Lilli Hollein präsentiert Programm der Vienna Design Week
Wer sich mit Freunden in der Festivalzentrale der diesjährigen Vienna Design Week von 25. September bis 4. Oktober treffen möchte, muss sich keinen Millimeter bewegen. Eine vereinbarte Uhrzeit und ein Smartphone oder (noch besser) eine Virtual Reality-Brille reichen aus, um Installationen mit Freunden oder „anderen Avataren“, wie Lilli Hollein virtuelle Besucher nennt, zu sehen.
„Wir haben ein eigenes Programm für die virtuelle Festivalzentrale gestaltet“, sagt Hollein. Besucher können sich bei den Stationen virtuelle Rewards abholen. „Das greift eine unserer uralten Idee auf. Früher hatten wir einen Wanderpass für Stationen im Fokusbezirk“, so die Organisatorin.
Festivalzentrale im früherem Amtsgebäude
Da ein Teil des Programms virtuell erlebt werden kann, fällt die physische Festivalzentrale in der Theresienbadgasse – einem ehemaligen Gas-Amt – etwas kleiner aus als in den vergangenen Jahren. Das ist nicht nur Corona geschuldet, sondern ganz bewusst entschieden. „Wir wollten die Vienna Design Week dieses Jahr dezentralisieren und uns im Fokusbezirk ausbreiten“, sagt Hollein, während sie durch das ehemalige Amtsgebäude führt.
Ein Raum ist ihr dabei besonders wichtig: Gegenüber der Eingangstür wird eine Jubiläumsschau mit Stücken der vergangenen 15 Jahre „Passionswege“ gezeigt.
Die Passionswege, bei denen Designer mit Handwerksbetrieben aus dem Fokusbezirk gemeinsam an einem Objekt arbeiten, machen dieses Jahr coronabedingt Pause. „Diese Zeiten werden wieder kommen“, zeigt sich Hollein optimistisch. Dafür gebe es eine Kooperation mit einer Schweizer Künstlerin und der Wiener Glasmanufaktur Lobmeyr.
Projekte auch in Hernals
Das Programm ist ohnedies sehr üppig und geht sogar über die Grenzen des zwölften Wiener Gemeindebezirks hinaus. Zwei Stadtarbeit-Projekte widmen sich dem Thema „Brache“. Hollein: „Da sich Meidling schneller gentrifiziert als sein Schatten und kaum eine Brache oder ein leer stehendes Haus zu finden ist, sind wir nach Hernals ausgewichen.“
Dort werden zwei Projekte zu sehen sein: „Eines beschäftigt sich mit Pflanzen auf den Brachen Wiens, für ein weiteres bewertet das ,Institut für Wertschätzung’ vorhandenen Platz neu.“
Rundgang durch Meidling
Dass der zwölfte Bezirk reich an Kultur, Design und Architektur ist, wird auf dem Weg von der Theresienbadgasse über die Meidlinger Hauptstraße zum Meidlinger Markt deutlich. Entlang künstlerisch gestalteter Fassaden (August-Fürst-Hof) und historischen Aufschriften auf Bauten (Fernsprechamt Meidling) findet sich direkt hinter dem Markt ein Grätzel-Hotel.
Mit dem Konzept der Grätzelhotels versuchen die Betreiber „Urbanauts Hospitality“ leer stehende Erdgeschoß-Zonen neu zu beleben. Wien-Besucher können sich in die hochwertig eingerichteten Zimmer einmieten. Während der Designwoche sind dort Installationen vorzufinden.
Architektin Sigrid Mayer wird zudem die Parkstreifen rund um den Markt bespielen und demonstrieren, wie diese Zone beruhigt werden kann. „Auch die Tradition des Arbeiterbezirks soll in den Fokus rücken“, sagt Lilli Hollein auf dem Weg zum letzten Stopp, dem sozialen Wohnbau Bebelhof. Daher wird Architektin Marion Kuzmany eine Tour durch Gemeindebauten anführen.
Wer es lieber gemütlich mag, kann sich für die Beiseltour von Stefan Zeisler, Art Director des Kunsthistorischen Museums Wien und langjähriger Meidling-Bewohner, anmelden.
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