Architekturfotografie: „Mit offenen Augen durch die Welt“

Architekturfotografie: „Mit offenen Augen durch die Welt“
Pez Hejduk, Sprecherin der IG Architekturfotografie, über gute Bilder und die eigene Handschrift beim Fotografieren.

KURIER: Frau Hejduk, heute kann jeder mit seinem Smartphone Bilder von Bauten machen. Wozu braucht man noch Architekturfotografen?

Pez Hejduk: Es stimmt, alle machen Fotos. Die Fotografie ist inflationär geworden. Architekturfotografen werden beauftragt, weil sie einen bestimmten Blick haben und etwas sehen, das andere nicht sehen. Architekten wollen eine Interpretation ihres Bauwerks und das setzt jeder Architekturfotograf auf seine Weise um.

Wie ist Ihre Handschrift bei Fotos?

Ich fotografiere gerne „salopp“. Ich finde es nicht sonderlich interessant, wenn Fotos stark bearbeitet wurden, unnatürlich pittoresk oder wie ein Rendering wirken. Meine Bilder sollen annähernd ein Abbild der Wirklichkeit sein. Ich versuche daher, so wenig wie möglich einzugreifen. Wenn ein klappriges Fahrrad vor einem Haus steht, würde ich es nicht wegtragen oder im Nachhinein wegretuschieren. Das macht ein Bild auch spannend. Und gute Architektur hält das aus.

Was macht einen guten Architekturfotografen aus?

Man muss schauen lernen. Das bedeutet, man geht mit offenen Augen durch die Welt und blickt nicht dauernd auf sein Handy. Außerdem ist in der Architekturfotografie ein ausgeprägtes räumliches Denken erforderlich. Man sollte 3-D in 2-D umrechnen können. Und: Man sollte Architektur mögen.

Auf Bildern sehen Bauten oft nicht mehr so toll aus wie in der Realität. Was machen Laien falsch?

Das menschliche Auge ist gewohnt sehr viel zu ignorieren. Dinge, die uns später im Bild stören, blenden wir einfach aus. Vor allem wenn wir uns über etwas freuen. Außerdem ist es sehr schwer, glückliche Momente, die viel mit Stimmung und Atmosphäre zu tun haben, in einem einzigen Foto einzufangen.

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