Flatternde Vielfalt im eigenen Garten

Tipps für das eigene Schmetterling-Paradies
Alle reden vom Bienensterben und darüber, was man dagegen tun kann. Und das ist gut so. Was jedoch viele nicht wissen: Auch Schmetterlinge sind stark bedroht. Helfen kann jeder, der einen Garten oder einen Balkon hat und bei der Gestaltung auf die Bedürfnisse der Tiere Rücksicht nimmt. Diese Maßnahmen machen den Freiraum zum Falterparadies.

Schmetterlinge sind für viele der Inbegriff des Sommers. Die poetischen Geschöpfe sind gern gesehene Gäste im Garten und auf dem Balkon. Doch die anmutigen Insekten werden immer weniger, vor allem ihre Artenvielfalt geht drastisch zurück. Schuld ist der Mensch: Monokulturen, Umweltgifte und Schädlingsbekämpfungen machen es den Faltern immer schwerer, sich zu vermehren und zu überleben. Ein großes Problem, denn: Schmetterlinge sind nicht nur schön, sondern auch nützlich. Durch die Aufnahme von Blumennektar leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Bestäubung von Pflanzen. Zudem sind sie Nahrung für viele heimische Vögel. Naturschutz beginnt im eigenen Garten. Mit ein paar einfachen Maßnahmen lassen sich der Grünraum oder der Balkon in ein kleines Falter-Paradies verwandeln – von dem auch andere Nützlinge profitieren.

Die Behausung

Für Schmetterlinge ist es vor allem wichtig, Schutz vor Fressfeinden zu finden. Für diesen Zweck wurde das "Schmetterlings-Hotel" konstruiert. Es ist das ideale Quartier für Falter, aber auch die Florfliege oder der Marienkäfer checken gern ein. Die Herberge gibt es fertig zu kaufen, sie lässt sich aber auch einfach selbst herstellen. Benötigt wird eine Champagnerbox oder Holzkiste in ähnlicher Größe. Diese locker mit Ästen und Blättern befüllen. Aus der Vorderseite werden ein paar vertikale Schlitze (ein Zentimeter breit, zehn Zentimeter lang) gesägt. Anschließend nach Wunsch bunt bemalen (wirkt auf die Insekten anziehender) und an einem regengeschützten Ort aufhängen. Auch Schwebfliegen, Schlupfwespen und Raubmilben werden möglicherweise einziehen.

Flatternde Vielfalt im eigenen Garten
ABD0149_20150318 - Ein "Heliconius Melpomene" aus der Gruppe der Passionsfalter sitzt am 18.03.2015 auf einer Blüte im Tropenhaus des "Garten der Schmetterlinge" in Friedrichsruh (Schleswig-Holstein). Bis Oktober sind in dem Tropenhaus rund 1000 frei fliegende Falter aus Asien, Afrika und Südamerika in Deutschlands ältestem Schmetterlingsgarten auf dem historischen Bismarck-Anwesen in Friedrichsruh vor den Toren Hamburgs zu erleben. Foto: Christian Charisius/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Die Nahrung

Für einen reich gedeckten Tisch sorgen in einem Naturgarten Gehölze und nektarreiche Blütenpflanzen an windstillen Plätzen. "Heimische Bäume und Sträucher sind ökologisch wertvoller als exotische. Auch auf Balkon oder Terrasse kann man in Kübeln und Kästen Wildpflanzen wie Salbei, Lavendel, Thymian, Dost, Liebstöckl, Zypressenwolfsmilch oder Moschusmalve ansetzen und damit Schmetterlinge anlocken", erklärt Magdalena Meikl vom Naturschutzbund. Andere wichtige Nektarpflanzen sind zahlreiche Distelarten, Natternkopf, Rainfarn, Taubenskabiose oder Wilder Majoran. Auch für Schmetterlingsraupen gibt es spezielle Futterpflanzen wie Ampfer, Brombeere, Fetthenne oder Kreuz- und Schmetterlingsblütler. Eine Kräuterspirale bietet den Faltern Leckerbissen. "Besonders geeignet sind Lavendel, Ysop, Majoran oder Thymian", erklärt Biogärtner Werner Schabauer.

Die Gartengestaltung

Bei genügend Platz lohnt sich ein Tümpel mit angrenzendem Feuchtwiesenbereich (etwa mit Wasserdost oder Ampferpflanzen). Den Russischen Bären und den Großen Feuerfalter wird es freuen. Der Fetthennen-Bläuling kommt gerne geflogen, wenn der Garten über eine Steinmauer oder -haufen verfügt (mit Sand-Kalk-Mörtel verfugen) und mit Pflanzen wie der Weißen Fetthenne bepflanzt wird. Schabauer: "Steinmauern sind auch Verstecke für größere Nützlinge, wie Igel, Eidechsen oder Käfer."

Sehr wirkungsvoll ist ein Brennnessel-Eck im Garten. "Die Pflanze dient den Raupen von mehr als 50 verschiedenen Tagfalterarten als Nahrungsquelle, etwa dem Tagpfauenauge oder dem Admiral", erklärt Meikl. Sie rät: "Den Rasen weniger oft mähen und ein Stück der Natur überlassen. Auf einer bunten Blumenwiese leben zehn bis 50 verschiedene Tagfalterarten, auf einem Rasen bis zu drei." Weil Zierpflanzen mit gefüllten Blüten für Tagfalter keine Nahrung bieten, sollte man auf heimische Blühpflanzen (früh-, mittel- und spätblühende Sorten) setzen. Grundsätzlich ist auf den Mähzeitpunkt zu achten: Viele Falter entwickeln sich erst bis Ende Juni oder Mitte Juli, daher nie die ganze Fläche auf einmal mähen, um ein ausreichendes Blütenangebot zu garantieren.

Der Boden kann durch schrittweise Beimengung von Sand in Magerlebensräume umgewandelt werden – viele Tagfalter sind darauf angewiesen. Eine Fläche mit trockenheitsliebenden Pflanzen, etwa Schlehdorn oder Wolfsmilch, an sonnigen Stellen zieht unter anderem Segelfalter an.

Flatternde Vielfalt im eigenen Garten
...und manchmal zeigt sich nur ein einziger, der auf der Tür des Jeeps sitzt.

Die Unbeliebten

Nicht jeder Falter ist ein Nützling. "Der Apfelwickler oder der Buchsbaumzünsler etwa sorgt für ein Ungleichgewicht und hat teilweise keine natürlichen Feinde. Hier kann biologischer Pflanzenschutz zur Rettung der Ernte oder Erhalt der Buchsbäume eingesetzt werden", betont Schabauer.Ziel einer naturnahen Gartengestaltung ist die Förderung einer hohen Artenvielfalt. So werden auch Schädlinge weniger zum Problem, da genügend Gegenspieler vorhanden sind – auf die chemische Keule kann verzichtet werden. Marienkäfer- und Florfliegenlarven etwa verspeisen mit Vorliebe Blattläuse. Vögel und Schlupfwespen halten gefräßige Raupen in Schach, Igel und Kröten haben Appetit auf Nacktschnecken. Nützlinge bevorzugen heimische Bäume, Sträucher und Stauden. Mehrjährige Wildstauden wie Hoher Rittersporn eignen sich bestens für Blumenbeete. Anstelle von Thujen besser Hartriegel, Schwarzer und Roter Holunder oder Schneeball verwenden – und Vögel, Bienen, Schmetterlinge und andere Nützlinge fühlen sich um einiges wohler.

Beobachten und Melden

In Europa gibt es 10.000 Schmetterlingsarten, über 4000 verschiedene Arten leben in Österreich, über 200 davon sind Tagfalter. Klingt viel, ist es aber nicht. Denn Schmetterlinge gehören mittlerweile zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen des Landes: Laut Global 2000 gelten 51,6 Prozent aller Tagfalter Österreichs als gefährdet, zwei Prozent sind bereits ausgestorben. Von den Nachtfalterarten sind 40,3 Prozent gefährdet und vier Prozent ausgestorben. Wer Insekten im Garten oder auf dem Balkon entdeckt, kann das auf der Webseite www.naturbeobachtung.at melden. Die Informationen werden von Experten überprüft und stehen dann für Forschungs- und Schutzprojekte zur Verfügung. Diese Meldungen von sogenannten „Citizen Scientists“ sind wichtig geworden, weil viele Arten gefährdet sind und die Wissenschaftler alleine nicht mehr alle Bereiche abdecken können. Noch bis 6. August läuft die Aktion „Zeig her deinen Schmetterlingsgarten“ der Stiftung Blühendes Österreich. Mit dieser Kampagne soll die Bedeutung der österreichischen Privatgärten, Terrassen und Balkone für die heimische Artenvielfalt erhoben werden. www.bluehendesoesterreich.at

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