4.000 Entwürfe für das Haas Haus
„Wiener Wut“ und „Hände weg vom Stephansplatz!“ titeln Tageszeitungen vor 35 Jahren. Der Grund: Österreichs Star-Architekt Hans Hollein wird mit einer Umbaustudie des Haas Haus beauftragt. Aus dem Umbau wird ein Neubau – und zwar einer der meist diskutierten, umstrittensten und schließlich populärsten der Zweiten Republik. Der hitzige Diskurs, die über 4.000 Entwurfskonzepte vor der Fertigstellung 1990 und die Geschichte des „Eckhauses der Nation“ sind jetzt im Architekturzentrum Wien (Az W) anlässlich des 85. Geburtstags von Hans Hollein (gestorben 2014) zu sehen.
Hans Hollein ausgepackt: Das Haas Haus
Der Rundgang durch die Ausstellung „Hans Hollein ausgepackt: Das Haas-Haus“ beginnt mit einer Geschichte des Ortes und zeigt die Grundrisse des Baus im früheren römischen Legionslager. Das erste Haas Haus wurde an diesem Platz zwischen 1865–1867 von August Siccard von Siccardsburg und Eduard van der Nüll geplant. „Rund 90 Jahre später ging der Bau 1945 zeitgleich mit dem Stephansdom in Flammen auf“, erklärt Kuratorin Mechthild Ebert.
Das zweite Haas Haus, ein „Nachkriegsbau“, stellten Carl Appel, Max Fellerer und Eugen Wörle 1953 fertig. Ein neuer Besitzer des Hauses beauftragte schließlich Hans Hollein Mitte der 80er-Jahre mit der berühmten Umbaustudie. „Es stellte sich heraus, dass ein Neubau günstiger als eine Renovierung ist“, erzählt Ebert.
Sobald die Pläne publik wurden, gingen die Wogen hoch. „Der Medienaufschrei war enorm. Auch die internationale Presse hat berichtet“, weiß Angelika Fitz, Direktorin des Az W.
Proteste gegen den Abriss
Gegen den Abriss des Nachkriegsbaus kämpfte ein „Proponenten komitee“ unter der Leitung des Architekten Walter Jaksch, aber auch Teile der Bevölkerung. Fitz: „Alle schienen eine Meinung zu diesem innerstädtischen Bauvorhaben zu haben.“ Die Entscheidung für den Neubau traf schließlich der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk.
Neben dem öffentlichen Diskurs zeigt die Ausstellung auch den umfangreichen Entwurfsprozess Holleins. „Das Haas-Haus ist sein prominentestes Werk in Wien“, erklärt Fitz. Er habe sein ganzes Können, Wissen und Energie in die Entwurfsmethoden gelegt. „Besucher können das Verwerfen und Wiederaufgreifen von Varianten, seine Akribie und das Suchen nach einer Lösung für diesen Ort gut nachvollziehen.“
Kommentare