Nach dem vielen Regen: Hilfe, die Gelsen kommen ...

Nach dem vielen Regen: Hilfe, die Gelsen kommen ...
Gelsen sind eine unangenehme Begleiterscheinung des Sommers. Wie man sie loswird? Zwei Experten klären auf.

Wer kennt es nicht: Kaum möchte man einen lauen Sommerabend im Garten genießen, hört man schon das leise Summen. Und kaum hat man sich versehen, haben die kleinen Vampire auch schon zugeschlagen. Gelsen sind ohne Zweifel eine unangenehme Begleiterscheinung des Sommers. „Um ihnen zu entkommen, muss man zuerst einmal verstehen, was sie anlockt“, sagt Harald Brugger, Leiter Chemie & Konsum bei „Die Umweltberatung“.

Experte der Umweltberatung

Oft werde angenommen, dass es das Licht ist, das die Tierchen anzieht. Das stimme nur bedingt. „Eigentlich verrät uns unser Atem“, erklärt Brugger. Gelsen haben nämlich winzige Sensoren an den Mundwerkzeugen mit denen sie bereits geringste Anstiege an Kohlendioxid in der Luft wahrnehmen. So können sie ihr nächstes Opfer schon aus der Ferne lokalisieren. Aber auch Schweiß kann je nach Zusammensetzung anziehend wirken. „Abhängig davon, welche Bakterien in welcher Anzahl unsere Haut besiedeln, wird bei der Zersetzung von Schweiß eine Duftnote erzeugt, die Gelsen mehr oder weniger bevorzugen“, sagt Brugger. Die Antwort liegt also nahe: häufiges Duschen kann tatsächlich Gelsenstiche reduzieren.

Lavendel, Salbei und Zitronenmelisse hilft

Ebenso wie die Blutgruppe 0 – so heißt es zumindest in einem weitverbreiteten Mythos. Dem kann Brugger allerdings nur wenig abgewinnen. „Es gibt dazu zwar einzelne Studien aus Japan, eindeutig beweisen konnte es aber keine davon.“ Schutz bieten dagegen Lavendel, Katzenminze, Zitronenmelisse oder Salbei. Die Duftstoffe, die die Pflanzen verströmen, behagen den Gelsen nämlich nicht. „Das vertreibt die Tiere zwar wahrscheinlich nicht, wirkt aber zumindest abschreckend“, erklärt der Experte. Auch um Tomatenstauden und andere Nachtschattengewächse machen die Gelsen einen großen Bogen. Und ein Walnussbaum in Garten hält die Tiere ebenfalls auf Abstand.

Regentonnen abdecken, Untersetzer ausleeren

Offene Wasseransammlungen gilt es hingegen zu vermeiden. „Dort brüten Gelsen bekanntermaßen am liebsten. Viele Menschen züchten die Stechmücken so im eigenen Garten selbst heran“, sagt Hans-Peter Führer vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Er rät deshalb, Regentonnen vorsichtshalber abzudecken und Gießkannen und Blumenuntersetzer regelmäßig auszuleeren. Auch die Regenrinne sollte immer wieder inspiziert und gereinigt werden, „damit sich dort kein Wasser ansammelt.“

Teiche und Biotope hingegen kein Problem

Teiche oder Biotope stellen dagegen kein Problem dar. Im Gegenteil: Mückenlarven sind ein wichtiges Nahrungsmittel für Fische. „Bei Naturteichen handelt es sich im Idealfall um funktionierende Ökosysteme. Mit einer ausreichend großen Pflanzen- und Tier-Vielfalt regelt sich das Mückenproblem meist von allein“, sagt Führer. Auch die Industrie hat das Leid Gelsengeplagter erkannt und bietet zahlreiche Mittel zum Gegenangriff. Nicht alle sind dabei ganz unumstritten.

Was tun?

Ein klassisches Beispiel sind die beliebten Gelsenkerzen mit Zitrusduft. „Sie haben natürlich schon eine gewisse Wirkung, weil sie den Duft der Menschen überdecken“, sagt Umweltberater Brugger. „Immer wenn ich etwas anzünde, setze ich aber auch Feinstaub in der Luft frei, weshalb ich sie nicht empfehlen würde.“ Natürliche Bio-Öle mit Zitronenduft hätten eine ähnliche Wirkung und „sind eindeutig die bessere Wahl.“

Lange Kleidung hilft

Elektrische Fallen oder Geräte, die mit verdampfbaren Wirkstoffplättchen Schutz im Garten versprechen, sieht der Experte ebenfalls skeptisch. Besonders skurril sind Apps, die mit hochfrequenten Tönen die Gelsen vertreiben sollen. Auch diese könne man sich laut Expertenmeinung sparen. Immer wieder wird die Einnahme von Vitamin-B-Präparaten angepriesen. Tests zeigen aber, dass das völlig wirkungslos ist. Führer glaubt aber etwas anderes: „Studien haben gezeigt, dass Menschen, die Alkohol getrunken haben, eher von den Mücken gestochen werden. Da ist mit Sicherheit etwas dran.“ Wer trotzdem nicht auf das Glas Wein im Garten verzichten möchte, kann sich am besten mit langer Kleidung behelfen.

Ebenso Mückensprays

Und auch bestimmte Mückenschutzsprays bringen Erleichterung. Brugger rät hier vordergründig auf die Inhaltsstoffe zu achten. Jene, die Icaridin beinhalten, seien durchaus zu empfehlen. Auf jene, die mit DEET arbeiten, sollte man dagegen lieber verzichten. „Bei empfindlichen Personen kann der Stoff zu Augenbrennen und Hautreizungen führen. Manche bekommen sogar Krämpfe. Das ist nicht zu unterschätzen.“

Im Fall des Falles: Nicht kratzen

Haben die kleinen Vampire trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zugeschlagen, heißt es Kühlen. Am besten eignen sich Kühlakkus und Eiswürfel. Eine Flasche mit kaltem Wasser funktioniert aber auch. Spezielle Gels aus der Apotheke enthalten lokale Antihistaminika und helfen sofort. Das Wichtigste jedoch: Nicht Kratzen!

 Erste Hilfe bei Stichen

Fünf Mittel aus der Natur, die dem Juckreiz ein Ende setzen

1. Zwiebel aufschneiden Eine frisch aufgeschnittene Zwiebel auf den Stich legen, das kann Wunder wirken. Der Schwefel im Zwiebelsaft wirkt antibakteriell, desinfiziert und kann die Schwellung lindern.


2. Gänseblümchen auspressen Gänseblümchen sind nicht nur nett anzusehen, sondern haben auch als Heilpflanzen ihren Nutzen. Für einen Saft gegen juckende Stiche die Blümchen samt Stiel und Blättern auspressen und auftragen. Der Saft soll auch verhindern, dass sich Quaddeln bilden.


3. Spitzwegerich auflegen  Spitzwegerichblätter können ebenfalls Abhilfe schaffen. Einfach ein paar frische Blätter sammeln und diese  auf den Stich legen. Damit sie nicht abrutschen, kann man die Blätter auch mit einem Stofftuch fixieren. Nach etwa zwei Stunden sollte der Juckreiz verschwunden sein.


4. Tonerde sammeln Essigsaure Tonerde als Heilmittel? Ja – in einem Umschlag auf den Stich gelegt wirkt sie kühlend,  entzündungshemmend und entspannt die Haut.

 
5. Basilikum kochen Auch Basilikum hat einen Anti-Juck-Effekt. Zehn bis 15 Blätter in kochendes Wasser geben und rund drei Minuten ziehen lassen. Anschließend den abgekühlten Sud auf die Haut tupfen.

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