10:45 Uhr: Festsaal II, 2. Stock, Hotel Radisson Blu am Wiener Parkring. Das Foyer zum Bankettsaal ist gut gefüllt. In kleinen Gruppen wird Small Talk geführt. Beim ein oder anderen blitzen unter dem Arm dicke, braune Kuverts hervor. Ein Indiz dafür, dass es sich bei diesen Besuchern um registrierte Mitbieter handelt. Der Moment kurz vor der Auktion? Spannend, energiegeladen – und ein wenig verhalten. Denn so richtig weiß keiner von den Anwesenden Top-Vertretern der Banken-, Versicherungs- und Immobilienbranche, was sie in den nächsten Minuten erwartet. Üblicherweise werden Kunstschätze bei Auktionen feilgeboten. Doch nicht hier und jetzt. Heute werden per Hammerschlag zwei Wiener Zinshäuser versteigert. Um genau zu sein, es ist die erste am heimischen Immobilienmarkt.
11:04 Uhr: Die Türen des Bankettsaals gehen auf. Es geht los. Die beiden Initiatoren und Auktionatoren Eugen Otto vonOtto Immobilienund Oliver Brichard vonbrichard immobilieneröffnen die Auktion. Es herrscht absolute Stille im Raum. Alle warten gespannt. Etwa achtzig Investoren haben sich im Festsaal II eingefunden. Das erste Objekt, welches zur Versteigerung gelangt, ist ein Eckzinshaus in der Belvederegasse. 1994 errichtet, verfügt die Liegenschaft über eine Nutzfläche von rund 1600 Quadratmetern, welche sich auf neun Wohnungen, zwei Büros sowie ein Geschäftslokal verteilt. Die Gebote erfolgen in Schritten zu mindestens 50.000 Euro. Die Höhe liegt letztlich im Ermessen des Auktionators.
11:10 Uhr: „Der Rufpreis liegt bei 3.578.000 Euro. Ein schriftliches Angebot von 4.000.000 Euro liegt bereits vor. Wer bietet mehr?“ Oliver Brichard hat die Auktion eröffnet. Stille. Keiner hebt die Hand. „4.000.000 Euro zum Ersten.“ Blicke schweifen durch den Saal. „4.000.000 Euro zum Zweiten.“ Noch immer kein Gebot. Nach 58,24 Sekunden fällt der Hammerschlag und das erste Objekt geht, um 11,8 Prozent über dem Mindestgebot, an den Immobilieninvestor Günter Kerbler von der Kerbler Holding.
11:13 Uhr: Jetzt geht es um ein 140 Jahre altes Gründerzeitzinshaus in der Reisnerstraße. Das Objekt bietet eine Gesamtnutzfläche von rund 3400 Quadratmetern. Davon nehmen fünfzehn Wohnungen knapp 2000 Quadratmeter ein. Die übrigen Einheiten werden derzeit als Büros genutzt. Eugen Otto: „Der Rufpreis liegt bei 5.876.000 Euro. Wer bietet mehr?“ Eine weiße Tafel blitzt in der Menge hervor. Erste Reihe, links außen. „Das Angebot liegt bei 6.000.000 Euro. Wer bietet mit?“ Sekunden später , letzte Reihe, links außen: Bieter Nummer 11 hebt seine Hand. Weitere 50.000 Euro sind dazu gekommen. Nun wird es spannend, ein weiterer Interessent kommt ins Spiel. Mehrere Male wird der Preis hochgetrieben. Nach 6:14 Minuten erhält der Bieter mit der Nummer 1 den Zuschlag. Für 6.500.000 Euro wurde das Objekt in der Reisnerstrasse, um 10,6 Prozent über dem ausgerufenen Mindestgebot, verkauft. Und der neue Eigentümer der Immobilie heißt wieder – Günter Kerbler: „Ich freue mich über den Zuschlag dieser zwei hochwertigen Zugänge für unser Portfolio.“
11:20 Uhr: Es ist vorbei. Der Saal leert sich. Das Resümee der beiden Auktionatoren? „Ich bin erleichtert, dass dieser Start einer neuen Dienstleistung am und vom Markt so gut angenommen worden ist“, erklärt Oliver Brichard. Zufrieden ist auch Eugen Otto über den Verlauf seiner ersten Auktion: „Meine Erwartungen wurden übertroffen. Für unsere nächste Auktion werden wir kompromisslos bleiben in der Qualität der Dokumentation. Jede Wohnung wurde begangen und dokumentiert, das wird einem Verkäufer normalerweise nicht geboten. Wir werden den Zugang erleichtern und versuchen für die Bieterregistrierung den administrativen Aufwand zu reduzieren. Wenn wir die Wahl haben, werden wir ausschließlich erstklassige zukunftsfähige Objekte ins Auktions-Portfolio reinnehmen. Unser Ziel wird es künftig sein, eine Plattform für Zinshäuser mit einem Verkaufswert zwischen 1,5 und 3 Millionen Euro zu bieten.“
Kommentare