Dämmstoffe: Das Haus gut verpackt

Dämmstoffe: Das Haus gut verpackt
Konstante Temperatur, behagliches Raumklima, geringerer Energieverbrauch, weniger Heizkosten: All das erreicht man mit der richtigen Wärmedämmung.

Es geht nicht ohne. Wer heute ein Haus baut oder saniert, kommt um das Thema Wärmedämmung nicht herum. Möglichkeiten und Materialien gibt es viele – vom Styropor bis zur Schafwolle, vom Strohballen bis zur Korkplatte. Sogar Luft wird im Form von Aerogel zum Dämmen verwendet. Bauherren sollten sich daher gut beraten lassen. Auszahlen sollte sich die Investition auf jeden Fall, denn je besser ein Gebäude eingepackt ist, umso geringer sind später Energieverbrauch und Heizkosten.

Styropor

Der Klassiker unter den Materialien ist Polystyrol. „Mehr als 80 Prozent der Fassaden sind mit Styropor verkleidet“, schätzt Bernard Lipp, Geschäftsführer des Instituts für Bauen und Ökologie (IBO). Aus ökologischer Sicht sind Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Flachs, Stroh oder Schafwolle künstlichen Materialien wie Styropor vorzuziehen. Man muss dafür aber meist tiefer in die Tasche greifen. Außerdem können auch natürliche Produkte die Umwelt belasten. „Man muss sich immer den ganzen Lebenszyklus der Produkte anschauen: Wenn zum Beispiel Kork aus Portugal oder Nordafrika importiert wird, muss man den Transport in die Ökobilanz einrechnen“, sagt Claudia Dankl von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT). Außerdem werden viele Materialien mit Borsalz imprägniert, um den Brandschutz zu verbessern und Insekten fernzuhalten.

Müssen Wände atmen?

Wie dick die Wärmedämmung sein soll, ist vor allem eine Frage des gewünschten Baustandards – ein Passivhaus muss besser eingepackt werden als ein Niedrigenergiehaus. Immer wieder meinen Kritiker, dass man es mit der Dämmung auch übertreiben kann, weil das Haus sonst erstickt. „Der Mythos, dass Wände atmen müssen, ist ganz einfach falsch. Die Luft wird über geöffnete Fenster oder über Lüftungsanlagen ausgetauscht“, sagt Bernhard Lipp. „Natürlich muss man die bauphysikalischen Grenzen beachten – es muss zum Beispiel der Feuchteausgleich gegeben sein.“ Gedämmt werden nicht nur die Außenmauern, sondern auch Dach, Geschoßdecken und Fußboden. Nicht jedes Produkt ist für jeden Bauteil geeignet: Mineralwolle wird zum Beispiel sehr oft im Trittschallbereich eingesetzt, Zellulose oder Flachs kommen bei der Innendämmung zum Einsatz. „Ganz neu auf dem Markt sind Dämmputze mit Aerogel. Diese enthalten viele winzige Lufteinschlüsse, die temperaturregulierend wirken“, erklärt Dankl. Wo der Platz knapp ist, sind Aerogel-Baustoffe ideal, weil man damit sehr schmal arbeiten kann.

Vollwärmeschutz

Viele entscheiden sich für ein Wärmedämmverbundsystem (kurz WDVS, umgangssprachlich auch Vollwärmeschutz genannt). Ein solches System besteht aus mindestens drei Schichten: Das Dämmmaterial (sehr häufig kommt Polystyrol zum Einsatz) wird mit Klebstoff und Dübeln am Mauerwerk verankert. Darüber kommt eine sogenannte Armierungsschicht, die Unebenheiten ausgleichen und Rissbildung vorbeugen soll und schließlich der Außenputz. Wärmedämmverbundsysteme können sowohl auf alten verputzen Wänden als auch im Neubau auf Ziegel oder Beton und auf Leichtbauwänden angebracht werden. „Mit Wärmedämmverbundsystemen kann man nur vertikale Flächen bedienen. Schräge Flächen, die beregnet werden, eignen sich nicht. Aber eine normale, verputze Hauswand steht schließlich auch senkrecht“, sagt Clemens Hecht von der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme. Auch für sehr feuchtebelastete oder denkmalgeschützte Fassadenflächen eignen sich diese Systeme nicht.

Wärmedämmverbundsysteme sind immer nur so gut, wie die Qualität ihrer Verarbeitung. Man sollte die Anbringung daher lieber den Profis überlassen“, betont Hecht. „Leider achten viele Bewohner auch zu wenig auf Wartung und Pflege. Man sollte einmal pro Jahr eine Sichtkontrolle durchführen und schadhafte Stellen sofort reparieren lassen.“ Sonst kann es nämlich zu Schimmelproblemen kommen und auch der Brandschutz ist nicht mehr gewährleistet.

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Wärmedämmung zum Wärmeschutz auf Rohbau Haus. Energie sparen.
Von einem WDVS zu unterscheiden sind hinterlüftete Fassaden, die aus dem Baukörper, einem Dämmstoff mit Halterungskonstruktion, einer Luftschicht für die Hinterlüftung und ganz außen einer Konstruktion für die Optik und den Witterungsschutz bestehen. „Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das hinterlüftete System dem Verbundsystem vorzuziehen“, meint Bernard Lipp. „Man kann die Bestandteile leichter trennen und damit auch besser recyclen.“

Innendämmung

Ist nur eine Innendämmung möglich, stellt sich diese Frage nicht – etwa bei der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden oder wenn sich die Eigentümer nicht auf eine einheitliche Fassadendämmung einigen können. Wichtig im Innenbereich: Die Dämmung muss bauphysikalisch korrekt ausgeführt werden und das Material muss feuchtedurchlässig sein, sonst kann es leicht zu Schimmelbildung kommen. „Für den Innenbereich eignen sich zum Beispiel Kalzium-Silikatplatten oder Zellulose“, sagt Claudia Dankl.

Auf welche Art und Weise gedämmt wird, hängt letztendlich von den Gegebenheiten und der Geldbörse ab. Hauptsache, das Haus wird gut verpackt.

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