Rechte und Pflichten im Kleingarten

In der Kleingartenanlage gelten ganz eigene Regeln
Wie man zu einem Refugium kommt, an welche Vorschriften man sich halten muss und worüber gestritten wird.

Eigenes Obst und Gemüse anbauen – das war der Grundgedanke bei der Entstehung vieler Kleingärten. Heute liegt der Schwerpunkt nicht mehr auf der Selbstversorgung. Längst hat der Erholungsfaktor oberste Priorität. Zwar wird auf vielen Parzellen nach wie vor hingebungsvoll "gegartelt", immer öfter dominieren jedoch Pool und Rasen statt Obstbaum und Gemüsebeet. Wie viele Kleingärten es gibt, ist schwer zu sagen. Nicht alle sind Mitglied im Zentralverband der Kleingärtner. Hier sind fünf Landesorganisationen (Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Steiermark) mit 384 Vereinen und 39.234 Mitgliedern organisiert.

Wer wohnt in einem Kleingarten?

Dauerhaft leben kann man in einem Kleingartenhaus nur in Wien – wenn es eine Widmung für ganzjähriges Wohnen gibt und die baulichen Voraussetzungen gegeben sind. In den anderen Bundesländern ist das nicht erlaubt. In manchen Anlagen darf man während der Sommermonate ins Gartenhaus ziehen. Viele Objekte sind gar nicht als Wohnsitz geeignet: Zwar gibt es in jedem Haus Strom und Wasser, Toiletten gibt es aber oft nur im Vereinshaus.

Das Bild vom pingeligen Pensionisten, der mit der Nagelschere den englischen Rasen trimmt, ist nicht immer richtig. Seit einigen Jahren zeigen immer mehr Jungfamilien Interesse. Sie sorgen auch für einen rascheren Wechsel: Wird aus beruflichen Gründen der Wohnsitz geändert oder ein Einfamilienhaus gebaut, geben die meisten den Kleingarten zurück.

Wie kommt man zu einer Parzelle?

Rechte und Pflichten im Kleingarten
Bildnummer: 15763620 Gemüsegarten Wohnhaus Blumenbeet Gärtnern Holz Klein Blume Gelb Gardens Im Freien Kind Play Grün Sommer Nature Gras
Grundstückseigentümer ist häufig die Gemeinde. Der Stadt Wien etwa gehören rund 15.400 Parzellen. Die Eigentümer verpachten meist an den Zentralverband, die Landesverbände oder die Vereine. Für die einzelnen Parzellen werden dann Unterpacht-Verträge abgeschlossen.

Wer sich bei einem Verein für einen Kleingarten anmeldet, braucht Geduld. "In Salzburg sind die Wartezeiten lang. Man muss mit fünf, oft auch sieben oder acht Jahren rechnen", sagt Johann Petschnig, Präsident des Salzburger Landesverbands. Schneller geht es zum Beispiel in Oberösterreich: Hier wartet man zwischen sechs Monate und zwei Jahre.

Grundsätzlich werden die Parzellen nach der Reihenfolge der Anmeldung vergeben. Eltern, Ehepartner, Lebensgefährten und Kinder haben jedoch das Vorrecht. "Will von den Angehörigen niemand den Garten übernehmen, kann bei uns auch eine Person, die in den vergangenen fünf Jahren maßgeblich an der Bewirtschaftung beteiligt war, zum Zug kommen", sagt Walter Wusche, Mitglied im Vorstand des Zentralverbandes und Präsident des Landesverbands Steiermark.

Mit welchen Kosten muss man rechnen?

Die Pacht ist nicht besonders hoch: Bei manchen Parzellen zahlt man 40 Cent pro und Jahr, bei anderen 1,50 Euro. Dazu kommen die Kosten für Strom, Wasser, Versicherung und der Mitgliedsbeitrag im Verein. Damit liegen die jährlichen Kosten im Schnitt zwischen 500 und 1500 Euro.

Rechte und Pflichten im Kleingarten
Teuer kann die Ablöse werden. 20.000 bis 30.000 Euro sind keine Seltenheit, in gefragten Lagen auch mehr. Bei Schnäppchen um 5000 oder 6000 Euro ist es meist besser, die Hütte abzureißen. "Im Bundes-Kleingartengesetz ist geregelt, dass jeder Garten von einem Sachverständigen geschätzt werden muss. Das Gutachten hat der scheidende Unterpächter zu zahlen", sagt Walter Wusche.

Hin und wieder steht auch ein Refugium zum Verkauf. Die Stadt Wien hat vor etwas mehr als 20 Jahren begonnen, einzelne Parzellen zu verkaufen. "Der große Boom ist schon wieder vorbei. Zwischen 2010 und 2014 haben wir rund 880 Gärten verkauft", sagt Marion Kreindl, Leiterin des Kleingartenreferats in der MA 69. "Der Kaufpreis wird vom Amtssachverständigen festgelegt."

Wie groß darf ein Haus sein?

Wie viele Quadratmeter verbaut werden dürfen ist in den Kleingartengesetzen der Länder oder in Verordnungen der Gemeinden geregelt. "In der Steiermark dürfen es maximal 40 Quadratmeter sein, die Gemeinden können aber die Größe einschränken. In Graz sind zum Beispiel nur 35 Quadratmeter erlaubt", erklärt Walter Wusche. In Salzburg darf das Häuschen nicht größer als 14 Quadratmeter sein, eine überdachte Veranda mit höchstens 10 Quadratmeter kann dazukommen. "In Oberösterreich darf man maximal 35 Quadratmeter verbauen, je nach Flächenwidmungsplan können es aber auch weniger sein", sagt Landesverbandspräsident Ernst Kasinger.

Eine große Ausnahme ist wieder einmal Wien. Auf einigen Grundstücken gilt die Widmung "Erholungsgebiet Kleingarten ganzjähriges Wohnen". "Das ist kein klassisches Bauland, sondern Grünland. Aber man darf eine Fläche von maximal 50 Quadratmetern verbauen, plus Keller und einem Obergeschoß. Und man darf dort das ganze Jahr über wohnen", erklärt Marion Kreindl.

Welche Vorschriften gibt es?

Rechte und Pflichten im Kleingarten
Old garden pruner and green leaf, isolated on a white background Bildnummer: 16899583 Gartenschere Rose Stutzen Scharf Gärtnern Gartengerät Alt Ausrüstung und Geräte Isoliert Ast Wachstum Household Objects/Equipment Natur Weiß Objects/Equipment Isolated Objects Einzelner Gegenstand Krokodilklemme Metall Blatt Pflanze Rostig Grün Nature Plants
Neben den Kleingartengesetzen und Verordnungen gibt es in jedem Verein eine Gartenordnung. Diese regelt zum Beispiel die Höhe der Bäume, meist dürfen diese nicht größer als vier oder fünf Meter werden. Nadel- und Nussbäume sind im Kleingarten verboten, weil sie zu viel Schatten werfen. Auch Draht- oder Holzzäune sind in vielen Vereinen nicht erlaubt. Die Mindesthöhe für Hecken beträgt meist 1,50 Meter – schließlich soll man sich nicht auf seiner Parzelle verschanzen, sondern noch mit dem Nachbarn plaudern können.

Strenge Gebote gibt es kaum noch. Bis vor rund zehn Jahren musste man etwa in der Steiermark zu je einem Drittel Obst, Gemüse und Rasen pflanzen. Heute bleibt die Gestaltung jedem selbst überlassen. Einschränkungen gibt es manchmal beim Pool – so sind etwa in Graz nur Becken zum Aufstellen (die man auch leicht wieder entfernen kann) erlaubt.

Wer sich nicht an die Regeln hält, bekommt eine schriftliche Ermahnung. "Wenn eine Parzelle ungepflegt ist, kann man nichts machen. Man könnte versuchen wegen Nicht-Benützung zu kündigen. Aber meist richtet der Betroffene vor dem Gerichtstermin alles her und man kommt damit nicht durch", sagt Friedrich Hauk, Vizepräsident im Zentralverband.

Worüber wird gestritten?

Rechte und Pflichten im Kleingarten
Hand holding a dandelion by the roots, isolated on white. Is this how you get the weeds out of your yard? Bildnummer: 19741343 Jäten Weed Ziehen Löwenzahn Wurzel Isoliert Entwurzelt Gärtnern Erdreich Pflanze Menschliche Hand Fotografie Halten Isoliert Auf Weiss Weiß Objects/Equipment Gardens Isolated Objects Farbbild Nature Horizontal Weißer Hintergrund
Diskussionen gibt es immer häufiger wenn der eine einen Öko-Garten mit vielen Wildkräutern hat und der andere einen Golfrasen. Bei sehr großen Grundstücken funktionieren diese beiden Konzepte nebeneinander, in der Kleingartenanlage ist der Samenflug jedoch ein Problem. In Graz sind daher extensiv bewirtschaftete Gärten sogar verboten. Ein klassisches Streitthema ist die Nichteinhaltung der Ruhezeiten. "Die älteren Gartler arbeiten leise. Bei den jungen Familien kann es lauter zugehen. Da gibt es natürlich manchmal Konflikte", sagt Ernst Kasinger. "Dann sind die Funktionäre als Streitschlichter gefordert. Ich versuche, Meinungsverschiedenheiten mit einem Gespräch bei einem guten Glas Wein zu lösen."

Kommentare