Bienenhaltung im eigenen Garten oder der Terrasse

Bienenhaltung im eigenen Garten oder der Terrasse
Sie sind pflegeleicht, brauchen nicht viel Platz und produzieren ein Produkt, das alle lieben: Wie Bienen gehalten werden.

Als sich der Rechtsanwalt Ernst Brandl vor zwölf Jahren einen verfallenen Bauernhof im Kamptal kaufte, wünschte er sich auch eigene Tiere. Im Gespräch mit ansässigen Bauern musste er aber schnell feststellen, dass gängige Nutztiere wie Hühner und Schafe tägliche Aufmerksamkeit verlangen. „So kam ich auf Bienen“, erzählt Ernst Brandl.

Mittlerweile hat der Hobby-Imker 70 Bienenvölker und produziert seinen eigenen Honig, den er unter der Marke Mielo vertreibt (siehe rechts). Brandl ist damit einer von 700 in Wien gemeldeten Imkern. In Privatgärten, auf Terrassen, in Parks, auf Hoteldächern – überall sind die fleißigen Tiere heute zu Hause. „Der Bienenhalter hat aber die Verpflichtung, sich um die Tiere ordentlich zu kümmern“, sagt Marian Aschbrenner von der Bio-Imkerei Biezen, „wenn das nicht geschieht, sterben die Tiere sehr schnell an Krankheiten oder anderen Stressfaktoren.“

Fundierte Ausbildung notwendig

Wer selbst Bienen halten und Honig ernten möchte, sollte daher unbedingt eine fundierte Ausbildung absolvieren, etwa bei einem Imkerverband oder Biezen. Teilnehmer lernen, welche Arbeiten während eines Jahres zu machen sind, wie Honig produziert wird und was zu tun ist, wenn die gefürchtete Varroamilbe-Milbe zuschlägt. Der Parasit ist hauptverantwortlich für den Tot von Bienen. „Man muss sich schon gut auskennen, um die Bienen gegen diese Milben behandeln zu können“, erklärt Albert Schittenhelm, Präsident des Landesverband für Bienenzucht in Wien.

Angehende Imker lernen auch, wie man reagiert, wenn Bienen zu Schwärmen beginnen. Das bedeutet, dass das Volk – im Schnitt befinden sich in einem Stock 20.000 Tiere – seine Unterkunft verlässt. Meist teilt sich dabei das Volk und die alte Königin fliegt mit ihren „Untertanen“ davon. Das ist unangenehm, weil ein Teil der Honigernte für den Imker entfällt und sich Nachbarn durch den Schwarm belästigt fühlen könnten. Schittenhelm: „Der Imker kann vorbeugende Maßnahmen treffen, um das Schwärmen in bestimmte Bahnen zu lenken.“

Bienenhaltung auch auf Terrassen möglich

Welcher Standort für einen Bienenstock überhaupt geeignet ist, regelt unter anderem das Bienenzuchtgesetz des jeweiligen Bundeslandes. Im Prinzip ist Bienenhaltung auch auf kleinen Flächen wie Balkonen, Schrebergärten und Dachterrassen möglich. In Wien beispielsweise muss der Stock in Flugrichtung laut Gesetz sieben Meter Abstand zum Nachbargrundstück haben. „Wenn der Nachbar einverstanden ist, dann ist auch ein geringerer Abstand möglich“, erklärt Albert Schittenhelm.

Auch Futter, nämlich Blütennektar von geeigneten Pflanzen, sollte in der näheren Umgebung ausreichend vorhanden sein. Bienen haben aber einen relativ weiten Flugradius: im Schnitt schwärmen sie drei Kilometer aus, manchmal sogar fünf Kilometer. Das bedeutet, dass sie auch im urbanen Raum genug Nektar für die Honigproduktion finden. Von welchen Pflanzen die Bienen den Nektar sammeln, hängt davon ab, wo sich der Bienenstock befindet und welche Blüten es in der Umgebung gibt.

Vier Honig-Ernten

Im ländlichen Raum können Imker normalerweise mit vier Ernten rechnen – je nach Blütezeit bestimmter Pflanzen: Raps, Akazien, Linde und Sonnenblume. In der Stadt ist es meist nur eine Ernte Ende Juli. Auch die Honigproduktion und das Schleudern der Waben lernen angehende Imker in der Ausbildung. Bereits im August werden die fleißigen Bienchen eingewintert. „Während des Winters macht der Imker keine Eingriffe ins Volk, sondern kontrolliert nur ein paar Dinge wie die Futterversorgung“, so Schittenhelm.

Und wie familienfreundlich sind Bienen? „Im deutschsprachigen Raum sind über die Jahrzehnte durch Selektion vor allem sanftmütige Bienenvölker entstanden,“ sagt Aschbrenner, „bei der Auswahl eines Volkes kann man nochmals darauf achten, dass man eines nimmt, wo die Bienen wenig stechen.“

Allerdings sollte man auch die Verhaltensweisen der Tiere berücksichtigen. Bei Wetterumbrüchen, etwa vor einem Gewitter, sind sie aufgeregter als sonst. Sie mögen außerdem den Geruch von frisch geschnittenem Gras vor ihrem Bienenstock nicht und schätzen ebenso wenig, wenn direkt vor ihrem Einflugloch Menschen im Weg stehen. Ansonsten vertragen sich Bienen und Kinder ganz gut. Als Spielgefährten kommen sich dennoch nicht infrage. Bienen sind Wildtiere, die nicht zu domestizieren sind.www.imkerschule-wien.at www.biezen.at

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