Häuser für Liebhaber
Wiener Gold, gebaute Geschichte oder wertbeständiges Investitionsobjekt: Egal, wie man sie nennt, Wiener Zinshäuser sind etwas Besonderes. Seit fünf Jahren analysiert daher die Otto Immobilien Gruppe dieses Marktsegment und durchleuchtet dafür sämtliche im Grundbuch registrierten Transaktionen. Anfang der Woche wurde die Jubiläumsausgabe des Wiener Zinshaus-Marktberichts mit einem Überblick über die Jahre 2008 bis 2013 präsentiert:
Im Jahr 2008 lag der Umsatz bei 680 Mio. Euro, 2009 stieg dieser auf mehr als eine Mrd. Euro, bevor er im Folgejahr wieder auf 836 Mio. Euro zurückging. Im ersten Halbjahr 2013 waren die Umsätze mit 199 Mio. Euro besonders schwach. Doch noch ist nicht aller Tage Abend: „Die Novellierung der Bauordnung, die unter anderem zu einer Vereinfachung des Dachgeschoßausbaus führen wird, erhöht das Interesse am Zinshaus. Es wird daher im zweiten Halbjahr 2013 mehr Transaktionen als in der ersten Jahreshälfte geben“, erklärt Richard Buxbaum, Leiter der Abteilung für Wohnimmobilien und Zinshäuser bei Otto Immobilien.
Deutlich gestiegen sind die Mindestpreise: Wurden 2009 in einigen Lagen noch 300 Euro pro Quadratmeter bezahlt, muss man heute für vergleichbare Häuser mit mindestens 660 Euro rechnen. Geringer ist die Steigerung im Top-Segment: Statt 5000 Euro im Jahr 2009 müssen Käufer heute etwa 5500 Euro pro Quadratmeter aufwenden.
Die Renditen sind im gleichen Zeitraum gesunken. Während zu Studienbeginn im Jahr 2009 die geringsten Renditen noch bei zwei Prozent lagen, sind diese seither auf 1,4 Prozent gesunken. Die Spitzenrenditen schrumpften von 7,6 auf sechs Prozent.
Knapp neun Prozent des Wiener Gebäudebestandes sind Gründerzeit-Zinshäuser nach den Kriterien von Otto Immobilien (errichtet zwischen 1848 und 1918 im Stil des Historismus, kein Wohnungseigentum, keine öffentlichen Gebäude). Heute gibt es rund 14.950 solcher Häuser, das sind um etwa 600 weniger als zu Beginn der Untersuchung. „Der Schwund ist zum Glück nicht so groß wie wir 2009 prognostiziert haben. Es wurden nur sehr wenige Gebäude abgerissen, Hauptursache ist die Begründung von Wohnungseigentum“, sagt Eugen Otto.
Zwei Drittel der Objekte befinden sich im Eigentum von Privatpersonen. Zinshäuser bleiben oft über Generationen im Besitz einer Familie. Parifiziert und Stück für Stück verkauft wird vor allem dann, wenn ein Haus vererbt wird und man viel Geld investieren müsste. „Mit einem Zinshaus wird man nicht reich, es bleibt bis zu einem gewissen Grad Liebhaberei“, sagt Otto: „Trotzdem muss man Eigentümer, die verkaufen wollen, mit der Lupe suchen.“
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