UN-Berichterstatterin: „Wien ist Vorbild für EU-Städte"

UN-Berichterstatterin: „Wien ist Vorbild für EU-Städte"
Leilani Farha, UN Sonderbeauftragte, über Wohnraum als Menschenrecht und die Vorbildrolle Wiens.

KURIER: Was braucht eine Stadt, um ihren Bewohnern gute Wohnqualität zu bieten?

Leilani Farha: Das ist die Frage des Tages. Dass die jeweiligen Landesvertreter bei „Housing for All“ zusammenkommen und eine klare Positionierung zu Wohnen als Menschenrecht einnehmen, ist ein guter Anfang.

Dadurch lernen lokale und nationale Regierungen Strategien kennen, die auf diesem Menschenrecht basieren und sehen neue Blickwinkel.

Jede Stadt in Europa ist einzigartig und hat eigene finanzielle Ressourcen – was bringen einheitliche EU-weite Maßnahmen?

Jede Stadt hat ihre Kultur, das stimmt, wir sind in Europa aber mit denselben Problemen konfrontiert. 80 Prozent der Menschen stehen vor explodierenden Wohnkosten und stagnierenden Einkünften.

Adäquate Wohnverhältnisse sind ein breiter Ausdruck, dessen Umsetzung sich auf das individuelle Land und dessen Ressourcen beziehen.

Ich denke aber, die besten Rahmenbedingungen für die Zukunft werden geschaffen, wenn die Länder zusammenkommen und eine kohäsive Vorgehensweise planen, die kontextuelle Unterscheidungen zulässt.

Die Wiener Regierung hat vor zwei Wochen gesetzliche Regulierungen für den sozialen Wohnbau beschlossen. Wie wichtig sind solche Maßnahmen?

Die internationalen Menschenrechte besagen, dass Staaten die Verantwortung haben, leistbaren Wohnraum zu schaffen.

Wenn private Entwickler am Immobilienmarkt beteiligt sein sollen, dann müssen Regierungen dafür sorgen, dass diese Investoren im Sinne der Menschenrechte handeln – und dafür sind gesetzliche Regulierungen essenziell.

Was können europäische Städte vom Wiener Modell lernen?

Wien hat anderen Städten viel voraus. Als Außenseiterin sehe ich das Verständnis, dass Wohnen eine Grundvoraussetzung für gutes Wohlbefinden ist.

Auch die Steuerstruktur ist gut, denn das Geld wird direkt in den sozialen Wohnbau investiert. Zudem ist die Sozialpartnerschaft einzigartig.

Das Verständnis, dass verschiedene Interessensgruppen zusammengebracht werden müssen, um politische Richtlinien und Gesetze auf den Weg zu bringen, ist sehr fortschrittlich.

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