Architekturbüro Ole Scheeren: Mann der Superlative

Architekturbüro Ole Scheeren: Mann der  Superlative
Der deutsche Stararchitekt in Asien Ole Scheeren baut nun in Deutschland. Ein Balanceakt zwischen West und Ost.

Ole Scheeren entwirft Objekte der Superlative. Bauwerke, die in manchen Fällen das Statikverständnis von Laien in eine Glaubenskrise stürzen. Seine Werke sorgen für Aufsehen und prägen ihr Umfeld nachhaltig. Es sind Bauwerke, die den Charakter ihrer Umwelt betonen, Akzente setzen.

Das zeigt auch die „Shenzhen Wave“

Die Entwürfe des geplanten Hauptquartiers für den chinesischen Telekom-Riesen ZTE sorgen ob seiner wellenförmigen Konstruktion am Ufer der südchinesischen Metropole gegenüber von Hongkong für Staunen.

Architekturbüro Ole Scheeren: Mann der  Superlative

Die Welle wird 60 Meter hoch und 120 Meter lang sein. Und sie bietet der ZTE-Konzernzentrale 48.700 Bürofläche, 2.000 Ausstellungsfläche und 2.000 Klublounge.

„Die Menschen können sich vertikal und diagonal durch das Gebäude bewegen“, sagt Scheeren. „Die Welle ist der Verbindungsraum, der das Miteinander verschmilzt“ beschreibt der Karlsruher Stararchitekt seine Welle in Interviews.

Das Gebäude unterstreicht seine eigene Dialektik:Einerseits das Umfeld des Bauwerks an der Shenzhen Bay und anderseits seinen Zweck als Hauptsitz chinesischer Telekommunikation über die Ufer hinweg.

Architekturbüro Ole Scheeren: Mann der  Superlative

Es ist nicht das erste Gebäude des deutschen Architekten, das in Fernost den Anblick von Mega-Cities prägt.

Zu seinen Bauwerken zählen etwa auch das 314 Meter hohe und damit zweithöchste Gebäude Thailands, das MahaNakhon Hotel in Bangkok, das Twin Tower Duo in Singapur oder der CCTV Tower in Peking – das Hauptquartier von China Central Television, dem chinesischen Staatsfernsehen.

Der CCTV Tower, der bereits 2012 fertiggestellt wurde, hat dem gebürtigen Karlsruher Kultarchitekten nicht nur Lob eingebracht.

Kritikern werfen ihm und seinem damaligen Partner, dem niederländischen Architekten Rem Koolhaas, vor mit Propaganda Geschäfte zu machen.

Durchbruch trotz Kritik

Dieses Projekt aber dürfte in vielerlei Hinsicht ein Wendepunkt für Ole Scheeren gewesen sein. In einem Interview nach Fertigstellung des CCTV-Towers sagt Scheeren zur dpa Peking, dieses Projekt hätte sein Leben verändert.

Der Tower in Peking gilt als Durchbruch in Scheerens Architekturkarriere in Fernost. Asien wird sein Lebens und Schaffensmittelpunkt.

1995 beginnt der heute 49-jährige Sohn eines Architekten für seinen Lehrmeister Rem Koolhaas in dessen Architekturbüro Office for Metropolitan Architecture (OMA) in Rotterdam zu arbeiten.

2002 wird er Partner und mit der Leitung des Büros in Peking betraut, um das gesamte Asiengeschäft zu leiten. Dabei ist er federführend für das Design und die Realisierung des CCTV-Towers zuständig.

Bis er sich 2010 mit einem eigenen Unternehmen, „Büro Ole Scheeren“ (OS), selbstständig. Durch seine Designs avancierter er schnell zum Shootingstar in Fernost und führt Büros in Peking, Hongkong, Bangkok, New York, London und Berlin-Moabit mit rund 80 Mitarbeitern.

Nicht besonders groß für ein derart umtriebiges Architekturbüro, das erlaube ihm aber, alle seine Projekte selbst zu entwickeln, erklärt der viel beschäftigte Architekt Medienvertretern in diversen Interviews.

Zwischen Fernost und Europa

Nachdem er seine Spuren in asiatischen Metropolen wie Hongkong hinterlassen hat, ist nun wieder Europa an der Reihe.

Aber ist Europa bereit für Scheeren-Bauten. Es ist fraglich, ob etwa eine Shenzhen Wave auch in Österreich oder Deutschland gebaut werden würde. "Tatsächlich existiert in Europa eine gewisse Zurückhaltung bezüglich derartiger Anlagen. Dieses Zögern stammt vielleicht auch aus einer Zeit mit einem anderen Fokus, wo es hauptsächlich darum ging, Wohnraum in kürzester Zeit zu maximieren ohne allzu sehr auf die menschliche Ebene einzugehen", sagt Scheeren zum KURIER.

Es ist ein erster architektonischer Ausflug in sein Heimatland Deutschland.In Frankfurt am Main ist OS nun mit der Umwandlung eines bedeutenden Baus betraut worden.

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Er verwandelt das 1977 von Albert Speer erbaute Unions-Hochhaus in ein Wohnhaus um. Der „Riverbank Tower“ soll die Gegend am Mainufer aufwerten. Konkurrenten äußern sich in Medien kritisch, sie fürchten eine „Chinaisierung der deutschen Architektur“, wie das Handelsblatt schreibt.

Auf KURIER-Anfarge erklärt der Architekt: "In ganz Europa gibt es viel Bestand, der nicht mehr adäquat ist. Mit dem Riverpark Tower bauen wir ein Bürogebäude aus den 70er Jahren zu Wohnraum um. Wir verwandeln einen sehr schweren Bau, der im Stil des Brutalismus errichtet wurde, in etwas Leichtes, Offenes und Positives"

Es bleibt abzuwarten, ob sich Scheerens asiatische Erfolgskonzepte der Superlativen auf europäische Stadtbilder übertragen lassen und im Westen gleichermaßen gefeiert werden.

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