Fenster zur Welt

Große Fenster sind im Trend
Worauf man bei der Auswahl achten sollte und welche Innovation gerade entwickelt werden.

Eine Öffnung in der Wand eines Gebäudes, die der Lichtzufuhr und der Aussicht dient – so lautet eine simple Definition. Während die ersten menschlichen Behausungen ganz ohne auskamen (Lichtquelle waren der Eingang und der Luftabzug), sind Fenster heute auch ein wichtiges Gestaltungselement. Die Glasflächen werden immer größer, die Übergänge zwischen drinnen und draußen sind fließend. "Technisch ist heute vieles möglich – eine Hebe-Schiebe-Terrassentür mit drei mal drei Meter ist kein Problem. Die wiegt allerdings 600 Kilo. Hier ist ein professioneller Einbau besonders wichtig", sagt der auf Fenster spezialisierte Sachverständige Herbert Tschirk.

Die Planung

Bei der Planung eines Hauses sollte man sich gut überlegen, wo die Öffnungen platziert werden: Will man die Abendsonne genießen oder lieber viel Licht am Morgen? Vor allem südseitig ist eine passende Beschattung wichtig. Einige Hersteller haben Fenster mit integriertem Sonnenschutz im Programm. "Häufig werden Glasflächen zu groß gewählt. Man vergisst, dass man auch Rückzugsbereiche braucht, wo man sich geborgen fühlt, wo es nicht einsichtig ist", gibt Franziska Trebut von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) zu bedenken.

Fenster zur Welt
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Unterschieden werden Fenster nach der Art des Öffnens (schieben, drehen, kippen) und nach dem Material des Rahmens. Bei der Auswahl sollte man sich nicht nur von optischen Gesichtspunkten leiten lassen. "In einigen Bundesländern bekommt man keine Wohnbauförderung für Kunststofffenster“, sagt Trebut.

Auch die Glasstärke variiert. Zwar gibt es bereits Produkte mit vier Scheiben, Standard sind jedoch nach wie vor Drei- und Zweifach-Verglasungen. „Die gesetzlichen Mindestvorschriften für den Wärmeschutz erreicht man auch mit einer Zweifach-Verglasung. Aus Kostengründen entscheiden sich daher immer noch etwa die Hälfte der Bauherren für diese Variante“, sagt Herbert Tschirk.

Die Fallen

Doch zu viel Sparsamkeit macht sich nicht bezahlt. Tschirk warnt vor allem vor zwei Dingen: „Billigprodukte aus dem Ausland, die den österreichischen Qualitätsrichtlinien nicht entsprechen, darf man gar nicht einbauen. Achten Sie auf die korrekte CE-Kennzeichnung. Ein großes Thema ist auch der schlechte Einbau. Denn das beste Produkt funktioniert nicht, wenn die Montage nicht fachgerecht gemacht wird.“

Spannende Innovationen

Neue Entwicklungen wurden im Frühjahr bei der „Europäischen Smart Windows Konferenz“ in Wels vorgestellt. Zum intelligenten Fenster gehört etwa ein integrierter Sonnenschutz, der bei zu viel Sonneneinstrahlung abschattet. Eine Alternative zum klassischen Rollo oder Raffstore sind spezielle Beschichtung für das Glas, die je nach Sonneneinstrahlung die Farbe ändern. „Man unterscheidet zwischen aktiven und passiven Systemen. Erstere können automatisch oder von Hand aktiviert werden. Passive Systeme sind einfacher und günstiger in der Anschaffung, haben aber einen Haken: Die Scheibe wird bei Sonneneinstrahlung dunkel, auch wenn der Nutzer mehr Licht im Raum möchte“, sagt Hannes Fachberger, Organisator der Konferenz und Mitarbeiter von Profactor, einer außeruniversitäre Forschungseinrichtung in Oberösterreich. „Daher werden derzeit Systeme mit winzigen Mikrospiegeln auf der Glasfläche entwickelt. Diese verstellbaren Spiegel mit einer Größe von 0,06 m sieht man mit freiem Auge nicht. Je nachdem, ob deren Winkel offen oder geschlossen ist, dringt mehr oder weniger Licht in den Raum.“ Die Mikrospiegel können einerseits die Überhitzung des Raumes verhindern und andererseits die einfallenden Sonnenstrahlen in bestimmte Winkel lenken. Solche Systeme sind vor allem für den Bürobereich interessant, wo aufgrund geringer Ausleuchtung in der Raumtiefe auch tagsüber künstliches Licht eingeschaltet werden muss.“

Fenster zur Welt
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Rahmenlose Fenster gibt es bisher nur als fix verglaste Variante. „Wir haben mit der Firma Lisec einen Prototyp entwickelt. Vier Scheiben wurden so verbunden, dass die Fensterflügel auch ohne Rahmen stabil genug zum Öffnen und Schließen sind. Die Scharniere und Griffe wurde seitlich in den Scheiben-Zwischenraum eingeklebt“, sagt Fachberger.
Die Glasscheiben von klassischen Fenstern sind heute vier Millimeter dick, größere Formate können daher ziemlich schwer werden. Die nächste Generation wird nur 1,3 bis zwei Millimeter dick und damit viel leichter sein.

Verschiedene Funktionen

Außerdem werden die Öffnungen in unseren Häusern verschiedene Funktionen erfüllen und zum Beispiel als Lichtquelle in der Nacht fungieren. „Wir sind es gewöhnt, dass Kunstlicht von der Decke kommt. Werden aber organische Leuchtdioden ins Glas integriert, sieht es aus, als würde die Helligkeit von draußen hereinkommen“, erklärt Fachberger. „Wir haben gerade einen Prototyp mit integrierten Leuchtdioden entwickelt, der ans Stromnetz angeschlossen wird und einen kleinen Schalter am Rahmen hat. Ob die Idee vom Markt angenommen wird, wird man erst sehen.“ Durch Integration von Fotovoltaik-Elementen und kleinen Speichern könnte das Fenster die benötigte Energie selbst liefern.

Ein realistisches Zukunftsszenario ist wohl das Fenster als Display. Während man hinausschaut, kann man sich den Wetterbericht anzeigen lassen, eMails lesen oder die Termine des Tages im Kalender durchgehen. Prototypen gibt es bereits. Fenster zur Welt – zur realen und zur virtuellen.

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