Die Begleiter durch den Paragrafen-Dschungel
Es kann schneller gehen, als man denkt. Der jahrelange Streit mit dem Nachbarn endet plötzlich vor Gericht, die Miteigentümer haben wegen des unerlaubten Balkon-Umbaus eine Klage eingebracht oder man selbst führt einen Prozess gegen Bauträger oder Handwerker, Mieter oder Vermieter, Ex-Partner oder Familienmitglieder.
"Bei vielen Verfahren besteht zwar keine Anwaltspflicht, aber rechtliche Themen sind oft sehr komplex und da ist es schon empfehlenswert, sich von einem Profi vertreten zu lassen", sagt Nikolaus Weiser, Rechtsanwalt in Wien und einer der Herausgeber von Mein großer Rechts-Berater: "Von den Landesanwaltskammern wird eine kostenlose Rechtsberatung organisiert, die in den größeren Gemeinden von den ortsansässigen Anwälten in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird."
Hier bekommt man aber lediglich allgemeine Informationen, lösen wird man einen Fall nicht können.
Wie kommt man zu einem guten Rechtsbeistand?
Doch wie kommt man bei Bedarf zu einem guten Rechtsbeistand? "Manche finden ihren Rechtsanwalt über persönliche Empfehlungen", sagt Weiser. "Viele bieten kostenlose Erstgespräche an. Die kann man nützen, um den Anwalt kennenzulernen." Diese Fragen können bei der Entscheidung weiterhelfen:
- Wie viel Zeit nimmt sich der Anwalt für mich?
- Wie gut geht er auf meine Fragen ein?
- Informiert er mich auch über die möglichen Risiken?
- Klärt er mich über die Kosten und über die Möglichkeiten der Verfahrenshilfe auf?
"Die Kosten hängen nicht nur von der Länge des Verfahrens ab. Manche verrechnen nach Tarif, andere nach Stundensatz. Lassen Sie sich erklären, nach welchen Bestimmungen und nach welcher Bemessungsgrundlage die Kosten berechnet werden." Wer nicht sicher ist, ob er sich von dieser Person vertreten lassen möchte, sollte jedenfalls klarstellen, dass der Anwalt noch nicht tätig werden soll.
Natürlich kann es passieren, dass man mit der Arbeit des Advokaten oder dem Ausgang des Verfahrens nicht zufrieden ist. "Besprechen Sie das mit dem Anwalt. Ein schlechtes Ergebnis muss nicht die Folge einer schlechten Vertretung sein", betont Weiser. "Manchmal kann aber ein Wechsel des Anwalts einen verfahrenen Karren wieder aus dem Dreck ziehen." Andererseits geht dabei aber oft wertvolle Zeit verloren und es können höhere Kosten entstehen.
Rechtsanwalt oder Notar?
Ob man mit der Errichtung eines Vertrages einen Rechtsanwalt oder Notar beauftragt, ist Geschmackssache. Für die Beglaubigung von Unterschriften oder für bestimmte Verträge (zum Beispiel Ehepakte) braucht man Letzteren jedoch auf jeden Fall. Verrechnet wird grundsätzlich nach den Tarifen des Notariatstarifgesetzes. Als Bemessungsgrundlage wird der Wert des Vertragsgegenstandes - also zum Beispiel der Wert der Liegenschaft - herangezogen.
"In den vergangenen Jahren ist aber die Vereinbarung eines Pauschalhonorars üblich geworden", sagt Weiser. "Wichtig ist, dass darin nicht nur die Gestaltung des Vertrages, sondern auch Leistungen wie Grundbuchsgesuche oder die treuhändige Verwaltung des Kaufpreises enthalten sind. Nicht inkludiert sind in der Regel Gerichtsgebühren, Abgaben und Barauslagen."
Wer einen Juristen konsultiert, muss also nicht gleich vor Gericht stehen - Anwälte und Notare helfen auch beim Kaufvertrag, dem Testament oder der Schenkung.
www.rechtsanwaelte.at
www.notar.at
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Peter Kolba, Peter Resetarits, Nikolaus Weiser (Hrsg.):
"Mein großer Rechts-Berater"
Linde Verlag 2011, 976 Seiten, 29,90 Euro
Rechtliche Probleme im Alltag gibt es leider häufig. Nervende Nachbarn oder pfuschende
Handwerker sind nur zwei klassische Beispiele. Ob beim Mietvertrag oder beim Autokauf, im Umgang mit Ämtern oder Versicherungsanstalten, überall tauchen rechtliche Fragen auf.
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