Markthalle-lujah!

Markthalle-lujah!
Lebensmittel und Gastronomie unter einem Dach: Während Markthallen international boomen, kommt Wien erst langsam auf den Geschmack. Die "Markterei" wagt das Experiment und bietet in der denkmalgeschützten Alten Post lokale Spezialitäten feil.

"Märkte sind für mich ein Einstieg in eine fremde Kultur: Wie leben die Menschen hier? Wie ernähren sie sich? Wie kommunizieren sie miteinander?" Thomas de Martin ist in seiner Studienzeit viel herumgekommen. Nun hat er sich wieder auf die Reise begeben und Inspirationen von den Markthallen dieser Welt gesammelt: Barcelona, Madrid, Stockholm, Berlin, Budapest. "Mein Ziel war immer, eine solche in Wien aufzuziehen. Es gibt hier zwar großartige Märkte, die meisten haben allerdings den Lokalkolorit verloren", sagt de Martin.

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Deshalb gründete der Inhaber einer Kreativagentur vergangenes Jahr die Markterei – einen Nachbarschaftsmarkt, der regionale Lebensmittel und Slow-Food-Spezialitäten aus überwiegend nachhaltiger und biologischer Produktion anbietet. Einmal im Monat schlug dieser seine Zelte an verschiedenen Orten auf, nun erfüllt sich de Martins Wunsch nach einer Indoor-Lösung. Und was für einer: Mit der denkmalgeschützten Alten Post in der Dominikanerbastei fand sich ein Ort im Zentrum der Bundeshauptstadt, der "sehr an eine Markthallenatmosphäre erinnert, wie man es in vielen Städten vorfindet."

Das historische Ambiente sollte zeitgemäß in Szene gesetzt und sowohl vormittags als auch abends adäquat nutzbar gemacht werden. Hierfür entwickelte de Martin gemeinsam mit Mark Neuner vom Architekturbüro mostlikely und dem jungen Architekten- und Tischlerkollektiv Mo-Ni-Ka das Konzept zur Innenraumgestaltung. Letzteres entwarf Hocker, Stehtische und die Barverkleidung, mostlikely ein Möbelstück, das je nach Bedarf als Verkaufspult, Sitzbank oder Regal eingesetzt werden kann.

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"Nachdem es sich bei der Markterei in der Alten Post um ein Zwischennutzungskonzept handelt, wollten wir Marktmöbel in einer Prototypserie entwickeln, die modular sind. Sie sollten unterschiedliche Funktionen vereinen und leicht transportiert werden können. Außerdem war klar, dass wir mit nachhaltigem Holz aus Österreich arbeiten", erklärt de Martin, der u. a. für die Vienna Design Week tätig war und den Radiosender Superfly.fm mit aufgebaut hat.

Beim Betreten der historischen Räumlichkeiten sticht sogleich eine lange Holztafel ins Auge, deren Platte von Mark Neuner designt wurde. Ergänzt wird das Interieur von Thonet-Stühlen und stimmungsvollen Donauer Design-Lampen nach dem Entwurf von Sebastian Zachl.

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Die Werkstatt, in der die Holzmöbel angefertigt wurden, soll darüber hinaus für weitere Entwürfe von verschiedenen Architektur- und Designbüros genutzt werden. "Die Idee ist, dass unterschiedliche Möbel entstehen und im Markt präsentiert werden. Ich sehe die Markterei als einen Treffpunkt für Kunst und Kultur", sagt de Martin. Im Rahmen von Workshops können die Einzelteile auch nachgebaut werden. Während international die wind- und wettergeschützten Gourmetbasare florieren, schlägt sich der Trend in Wien erst langsam nieder. Vor Kurzem eröffnete mit der Marktwirtschaft ein weiteres Markthallenkonzept, allerdings an einem fixen Standort. Bis mindestens Mitte April 2016 bleibt die Markterei der Alten Post erhalten. Wer weiß, ob Wien darauf je wieder verzichten kann.

Markterei, Dominikanerbastei 11, 1010 Wien. Immer Freitag und Samstag bis 19. 12.2015; nach einer Winterpause wieder ab 22. 1. 2016

www.markterei.at

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