Architektur: Ein Elefant für die Stadt

Architektur: Ein Elefant für die Stadt
Die Franz & Sue-Chefs Michael Anhammer und Erwin Stättner über ihren Kreativcluster "Stadtelefant" im Wiener Sonnwendviertel

KURIER: Vor ein paar Wochen haben Sie mit einem rauschenden Fest den „Stadtelefant“ eröffnet. Funktioniert das Gebäude so wie geplant?

Michael Anhammer: Beim Fest haben die Gäste den Platz vor dem Gebäude genutzt und das Stadtviertel belebt. Genau das ist unser Ziel: Wir wollen mehr bieten als nur unsere sieben Büros und einen Beitrag für das neue Viertel leisten.

Architektur: Ein Elefant für die Stadt

Im Stadtelefant arbeiten mehrere Architekturbüros und baunahe Unternehmen unter einem Dach

Ungewöhnlich ist, dass Franz & Sue als Architekturbüro gleichzeitig Bauherr und Projektentwickler war. Wie kam das?

Anhammer: Die Kernidee war, dass wir uns schon immer mit anderen Architekturbüros ausgetauscht haben. Wir veranstalten seit zehn Jahren den „Fight Club“, wo wir regelmäßig mit anderen Büros über laufende Projekte offen diskutieren. Deshalb wollten wir die Idee der Vernetzung auch baulich umsetzen und haben mit den befreundeten Wiener Architekturbüros SOLID und Plov und den branchennahen Unternehmen A-NULL Bausoftware und Hoyer Brandschutz den Stadtelefant errichtet. Jedes Unternehmen besitzt nun einen Teil des Hauses.

Kooperation klingt gut. Aber gibt es nicht doch eine gewisse Angst, sich gegenseitig etwas abzuschauen?

Erwin Stättner: Franz&Sue wären ohne kritischem Feedback der Kollegen nicht dort, wo wir heute stehen. Ein Beispiel: Kurz vor Abgabe des Wettbewerbsentwurfs für das Tiroler Sammlungs- und Forschungszentrum, wofür wir kürzlich sogar einen internationalen Preis bekamen, fand ein Fight Club statt. Ein Kollege meinte, er würde das Gebäude viel tiefer in die Erde setzen. Das machten wir und siehe da: Aus 150 Teilnehmern gewannen wir.

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Im Stadtelefant wurde eine neue Beton-Bauweise getestet

Der Stadtelefant wurde aus Beton gebaut. Warum?

Stättner: Beton ist ein ehrliches Material. Wir haben auf ein Verfahren aus dem Supermarkt-Bau zurückgegriffen: Die Betonteile werden vorgefertigt und wie Sandwich-Elemente zusammengefügt. Zwischen Innen- und Außenwand befindet sich eine Dämmung. Die Innenwände wirken sehr wohnlich, weil sie leicht aufgeraut und mit Holz kombiniert wurden. Der Stadtelefant ist ein Prototyp, der für den sozialen Wohnbau skalierbar ist.

Das Haus wirkt von außen sehr schlicht, so gar nicht nach spektakulärer Architektur. Absicht?

Anhammer: Das Gebäude ist ein Statement. Von innen soll es glühen und leben, und außen soll es würdig altern können. Beton altert in Würde. Die Langlebigkeit gelingt außerdem ähnlich wie bei Gründerzeithäusern: Hohe Räume, die flexibel sind, sodass auch andere Nutzungen möglich werden. Schließlich weiß man nicht, welche Art von Raum in 20 Jahren benötigt wird.

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Die von Franz & Sue entworfene Schatzkiste Tirol wurde kürzlich international ausgezeichnet

Apropos Zukunft: Wie groß will Franz&Sue als Büro noch werden?

Anhammer: Das hängt davon ab, wie viele Projekte wir gewinnen. Aber um professionell arbeiten zu können, ist eine gewisse Größe sicher vorteilhaft. Wir können uns jetzt eine eigene Wettbewerbsabteilungen leisten. Es macht Spaß, Dinge professionell anzugehen.

Franz&Sue hat bisher sehr verschiedene Gebäudetypen geplant: vom Justizgebäude Salzburg über Schulen bis hin zum Wohnbau. Welche Art von Projekten interessiert Sie?

Stättner: Uns macht die Bandbreite Spaß. Wir denken nicht formal. Bei uns ist es nicht so, dass wir uns zuerst eine wilde Form ausdenken, und dann soll Leben im Gebäude entstehen. Es geht darum, dass die Nutzer langfristig gut im Gebäude leben können und aus deren Bedürfnissen entsteht die Form.

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Das Justizgebäude Salzburg wurde kürzlich fertig gestellt

Wie läuft der kreative Prozess?

Stättner: Wir versuchen, ganz genau zu verstehen, was der Auftraggeber und die Nutzer wollen. Dazu muss man sich die Wettbewerbsauslobung ganz genau und mehrmals durchlesen. Wir denken uns ins Gebäude hinein. Das ist anstrengend, aber Pflicht. Und dann gibt es noch die Kür: Das kleine oder große Etwas, das wir noch zusätzlich bieten können.

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