Digitale Zukunft: Airbnb für Lagerflächen
Diese Woche wurde Wien einen Tag lang Zentrum der internationalen PropTech-Szene. Mehr als 400 Immobilien-Profis wie Ronen Journo vom Arbeitsplatzanbieter WeWork aus New York oder Sebastian Kohts vom US-Zertifizierungsspezialisten WiredScore kamen in die Sophiensäle, um an der Konferenz „Future: PropTech“ teilzunehmen. Zum Hintergrund: Als PropTechs werden alle neuen Technologien rund um die Immobilie (Englisch: properties) bezeichnet.
Die Konferenz wurde von der Austrian PropTech Initiative (apti) veranstaltet. IMMO hat apti-Vorstand Ferdinand Dietrich, der vor zwei Jahren ein Start-up gegründet hat und die interessantesten Entwicklungen von Innen kennt, zum Interview getroffen.
KURIER: Schätzungen zufolge gibt es mehr als 6000 PropTechs weltweit. Wie viele sind es in Österreich?
Ferdinand Dietrich: Alleine im Verein apti sind es 50 Mitglieder, insgesamt dürften es rund 100 sein. Es sind teilweise Start-ups von jungen Leuten, aber auch Spin-offs von traditionellen Konzernen wie Raiffeisen oder wissenschaftlichen Einrichtungen.
Wo steht Österreich im internationalen Vergleich?
Einige PropTechs wie beispielsweise Planradar sind internationale Vorreiter. Generell ist die Branche eher klein, aber am Wachsen. Wir punkten mit Qualität und nicht mit Quantität.
Welche Innovationen werden das Immobiliengeschäft in den nächsten Jahren gravierend ändern?
Das sind Technologien wie Blockchain, BIM, Artificial Intelligence und auch Plattformen. Dazu kommen viele neue Ideen wie der Einsatz von Drohnen. In Berlin wurden etwa Unternehmen gegründet, die mit Drohnen Gebäude vermessen. Das heißt, es gibt viele neue Anwendungsfelder. Auch wenn viele Ideen noch nicht marktreif sind, wird sich die Branche stark verändern. Die Anwendung von Blockchain beispielsweise (Anm.: eine neue Art, wie Datensätze dezentral gespeichert werden) ist für Mietvertragsabschlüsse oder notarielle Beglaubigungen denkbar.
Sie selbst haben die Plattform Storebox vor zwei Jahren gegründet. Auf dieser Plattform können leer stehende Flächen als Lagerflächen gemietet werden. Das läuft ähnlich wie bei Aibnb. Warum werden Plattformen künftig eine größere Rolle spielen?
Die Art, wie wir wohnen und arbeiten, ändert sich ständig. Und für jede neue Veränderung wird es neue Plattformen geben, etwa für Co-Working und Co-Living. Künftig geht es nicht mehr so sehr um das Auflisten von Angeboten, sondern das „Matching“ zwischen dem richtigen Angebot für einen bestimmten Kunden, so wie man es von der Dating-Plattform Tinder kennt.
Storebox ist stark gewachsen. Was machen Sie anders als klassische Lagerflächenanbieter?
Wir sind 2016 zu dritt mit einem kleinen Büro gestartet – so richtig garagenmäßig. Heute haben wir 26 Mitarbeiter und und betreiben 35 Standorte in Österreich und Deutschland. Wir bieten eine komplette, digitalisierte Selfstorage Lösung an. Alle Prozesse von der Suche, der Buchung bis zum Zugang laufen digital ab. Wir sind rund um die Uhr für die Kunden da. Unsere Vision ist es, ein dezentrales Immobiliennetzwerk mitten in den Städten aufzubauen, sodass Kunden nur kurze Wegzeiten haben. Die Wohnungen werden immer kleiner und Menschen brauchen Lagerplätze für ihre Sachen. Aber auch Unternehmen und Logistikunternehmen, für die die Zustellung auf den letzten Metern herausfordernd ist, zählen zu unseren Kunden.
Lager statt lebendige Shops: Werden durch das Geschäftsmodell von Storebox die Erdgeschoßzonen unserer Städte nicht noch trister?
Wir konzentrieren uns auf Gebäude, die ohnehin schwierig zu vermieten sind. Es ist besser, eine gewisse Frequenz durch eine Lagerfläche zu schaffen als eine Fläche komplett leer stehen zu lassen, weil sie schwer zu vermieten ist.
Haben Sie nicht Angst, von einem dieser riesigen Start-ups aus dem Silicon Valley überrollt zu werden?
Klar, auch in anderen Teilen der Welt arbeiten Unternehmen an einem ähnlichen Konzept. Der Gründer des Fahrdienstvermittlers Uber, Travis Kalanick, ist kürzlich bei City Storage Systems in den USA eingestiegen. Dieses Start-up verfolgt eine ähnliche Idee wie wir. Das bestätigt die Zukunftsfähigkeit von unserem Geschäftsmodell. Wir arbeiten aber laufend an weiteren Innovationen und an der Expansion.
Wo wollen Sie hin?
Wir möchten bis 2022 Marktführer in Europa sein. Im Frühjahr sind wir nach Deutschland gegangen und expandieren gerade in Berlin. In anderen deutschen Städten arbeiten wir mit guten Franchise-Partnern zusammen.
Und wie viel Geld haben Sie für die Expansion zur Verfügung?
Wie ist Store.box finanziert?Wir haben vor kurzem eine Finanzierungsrunde mit einem strategischen Partner der Signa Innovations abgeschlossen. Dieser beteiligt sich mit 20 Prozent.
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