Wohnung oder Haus? Die Nachfrage nach Ferienimmobilien steigt wieder. IMMO hat mit Immobilien-Experten über die Märkte in beliebten Reisedestinationen gesprochen, die Potenzial zum zweiten Wohnsitz haben.
Ein Haus fernab vom Alltagstrubel. Irgendwo. Ganz weit weg. Zum Abschalten und erholen. Eine Ferienimmobilie zu besitzen ist schon eine äußerst verlockende Angelegenheit. In den letzten Jahren war die Nachfrage etwas verhalten. Grund dafür waren wie so oft bei Investments Finanz- und Wirtschaftskrisen. Das ist nun überstanden und das Interesse ist wieder zurückgekehrt. Nach zweiten Wohnadressen suchen österreichische Kunden vorwiegend in den klassischen Destinationen wie Spanien (zum Beispiel auf den Balearen), an der französischen Côte d’Azur, in Italien (in der Toskana oder auf Sardinien) und natürlich Kroatien. Hier hat vor allem der EU-Beitritt die Nachfrage in die Höhe getrieben: "Durch den Beitritt ist der Immobilienkauf für internationale Kunden um ein Vielfaches leichter geworden. Das größte Interesse verzeichnen wir aus Slowenien, Deutschland, Österreich, Italien und Ungarn. Fast jede Zehnte verkaufte Immobilie ist in österreichischem Besitz", erklärt Vladimir Žerjavić, Regionaldirektor von RE/MAX Kroatien.
Dubrovnik, Zadar, Split oder Pula - Kroatien ist beliebt.
Istrien, die Kvarner Bucht und die davor liegenden Inselgruppen sind besonders beliebte Regionen, nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Nähe. Das Gebiet rund um Zadar landet ebenfalls oft auf der Wunschliste. Die teuerste Küstenstadt Kroatiens ist Dubrovnik, hier zeigen vor allem Engländer großes Kaufinteresse. "Baugrundstücke werden selten erworben. Häuser und Apartments sind bei den Transaktionen definitiv die Spitzenreiter", sagt Vladimir Žerjavić.
Wohnungen in Stadtnähe mit entsprechender Infrastruktur stehen hoch im Kurs. Häuser, die sich nicht in unmittelbarer Nähe zum Meer befinden, müssen etwa mit eigenem Garten oder Swimmingpool punkten, um bei Kunden Interesse zu wecken. "Der Markt und die Preise werden sich hier noch entwickeln und für Österreicher ist es das Zielgebiet Nummer Eins", weiß auch Peter Marschall, geschäftsführender Gesellschafter von Marschall Immobilien. Generell rät der Experte zum Kauf einer Ferienimmobilie nur mit entsprechendem Finanzpolster: "Das hängt natürlich stark davon ab, nach welcher Form der Liegenschaft man Ausschau hält und in welchem Land. In bestimmten Regionen wird man um 200.000 Euro nicht einmal eine Wohnung finden. Zwei- bis fünfhunderttausend Euro sind eine vernünftige Grundlage. Bei Luxusimmobilien ist die Grenze nach oben offen", sagt Peter Marschall.
Besonders die Balearen sind in Spanien ein gefragter Zweitwohnsitz.
Auf Mallorca werden fast ausschließlich luxuriöse Liegenschaften gesucht. Das deutsche Immobilienunternehmen Engel & Völkers verbuchte im Jahr 2013 im Premium-Segment ein Umsatzplus von 34 Prozent. Mittlerweile werden hier schwindelerregende Spitzenquadratmeterpreise erzielt: im Süden von 6800 Euro bis zu 7000 und sogar 8000 Euro im Inselinneren. Spitzenreiter ist die Westküste mit mehr als 20.000 Euro im Umland, in Palma und im Südwesten. Laut dem aktuellen Marktbericht des Unternehmens liegt der durchschnittliche Verkaufspreis für eine Villa in erster Meereslinie mit fünf Schlafzimmern und hochwertiger Ausstattung inselweit bei etwa fünf Millionen Euro. "Die Entwicklung zeigt, dass Eigennutzer wie Investoren nach wie vor auf die Wertstabilität des mallorquinischen Immobilienmarktes vertrauen. Zusätzliche Impulse für die hohe Nachfrage liefert die allgemeine Stabilisierung der Wirtschaft Spaniens", erklärt David Scheffler, Geschäftsführer des Regional Office von Engel & Völkers in Spanien.
In Italien stehen die Toskana, die obere Adria und das Sardinien ganz weit oben auf der Wunschliste.
Italien ist aufgrund der Nähe ebenfalls beliebt. Hier sind nicht nur Küstendestinationen gefragt. "Häuser in der Toskana verkaufen sich nach wie vor gut. Die Nachfrage in dieser Region ist konstant, genauso wie in der Gegend rund um Grado und der oberen Adria. Immobilien auf Sardinien hingegen werden vorwiegend von finanzkräftigen Kunden angefragt", beschreibt Peter Marschall, vom gleichnamigen Immobilienunternehmen. Egal für welches Land man sich entscheidet, laut dem Experten gibt es einen Trend, der sich immer mehr durchsetzt: "Wohnungen innerhalb eines Ressorts gewinnen an Bedeutung. Zur Immobilie, erhält man hier das Servicepaket dazu und die Erhaltung wird um ein Vielfaches leichter. Manche Eigentümer entscheiden sich, ihr Ferienhaus in der Zeit zu vermieten, in der sie selbst nicht vor Ort sind." Anlagen in der Nähe von Golfplätzen in Spanien oder Portugal sind sehr beliebt.
Der Markt in Griechenland erholt sich.
Im Wiederaufbau befindet sich derzeit der griechische Immobilienmarkt. Die schwierige wirtschaftliche Lage der letzten Jahre fängt an sich langsam wieder zu erholen. Die ersten Vorboten? Die Nachfrage nach Luxus- und Ferienimmobilien ist besonders stark. In diesem Segment sind vor allem vermögende Kunden aus Deutschland, England, Österreich, Schweiz, Belgien oder Käufer aus Nicht-EU-Staaten und Auslandsgriechen vertreten. Käufer, die ihre Immobilien häufig ganz ohne oder nur mit geringem Fremdkapital erwerben können. "Nach erheblichen Schwankungen infolge der Eurokrise verzeichnen wir seit 2013 einen kontinuierlichen Anstieg der Anfragen. Dies lässt auch das Preisniveau steigen. Im vergangenen Jahr konnten wir auf Rhodos mit knapp 13.000 Euro pro Quadratmeter einen Rekordpreis erzielen", sagt Georg Petras, geschäftsführender Gesellschafter des deutschen Immobilienunternehmens Engel & Völkers Rhodos.
Der Aufwärtstrend wird durch zwei weitere Faktoren begünstigt. Anfang des Jahres wurde die Grunderwerbssteuer von zehn auf drei Prozent gesenkt. Für Liegenschaften in erstklassigen Lagen stieg die Zahl der Suchenden laut dem deutschen Immobilienunternehmen um 30 Prozent. Des Weiteren erhalten Käufer aus Nicht-EU-Staaten beim Kauf einer Immobilie im Wert von 250.000 Euro oder mehr eine fünfjährige Aufenthaltserlaubnis, die beliebig oft verlängert werden kann. Petras rechnet mit einem Anstieg der Nachfrage aus dem Nahen Osten sowie aus Russland. "Immobilien stellen wieder eine gute Investitionsmöglichkeit dar, da Käufer nach dem Durchschreiten der Talsohle der Preise ihnen ein hohes Wertsteigerungspotenzial zusprechen." Gefragt sind exklusive Liegenschaften in Küstennähe. "Häuser mit direktem Meerzugang, mit drei oder mehr Schlafzimmern und hochwertiger Ausstattungen sowie größere Grundstücke liegen definitiv im Trend", erklärt Petras.
Vorsicht vor überstürzten Käufen.
Die Verlockung in eine Ferienimmobilie zu investieren ist groß. Bevor man sich für eine Destination entscheidet, sollte man diese mehrmals besucht haben, am besten immer zu einer anderen Jahreszeit. Nur so kann man abschätzen, ob der Ort oder die Region tatsächlich gefällt und ob man sich wohlfühlt. Kredite gibt es derzeit zu besonders günstigen Konditionen. Doch auch hier gilt die Faustregel: Ein Drittel der Summe sollte man aus Eigenmitteln finanzieren können. Und man sollte nie den Erhaltungsaufwand unterschätzen. Eine Wohnung und vor allem ein Haus mit Garten muss ganzjährig gepflegt werden – und diese Summen muss man sich ebenfalls leisten können. Wichtig ist auch, dass man sich im Vorfeld genau erkundigt, welche Genehmigungen in dem jeweiligen Land notwendig sind, um die Liegenschaft als Ausländer zu erwerben und im Grundbuch eintragen zu lassen. Hier sollte man allerdings nicht auf eigene Faust agieren, sondern sich am besten von einem Rechtsanwalt beraten lassen.
Sind alle administrativen und finanziellen Hürden überstanden, gilt es für die neue Immobilie nur noch eine einzige Finanzierung abzusichern: Die für einen Liegestuhl. Denn diese Investition hat garantiert keinen Wertverlust.
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