Aus Liebe zur Bausubstanz

Aus Liebe zur Bausubstanz
Er kennt Wien wie seine Westentasche und gehört mit seiner Immobiliengruppe zu den großen Playern der Branche: Eugen Otto über den aktuellen Markt und warum es sich lohnt, in Zinshäuser zu investieren.

Das Geschäft mit Büros scheint derzeit nicht sehr spannend zu sein. Neben Gewerbeimmobilien vermitteln Sie aber auch einige der hochwertigsten Wohnungen der Stadt. Freuen Sie sich, dass Sie in dieses Segment ausweichen können?

Für uns ist der Büromarkt auch weiterhin spannend. Das hat unter anderem damit zu tun, dass wir in diesem Bereich längerfristig tätig sind. Das heißt, bei Projekten, die wir vor zwei Jahren mit Beratungen begonnen haben, können wir jetzt die Früchte unserer Arbeit ernten.

Wenn ein großer Mieter einen Standort für 3000 Mitarbeiter sucht, dann braucht das einen langen Vorlauf. Man muss drei Jahre vorher mit der Suche beginnen, man muss außerdem wissen, ob das Unternehmen Expansionsflächen braucht und welcher Standort zu seinem Image passt. Der Erste-Bank-Campus am neuen Hauptbahnhof-Gelände ist etwa für eine zentraleuropäische Bank sicher adäquat.

Das heißt, die Krise am Arbeitsmarkt trifft Sie nicht?

Nein, wir haben mehr als genug zu tun. Wir verwalten derzeit 550.000 Quadratmeter Bürofläche. Und wir betreuen Architektenwettbewerbe, etwa für den „Galaxy 21“-Turm in der Praterstraße. Das Gebäude war technisch gesehen am Ende seiner Lebensdauer, die Klima- und Belüftungsanlagen veraltet, obwohl das Hochhaus erst 1975 erbaut worden war.

In vielen Köpfen spukt immer noch der Gedanke herum, dass Zinshäuser die beste Geldanlage sind. Jetzt, wo so viele mit dem nötigen Kleingeld eines wollen: Trifft das überhaupt noch zu?

Das Wiener Zinshaus aus der Gründerzeit ist etwas ganz Besonderes. Es verfügt über eine wunderschöne Bausubstanz und es tut sich immer etwas.

Bei allen Immobilienformen, in die man investieren kann, steht das Segment Wohnen – am richtigen Standort, wohlgemerkt – sicher an erster Stelle. Hier hat man am wenigsten Risiko. Es gibt aktuell zwei Statistiken für Wien: Die eine spricht davon, dass jedes Jahr 20.000 Menschen in die Hauptstadt zuziehen, die andere von 30.000. Fest steht, dass es sich hier nicht nur um einen vorübergehenden Boom handelt, sondern auch weiterhin großer Bedarf an Angeboten bestehen wird. Wohnen in Wien ist von der Sicherheit des Investments also nahezu unschlagbar. Bisher waren es interessanterweise fast ausschließlich Österreicher, die in den Zinshausmarkt investiert haben. Das hat natürlich mit unserem Mietrechtsgesetz zu tun. Wenn Sie das einem Amerikaner erklären wollen, werden Sie große Mühe haben. Wenn Sie ihn dann noch aufklären über Mieterschutz, Kündigungsschutz und Preisschutz, dann wird der sagen: Okay, ich investiere lieber in Florida. Aber auch dort muss man den Markt natürlich sehr gut kennen, um eine Sache richtig einschätzen zu können.

Wie hoch ist denn derzeit die zu erwartende Rendite bei einem Zinshaus?

Da gibt es große Unterschiede. Im ersten Bezirk ist sie aufgrund der hohen Kaufpreise am niedrigsten. da kommen Sie kaum auf mehr als zwei bis 2,5 Prozent. Was sich in den letzten Jahren intensiviert hat, sind die Verkäufe außerhalb des Gürtels, weil hier die Preise mit einer bis 1,5 Millionen noch relativ überschaubar sind.

Die höchste Rendite erzielen Sie derzeit sicher im 10. Bezirk. Wir gehen dort derzeit von 4, 5 bis sechs Prozent aus.

Gibt es Objekte, die Sie am liebsten selbst behalten hätten und wo es Ihnen leidgetan hat, dass sie ein anderer bekommen hat?

Viele meiner Kollegen haben in den letzten Jahren höchst erfolgreich Gebäude gekauft und wieder verkauft. Meine Devise lautet: Ich handle nicht. Nur so kann ich gewährleisten, dass ich gegenüber meinen Kunden als unabhängiger Dienstleister agiere.

Zur Person

Eugen Otto hat während seines Jus-Studiums begonnen, in der Hausverwaltung seiner Mutter zu arbeiten. Seit 1990 leitet er den Familienbetrieb. Heute hat die Otto Immobilien Gruppe 70 Mitarbeiter und ist spezialisiert auf das Vermitteln hochwertiger Gewerbe- und Wohnimmobilien im Großraum Wien.

www.otto.at

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