuchspersonen konnten wir an der Medizinischen Universität Wien die leistungssteigernde Wirkung höherer Luftionenkonzentrationen in einem Wohnraum nachweisen. Luftionen wirken sich positiv sowohl auf unser Nerven- als auch auf unser Herz-Kreislauf-System aus.

Eine vom Fraunhofer Institut für Bauphysik in Stuttgart durchgeführte Studie konnte einen direkten Zusammenhang zwischen der Luftionen-Konzentration im Raum und der Reduktion von Feinstaub und hochallergenen Pollen nachweisen. Feinste Partikel werden in der Raumluft von den Luftionen angezogen und verklumpen zu größeren Einheiten, die dann zu Boden fallen und nicht mehr eingeatmet werden können. Das führt zu einer Reduktion von Asthma-Attacken bei Pollenallergien.

Das Universitätsklinikum Freiburg ging sogar einen Schritt weiter und hat in einem Zellversuch mit menschlichen Lungenzellen die Wirkungsweise von Luftionen auf genetischer Ebene untersucht. Die

Ergebnisse sind überraschend: Bei höheren Konzentrationen wurden bestimmte Gene eingeschaltet, die bei der Immunantwort auf

Infektionserreger eine Rolle spielen. Das könnte auch im Hinblick auf die Abwehr viraler Infektionen eine Rolle spielen."

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