Nachfrage bestimmt den Preis
Die teuersten Immobilienstraßen Österreichs befinden sich in Wien. Im internationalen Vergleich scheint unsere Hauptstadt aber noch ein moderates Pflaster zu sein. Wie kommt es zu diesen Unterschieden?
Man muss dabei immer auch die Größe der Städte vergleichen. Dass eine Wohnung in Kensington Palace Gardens rund zweieinhalb Mal so viel kostet wie auf dem Kohlmarkt, ist klar: London hat fast fünf mal so viele Einwohner wie Wien. Außerdem ist es nun einmal so, dass dort einige der reichsten Menschen der Welt leben, da bestimmt einfach die Nachfrage den Preis.
Werden sich die Preise in dieser Kategorie bei uns noch steigern?
Die Spitzenwerte liegen heute bei 25.000 Euro pro Quadratmeter. Wenn man bedenkt, dass es vor drei Jahren noch knapp 20.000 Euro und vor zehn Jahren maximal 10.000 Euro waren, dann kann man schon von einer ziemlichen Preissteigerung sprechen. Da wird sich in der allernächsten Zeit nicht allzu viel verändern. Der Markt für Top-Objekte wird sich in Wien fürs Erste in dieser Kategorie einpendeln.
Die ÖRAG konnte bisher in diesem Jahr laut eigenen Angaben 445 Kauf- und Mietobjekte vermitteln. Waren da auch Immobilien in den heimischen Top-Zonen, wie Kohlmarkt, Graben, Kärntner Straße oder Tuchlauben dabei?
Selbstverständlich, aber dort wo es sich nicht um den Verkauf einer ganzen Liegenschaft gehandelt hat, waren es hier vor allem Mietobjekte. Die Hauseigentümer in diesen Zonen sind fast ausschließlich Institutionen wie die Kirche, Banken, Stiftungen oder Versicherungen. Und solche Eigentümer wollen meist nicht parifizieren und abverkaufen, sondern nur vermieten. Eigentumswohnungen in diesen Lagen sind daher rar. Im Schnitt kommt – abgesehen von Developments – vielleicht eine Wohnung pro Jahr, die unmittelbar am Kohlmarkt liegt, in den Verkauf. Und nicht für jede erzielt man einen Spitzenpreis. Hofseitig im 1. Stock wird auch dort eher 10.000 bis 12.000 Euro pro Quadratmeter bringen. Spitzenpreise bekommt man nur für Objekte mit Terrasse und viel Ausblick.
Gerade holt auch die Tuchlauben durch neue Projekte mächtig auf. Wie wird sich der Markt für Luxusmeilen Ihrer Ansicht nach weiter entwickeln?
Teile der Tuchlauben kann man heute schon als Verlängerung des begehrten Kohlmarkts sehen. Das hat auch mit neuen Projekten wie dem umgebauten ehemaligen Bawag-Gebäude durch die SIGNA-Holding zu tun. Diese Aufwertung gilt aber nicht für die ganze Tuchlauben, sondern geht etwa bis zum Restaurant Fabios, das ja auch gerade umgebaut wird. Bis jetzt gab es das "Goldene U" – Kohlmarkt, Graben, Kärntner Straße. Daraus könnte mit der weiteren Aufwertung von Tuchlauben und Rotenturmstraße das "Goldene H" werden.
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