Das Bett und das Pendel: Ein Besuch im Prüfzentrum des TÜV
Ein Plastik-Hinterteil wird immer wieder auf einen Sessel gedrückt. Zwei Meter weiter schlägt ein Gummi-Pendel gegen die Stäbe eines Gitterbettes. In der Halle in einem Prüfzentrum im Süden von Wien müssen Möbel Härte beweisen. Hier lotet der TÜV AUSTRIA mit verschiedenen Tests die Grenzen ihrer Belastbarkeit aus. Schließlich sollte ein Tisch nicht kippen, ein Sesselbein darf nicht brechen und ein Kasten nicht umfallen. Ziel ist es nicht, das Stück kaputtzumachen, sondern zu überprüfen, ob es die vorgegebenen Normen erfüllt. Nur wenn alle Tests positiv bestanden wurden, gibt es am Ende das TÜV-Prüfsiegel.
Manchmal läuft die Anlage mehrere Stunden oder sogar Tage durch. Während eines Tests darf nämlich nicht abgebrochen werden. „Würde ein Prüfstand brechen oder sich ein Stück extrem verformen, schaltet sich die Anlage automatisch ab“, erklärt Paul Preissler, Fachbereichsleiter Produktsicherheit. „Elf bis zwölf Prüfungen können hier gleichzeitig durchgeführt werden.“
Selbst gebaut
Möbel müssen viel aushalten
Neben dem Stuhl wird gerade ein Gitterbett geprüft. Ein solches Möbelstück muss einiges verkraften. Schließlich liegen Kinder nicht nur brav im Bett, sie toben herum, hüpfen auf und ab oder rütteln an den Gitterstäben. Ein Gummi-Pendel schlägt zehn Mal von innen und zehn Mal von außen auf jeden einzelnen Gitterstab. Als Nächstes werden die Techniker die Anlage für eine Stoßprüfung vorbereiten. „Bei diesem Test wird je 1000-mal auf sieben verschiedene Punkte auf dem Boden des Bettes geschlagen. Die Bodenplatte darf dabei weder brechen noch splittern. Allein dieser Test dauert etwa einen Tag“, erklärt Preissler. Fällt ein Stück bei der Prüfung durch, kann der Hersteller die notwendigen Änderungen vornehmen und das verbesserte Möbel erneut testen lassen.
Der TÜV überprüft, ob Normen erfüllt werden. Doch was ist eine Norm? Eine Norm ist kein Gesetz, sondern eine Empfehlung von einem Expertenkomitee. Das Austrian Standards Institute (vormals Österreichisches Normungsinstitut) stellt die Plattform für Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft, von Prüfstellen und aus Forschungseinrichtungen zur Verfügung. Auch Verbraucher sind in den Normenkomitees vertreten. Normen werden etwa alle drei Jahre auf ihre Aktualität überprüft. Manche halten Jahrzehnte, andere müssen regelmäßig aktualisiert werden. In einer ÖNORM werden der Stand der Technik und die Anforderungen an das jeweilige Produkt festgehalten – zum Beispiel, welche Belastungen ein Sessel für den Wohnbereich aushalten muss. In Normen ist auch geregelt, wie eine Prüfung durchzuführen ist, damit die Ergebnisse von verschiedenen Prüfstellen vergleichbar sind. Etwa 80 Prozent der ÖNORMEN sind europäische (ÖNORM EN) oder internationale Normen (ÖNORM EN ISO).
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