Architekturreisen 2019: Auf der Kunstschiene

Architekturreisen 2019: Auf der Kunstschiene
Installationen in ganz Europa versetzen Berge, bauen Brücken und verwandeln Städte in Freiluftmuseen.

Schlafende Engel schweben über London und eine wandernde Berglandschaft zieht von einem Strand zum nächsten rund um Großbritannien. Kreative nutzen den Sommer in ganz Europa, um Städte mit ihrer Baukunst in Freiluftmuseen zu verwandeln. Der KURIER zeigt die spektakulärsten Stationen.

 

Sommer 2019: 

Architekturreisen 2019: Auf der Kunstschiene

Brücken bauen in Venedig

Lorenzo Quinn ist bekannt für Installationen, die zwischenmenschliche Beziehungen gefühlvoll thematisieren. Nun hat sein Talent im  venezianischen Stadtteil Castello  unter Beweis gestellt. Seine Skulptur „Building Bridges“ zeigt sechs Arme, die 15 Meter hoch und 20 Meter breit aus den Docks ragen. Laut Quinn steht jedes der sechs Handpaare für ein menschliches Ideal: Freundschaft, Weisheit, Hilfe, Vertrauen, Hoffnung und Liebe. „Venedig ist die Stadt der Brücken und der perfekte Ort, um ein Zeichen für eine vereinte Welt zu setzen.“ Building Bridges ist neben 28 weiteren Kunstwerken (Bild: Pavillon Saudi-Arabiens) im Rahmen der 58. Biennale in Venedig  zu sehen. 11. Mai bis 24. November in Venedig, Italien. www.labiennale.org

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Kritische Kunst in der Kirche

St. Nikolaj in Kopenhagen wurde im frühen 13. Jahrhundert als älteste Kirche Dänemarks gebaut. Nach einem Brand 1795 wurde sie aber mit anderen Funktionen (Feuerwehrstation, Marinemuseum oder öffentliche Bücherei) belebt. Um den Menschen die freie Kunst näherzubringen, gründete Knud Pedersen 1957  eine Bibliothek, in der Kunstwerke ausgeliehen werden konnten. Seither spielt das Gebäude eine Schlüsselrolle in der dänischen Kreativszene. Umbenannt in Nikolaj Kunsthal entwickelte sie sich zum Zentrum zeitgenössischer Kunst. Das Museum öffnet wieder am 28. Juni mit der Ausstellung Korea in Denmark/Welcome to the Moon Place. 29. Juni bis 8. September in Kopenhagen, Dänemark. www.nikolajkunsthal.dk

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Hürdenlauf durch Dessau

Das Bauhaus Museum in Dessau ist in diesem Jahr ein Fixtermin für Architekturaffine. Zum 100-Jahr-Jubiläum der von Walter Gropius gegründeten Bauhaus-Schule, wird in der Lehrstätte Dessau ordentlich gefeiert. Professoren und Schüler übersiedelten von Weimar zwischen 1925 und 1932 in die deutsche Stadt, schrieben dort Architekturgeschichte und prägten das Stadtbild bis heute. Das wird in der Freiraum-Ausstellung „Passagen“  deutlich. Riesige Kugeln oder quaderförmige Unterführungen weisen den Weg vom Bauhaus Museum in Richtung Innenstadt. Inspiriert ist das Konzept von Wassily Kandinskys Bewegungsstudie „Punkt und Linie zu Fläche“. 4. Mai bis 3. November 2019 in Dessau, Deutschland. www.bauhaus-dessau.de

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Abstrakte Kunst im Barockgarten

Dem „paradiesischen Garten“ folgt der „Garten der irdischen Sorgen“. Künstler Daniel Libeskind wurde eine besondere Ehre zuteil: Er durfte das erste zeitgenössische Kunstwerk im Barockgarten des Paleis Het Loo im niederländischen Apeldoorn installieren. Er nutzt diese Gelegenheit und  brachte den perfekt symmetrisch angelegten Garten aus dem Gleichgewicht. Bewusst arbeitete er mit dem ursprünglichen Gestaltungsgedanken, der ein Paradies auf Erden und die Vollkommenheit der göttlichen Schöpfung darstellt und wandte ihn ins Gegenteil. „Die Skulpturen sind giftige Nebenprodukte, die die Erde angreifen und vernichten. Ihre Unvollständigkeit bildet den Kontrast zum perfekten Garten.“ 2 April bis 29 September in Apeldoorn, Niederlande. www.paleishetloo.de

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Designhimmel in Weil am Rhein

250.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche für Design und Architektur – das klingt nach einem wahr gewordenen Traum. Möglich macht’s das Schweizer Designunternehmen Vitra, und zwar im deutschen Weil am Rhein. Neben dauerhaften Installationen zeigt das Design Museum umfassende Ausstellungen besonderer Talente. Diesen Sommer:  Architekt und Stadtplaner Balkrishna Doshi (geb. 1927). Er ist der erste indische Pritzker-Preisträger und einer der wenigen Architekten, die moderne Architektur in Indien etablierte, indem er sie mit lokalen Traditionen in Einklang brachte. Die Ausstellung präsentiert Projekte aus den Jahren 1958 bis 2014, die von der Planung ganzer Städte und Siedlungen bis hin zu Hochschulen reichen. Gezeigt werden Zeichnungen, Modelle und begehbare Rauminstallationen. 30. März bis 8. September in Weil am Rhein, Deutschland. www.design-museum.de

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Schlafende Engel in London

Hier sind Schnellentschlossene gefragt, denn das „Festival
of Architecture“ endet bereits am 30. Juni. Bis dahin laden
400 Events in vier Stadtteile (London Bridge, Royal Docks, City of London und Heart of London) zum Verweilen, Diskutieren, oder einfach nur Entspannen ein. So auch „Lunch Break“. Die Installation von KHBT Architekten und Künstler Ottmar Hörl zeigt 40 goldene Engel auf Schaukeln schlafend vor der St. Paul’s Kirche. „Die schützenden Engel haben sich eine Verschnaufpause verdient“, erklären die Kreativen. Aufgabe war, den historischen Wert des Platzes zu präsentieren, aber auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Neben geführten Spaziergängen und Ausstellungen finden Events wie „Musicity x Low Line“ statt, bei dem Musiker live Lieder schreiben – inspiriert von Gebäuden in der Umgebung. 1. Juni bis 30. Juni in London, Großbritannien. www.londonfestivalofarchitecture.org 

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Berge umrunden Großbritannien

Fünf Berge nehmen die Strände rund um Großbritannien ein. Allerdings nur bis die Flut die maßstabgetreuen Mini-Sandberge von Kilimandscharo, Mount Shasta, Fuji, Stromboli  und Uluru verschluckt. Kurz später stehen die Berge  am nächsten Strand. Schuld ist Katie  Paterson. Mit ihrem partizipativen Kunstprojekt „First There is a Mountain“ (dt: Am Anfang steht ein Berg) lädt sie jeden Sonntag zum Sandbergbauen. Ihr Ziel: Eine topografische Karte erstellen, die die ältesten Gesteine der Erde mit der Landschaft Großbritanniens verbindet. Die Sandformen sind aus Maisstärke. Sie werden kompostiert und verschwinden, wie das restliche Projekt, vollständig. 31. März bis 27. Oktober 2019 an der Küste Großbritanniens. www.firstthereisamountain.com

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Zirkus, Kunstgarten & Co. in Österreich

Auch in Österreich wird die Kunst diesen Sommer gefeiert. Der Wiener Rathausturm ist bereits seit einigen Monaten mit einem Werk des Wiener Künstlerduos Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl umhüllt. Die 1.500 Quadratmeter große Kunstaktion soll das Miteinander betonen und sich  in das 100-Jahr-Jubiläum des „Roten Wien“ einfügen. Aber auch in den Bundesländern ist einiges geboten. In den Swarovski Kristallwelten in Wattens laufen derzeit die Vorbereitungen auf Hochtouren, um alles für die Eröffnung unter dem Motto „Spektakuläre Zirkuswelt“  am 1. Juli auf Schiene zu bringen. In Graz können die Besucher hingegen bereits Ausstellungen und Führungen im „Kunstgarten“ (Foto) genießen. 

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