Juwelier A.E. Köchert: Alte, neue Schönheit

Der Wiener Traditionsjuwelier A. E. Köchert hat am Neuen Markt in Wien seine Räumlichkeiten in einen eleganten Salon verwandelt. Das Geschäft wurde einst von Theophil Hansen eingerichtet und nun von BWM Architekten mit Zitaten an die Vergangenheit zeitgemäß interpretiert.

Theophil Hansen war ein besonders umtriebiger Gestalter – vor allem in Wien. Zu seinen Prestigebauten zählt etwa das Parlament sowie die Palais Todesco, Epstein, Hansen und das Wiener Börsengebäude. Weniger bekannt – zumindest scheint es so – sind hingegen seine Innenraumlösungen. Dass die Räumlichkeiten des Wiener Juweliers A. E. Köchert von Hansen gestaltet wurden, wissen zum Beispiel nur die Wenigsten. Das Geschäftslokal am Neuen Markt ist gleichzeitig auch das älteste erhaltene der Bundeshauptstadt. Der letzte Umbau fand in den späten Fünfzigern statt. 2013 beauftragte die Familie Köchert schließlich das Wiener Büro BWM Architekten mit der längst überfälligen Renovierung. „Knapp zwei Jahre Zeit wurde der Planung und dem Umbau gegeben. Wir haben eng mit dem Denkmalamt gearbeitet und ausführliche restauratorische Bestandsuntersuchungen am Mauerwerk, den Decken sowie Fußböden durchgeführt“, erklärt Erich Bernard von BWM.

1873, als das Geschäft errichtet wurde, fand die Wiener Weltausstellung statt.

Juwelier A.E. Köchert: Alte, neue Schönheit
„Die Köcherts haben damals Pioniergeist bewiesen. Sie waren die Ersten, die Kunden im Erdgeschoß empfangen haben.“ Es war üblich, Geschäfte ausschließlich in der oberen Etage, in einem Salon abzuwickeln. Die Holzvertäfelungen mit klassizistischen Figuren im Entrée sind erhalten geblieben. Dieselben Motive verwendete Hansen im Übrigen auch in den Präsentationsräumlichkeiten des Parlaments. Der offene Gaskamin, Holzboden sowie der Luster sind weitere Punkte, die dem Thema Salon Tribut zollen. Heute noch sind sie Teil der Gestaltung. „Anhand von Originalzeichnungen konnten wir rekonstruieren, dass früher etwa ein Holzboden verlegt war, der später einem Teppich weichen musste. Nun wurde er wieder integriert“, erklärt Bernard. Behutsam, aber mit der notwendigen Gründlichkeit, wurden die historischen Räume bei laufendem Betrieb erneuert. Eine weitere Reminiszenz an die Weltausstellung ist die Farbwahl.
Juwelier A.E. Köchert: Alte, neue Schönheit
„Im Zuge der Recherchen haben wir erfahren, dass bei der Schau erstmals der Ton Mauve vorgestellt wurde. Es ist eine Mischung aus Grau und Violett, die nun auch die Innenräume des Geschäftes ziert. Die Farbe harmoniert mit den beinahe ausschließlich im Haus individuell angefertigten Schmuckkreationen. Sie wirkt sehr elegant, aber keineswegs aufdringlich“, erklärt Bernard. Das Futteral der Vitrinen, die Sitznischen, die restaurierten original Hansen-Stühle sowie die Büromöbel wurden mit Leder überzogen, ebenfalls in Mauve.

Das Geschäft erhielt eine komplett neue Raumstruktur.

Juwelier A.E. Köchert: Alte, neue Schönheit
Entstanden ist eine Kombination aus Werkstatt, Beratungslokal und Salon. Früher wurden Kundengespräche an einem Tisch mitten im Eingangsbereich geführt. „Hinzu kam, dass man mit dem Betreten des Geschäftes oft unabsichtlich mitten in einer Beratung stand“, sagt Bernard. Nun wurde der Bereich geöffnet. An selber Stelle steht nun eine auf eleganten Messingfüßen positionierte Pultvitrine. Ähnlich wie in einem Museum sollen die Exponate in Ruhe erkundet und beäugt werden können.
Juwelier A.E. Köchert: Alte, neue Schönheit

Eine gusseiserne Wendeltreppe führt in die obere Etage.

Juwelier A.E. Köchert: Alte, neue Schönheit
Neben einem weiteren Kundensalon befinden sich hier die Büros, das Archiv sowie das Herzstück der Manufaktur: die Werkstatt. Ein riesiger Werktisch mit fünf Fertigungsplätzen bildet die Raummitte. Originalzeichnungen wertvoller Juwelen aus dem Familienarchiv schmücken in Petersburger Hängung sowohl im Unter- als auch im Obergeschoß die Wände. „Bei diesem Projekt ist beinahe kein Stein auf dem anderen geblieben, aber wir haben nie versucht, mit der Vergangenheit zu brechen. Vielmehr wollten wir sie einfach weitererzählen“, sagt Bernard.

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