Spanien: Grundbuch statt Sparbuch

Spanien: Grundbuch statt Sparbuch
Die Immobilienpreise in Spanien befinden sich im freien Fall und locken viele ausländische Kaufinteressenten an. Doch Vorsicht: Nicht alles, was günstig ist, ist auch gut.

Drinnen blinkende Telefone und eine Klimaanlage auf Hochtouren. Draußen 36 Grad im Schatten bei einer Luftfeuchtigkeit von 71 Prozent. Es ist früher Nachmittag in Sollér und Lorenz Ewaldsen verlässt sein Büro mit der Gelassenheit eines Mannes, dessen Geschäfte gut gehen.

Hochsommer auf Mallorca. Jetzt haben nicht nur Kellner, Putzpersonal und Taxifahrer alle Hände voll zu tun. Auch die geschätzten 2000 bis 3000 Makler auf der Insel verzeichnen zwischen Juni und September die meisten Kundenkontakte. In seiner Region, der Nordwestküste rund um die Orte Valldemossa und Sollér, gehört der gebürtige Hamburger zu den erfolgreichsten unter ihnen. Dein Traumhaus, tu casa de ensueño, es könnte hier sein.

Wir fahren die steile Bergstraße oberhalb vom Hafen hinauf, ein 40 Jahre altes Einfamilienhaus steht zum Verkauf. Meerblick, 219 Quadratmeter Wohnfläche, drei Mal so viel Grund. Kosten: 970.000 Euro . "Ein gutes Investment", sagt Ewaldsen, derartige Objekte gäbe es hier nicht mehr und wenn, dann längst nicht mehr um diesen Preis.

Natürlich geht es auch billiger. Zwei- bis Dreizimmerwohnungen sind schon ab 160.000 Euro zu haben, mit Meer- oder Hafenblick ab 240.000, so viel muss man investieren, wenn man in einer der am wenigsten verbauten Küstengegenden der Insel wohnen will.

Spanien: Grundbuch statt Sparbuch

Immobilienmarkt Spanien
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Immobilienhandel mit Wühltischcharakter

Spanien: Grundbuch statt Sparbuch

An der Ostküste, zwischen Porto Cristo und Cap de Ferrutx, da geht es neuerdings auch schon deutlich billiger. Ab 55.000 ist man laut diversen Internetangeboten dabei, eine günstige Gelegenheit, ist da zu lesen, una oportunidad!, selbstverständlich mit Verhandlungsspielraum.

Die vielen Schilder an Hausmauern, zu verkaufen, se vende, erinnern an Kaufhaus-Wühltische. Ewaldsen winkt ab: "Schauen Sie sich die Betonburgen dort an, die Hälfte steht leer, da wollen Sie nicht wohnen und das bekommen Sie später auch kaum mehr los."

Wir können hier oben nicht direkt vor dem Haus parken, weil die Betonmischmaschinen der Nachbarvilla gerade alles verstellen – die neuen Eigentümer lassen umbauen. "Vier Millionen, aber der Grund war das wert", ruft Ewaldsen und wirft seine Autotüre zu. Vor dem Objekt, das er jetzt vermitteln soll, warten schon die Kaufinteressenten.

Das dreistöckige, in einen Hang gebaute Haus wirkt wie ein Bastlerhit auf hohem Niveau, aber natürlich, fantastischer Blick über die gesamte Hafenbucht und das offene Meer, enzianblauer Himmel, saphirglitzerndes Wasser, Postkartenidylle.

Bei der Begrüßung stehen alle auf der Terrasse, der Makler, der Eigentümer, ein Brite in den späten Sechzigern, die potenziellen neuen Eigentümer, ein österreichisches Ehepaar Mitte vierzig. Das Haus wird besichtigt, der Garten, der Pool, dann wieder die Terrasse und noch einmal einzelne Räume im Haus.

Irgendwann seufzt die österreichische Ehefrau und sagt, dass man da im Haus doch etliches machen müsse. Das ist der Moment in dem Ewaldsen zu seiner Hochform aufläuft, binnen einer Hundertstelsekunde richtet er seinen Blick mit hanseatischer Klarheit auf die Frau: "Das Haus können Sie von mir aus auch in die Luft sprengen, das ist doch ganz egal, was Sie hier kaufen ist die Lage und die Aussicht." Damit ist alles gesagt. Blitzkrieg, Sieg für den Makler. Hätte man die 970.000 und noch ein bisschen was für den Umbau, würde man jetzt möglicherweise selbst zuschlagen.

Jeder Käufer von heute sei für ihn ein potenzieller Verkäufer von morgen und umgekehrt, sagt Ewaldsen, als wir wieder im Auto sitzen. "Deshalb macht es wenig Sinn, die Leute in irgendeinem Punkt im Unklaren zu lassen."

Wahrscheinlich läuft es in der Gegend rund um Sollér auch weiterhin gut. Doch die Krise hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. Immobilien kosten jetzt um durchschnittlich 30 Prozent weniger als noch im Jahr 2008. Nur Objekte in Top-Lagen bleiben aufgrund der regen Nachfrage unverändert.

Hausgemacht: Geplatzte Immobilienblase von gigantischem Ausmaß

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